Schwarzes Moor

Im Biosphärenreservat Rhön gelegen, befindet sich das Schwarze Moor auf dem Gebiet der unterfränkischen Gemeinde Hausen im Dreiländereck von Bayern, Thüringen und Hessen. Mit einer Größe von 66,4 Hektar stellt es das größte Moor in der Rhön dar, bestehend aus Niedermoor und Hochmoor. Auf 770 bis 782 Meter Meereshöhe erstreckt es sich am südöstlichen Hang des Querenberges in einer Hangmulde. Entwässert wird das Moor im Süden über den Eisgraben, der nach 6 Kilometern in die 400 Meter tieferliegende, zum rhenanischen Flusssystem gehörende Streu mündet, sowie über die 3 Kilometer entfernte hessische Ulster, deren Wasser über Werra und Weser schließlich in die Nordsee fließt.

Den Namen Schwarzes Moor erhielt es nach Angaben des Naturforschers Franz Anton Jäger, weil das rote Magellans Torfmoos, das dem ebenfalls in der Hochrhön gelegenen Roten Moor den Namen gab, im Schwarzen Moor aufgrund der größeren Nässe nicht richtig keimt und stattdessen schwarz verfault.

Beschreibung
Nach der letzten Eiszeit vor etwa 12000 Jahren wurden in der heutigen Rhön tonhaltige Sedimente in Hangmulden abgelagert, welche durch Firnerosion und Hangfließen entstanden waren. Auf diesen wasserundurchlässigen Tonschichten bildeten sich grundwassergespeiste Niedermoore. Eines dieser Niedermoore ist das Schwarze Moor, das im Laufe der Zeit zu einem regenwassergespeisten Hochmoor, auch Regenmoor genannt, wurde. Reichlich Niederschlag sowie tiefe Bodentemperaturen führten dazu, dass abgestorbenes Pflanzenmaterial im sauren und sauerstoffarmen Wasser des Moors nicht vollständig zersetzt wurde und sich als Torf ablagerte. Das Moor wuchs in die Höhe und es entstand eine bis zu 8 Meter mächtige Torfschicht, die nun nicht mehr durch Grundwasser, sondern nur noch durch Regenwasser nass gehalten wurde. Somit wurde aus dem einstigen Niedermoor ein Hochmoor, zumindest im zentralen Bereich. Im Randbereich ist das Schwarze Moor weiterhin ein Niedermoor.

Das Schwarze Moor besteht aus einer an den nördlichen Rand verlagerten Hochfläche, auf der sich das Hochmoor befindet. Dieser zentrale Teil des Moors besitzt eine fast rechteckige Form von 800 Metern Länge und 400 Metern Breite in nordwestlich-südöstlicher Ausrichtung. Das Hochmoor ist kuppelartig gewölbt, so dass die Moorfläche nach allen Seiten hin abfällt. Dadurch entstehen auf den geneigten Flächen parallel zu den Höhenlinien bis zu 50 Meter lange und bis zu 3 Meter tiefe, mit Wasser gefüllte Spalten in der Moorvegetation, die sogenannten Flarken. Diese Flarken werden durch Bulten, bewachsene Erdwälle, voneinander getrennt, so dass das Moor von seinem höchsten Punkt aus terrassenartig absteigt. Eine Eigenart des Schwarzen Moors sind die Mooraugen, auch Kolke oder Blänke genannt. Während solche Wasserlöcher meistens im Zentrum von Hochmooren liegen, befinden sie sich im Schwarzen Moor in dessen Randbereich. Wie diese Mooraugen entstehen, ist noch nicht vollständig erforscht. Das größte Moorauge im Schwarzen Moor hat eine Fläche von 500 Quadratmetern und 2,5 Meter Wassertiefe. Am Grund des Moorauges gibt es eine 1,5 Meter dicke Torfschlammschicht, unter der sich eine wasserundurchlässige Lehmschicht befindet.

Klima
In der Hochrhön herrscht ein raues Klima. Bis zu 110 Tage im Jahr liegt Schnee, an etwa 200 Tagen jährlich gibt es Nebel, die Vegetationsperiode von Mai bis Oktober ist kurz. Das Schwarze Moor stellt dann in dieser Umgebung zusätzlich eine Kälteinsel dar. Auf den ungeschützten Hochflächen des Moors kann es zu jeder Jahreszeit Frost geben. Mit über 1000 mm Niederschlag ist es darüber hinaus nicht nur kalt, sondern auch nass. Ideale Voraussetzungen für die Bildung eines Moors.

Flora
Im Schwarzen Moor gibt es unterschiedliche Vegetationszonen. Vom im Zentrum gelegenen Hochmoor bis zum den Rand des Moors bildenden Fichtenforst besteht das Schwarze Moor aus fünf sehr unterschiedlichen Bereichen mit jeweils eigener Tier- und Pflanzenwelt.

Das Hochmoor
Im Zentrum des Schwarzen Moors gelegen, bietet das Hochmoor mit seinen nassen und nährstoffarmen Bedingungen nur speziell an diesen Lebensraum angepassten Pflanzen eine Lebensgrundlage. Sieben von deutschlandweit 30 Torfmoosarten leben hier, beispielsweise das rötlich gefärbte und mit auffallend großen Blättern ausgestatte Magellans Torfmoos (Sphagnum magellanicum) und das Spieß-Torfmoos (Sphagnum cuspidatum). Da das Hochmoor ausschließlich durch nährstoffarmes Regenwasser bewässert wird, gedeihen hier nur Pflanzen, die wenig Nährstoffe brauchen oder sich als fleischfressende Pflanzen wie Rundblättriger Sonnentau oder Fettkraut durch die Verdauung von Insekten mit Nährstoffen versorgen. Darüber hinaus lassen sich im Schwarzen Moor auch seltene Pflanzen wie Siebenstern, Sumpffarn, Torfgränke und Straußblütiger Gilbweiderich finden.

Das Moorrandgehänge
An die Hochfläche des Hochmoors schließt sich das abfallende Gelände des Moorrandgehänges an. Da sich hier das Wasser aufgrund des Gefälles nicht so gut staut, ist dies der trockenste Teil des geamten Moors. Hier fühlen sich verschiedene Beerenarten wie Heidelbeere, Rauschbeere, Schwarze Krähenbeere und Gewöhnliche Moosbeere wohl, es wachsen aber auch Moorbirke, Kiefer und Besenheide.

Das Niedermoor
Das Niedermoor liegt am unteren Ende des Moor-Randgehänges und somit tiefer als das Hochmoor. Es erhält dadurch nicht nur Wasser in Form von Regen und Schnee, sondern wird auch durch das deutlich nährstoffreichere Grundwasser gespeist. Das Grundwasser schwemmt Nährstoffe aus den umliegenden mineralischen Böden und bietet somit der Pflanzengesellschaft Kleinseggenriede einen Lebensraum. Hierzu zählen Binsen, Seggen und Wollgräser wie Scheidenwollgras, Schmalblättriges Wollgras, Grausegge, Hundsstraußgras, Sumpfblutauge, Sumpflabkraut, Sumpfkratzdistel und Fieberklee.

Waldgebiet am Moorrand und Fichtenforst
Dieser Bereich wird besonders durch die Karpatenbirke, eine Unterart der Moorbirke, geprägt. Nach außen begrenzt wird das Schwarze Moor durch einen Fichtenforst, der einst durch den Reichsarbeitsdienst angelegt wurde.

Fauna
Das Schwarze Moor ist nur für relativ wenige Tierarten ein geeigneter Lebensraum. Zu den hier lebenden Tieren zählen Baummarder, Steinmarder, Mauswiesel, Iltis, Hermelin, Dachs, Fuchs und Sumpfspitzmaus sowie der in den 1970er Jahren eingewanderte Waschbär. Auch Rotwild, Feldhasen, Eichhörnchen und Siebenschläfer sind hier anzutreffen. Für Birkhühner ist das Schwarze Moor einer der letzten verbliebenen Lebensräume außerhalb der Alpen. Weitere im Schwarzen Moor lebende Vogelarten sind Bekassine, Zwergschnepfen, Gemeine Binsenjungfern, Baumpieper, Wiesenpieper, Feldschwirle, Waldschnepfen und in geringer Anzahl der Auerhahn. Auch der Wachtelkönig ist als seltener Gast vereinzelt anzutreffen, weiterhin haben Rotmilan, Turmfalke und Mäusebussard hier Reviere. Auch Amphibien und Reptilien bevölkern das Moor. Der Feuersalamander bevorzugt die trockeneren Gebiete, während seine amphibischen Verwandten Bergmolch, Teichmolch, Grasfrosch und Erdkröte in den Flarken und Mooraugen zu Hause sind. Im Moor leben auch Kreuzottern sowie Reptilien wie Blindschleiche und Mooreidechse. Auch einige Libellenarten wie Arktische Smaragdlibelle, Torf-Mosaikjungfer, Sumpf-Heidelibelle und die Große und die Kleine Moosjungfer sind im Schwarzen Moor heimisch. Die Hochmoor-Mosaikjungfer gilt im Schwarzen Moor leider als ausgestorben.

Tourismus
Das Schwarze Moor steht seit 1939 unter Naturschutz und ist in der Liste der 100 schönsten Geotope Bayerns verzeichnet. Als UNESCO-Biosphärenreservat ist es streng geschützt. Dennoch ist es für Besuchende zugänglich. Auf einem Holzbohlenpfad sind einige Bereiche für Interessierte erreichbar. Auf Informationstafeln entlang des Rundwegs wird Wissenswertes rund um das Schwarze Moor vermittelt. Das Betreten des Moors außerhalb des Holzbohlenpfads ist wegen der Trittempfindlichkeit der Vegetation verboten. Einen beeindruckenden Überblick erhält man von einem Aussichtsturm am Rand des Moors.

Klimawandel und Maßnahmen zur Erhaltung
Auch das Schwarze Moor ist von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Höhere Temperaturen und sinkende Niederschlagsmengen trocknen das Moor langsam aus. Auf den trockener werdenden Flächen können sich vermehrt Kiefern und Birken ansiedeln, die dem Moor dann zusätzlich Wasser entziehen. Es wird in Wissenschaft und Politik darüber diskutiert, welche Maßnahmen zum Schutz des Schwarzen Moors getroffen werden können. Einerseits ist das Schwarze Moor seit 1978 ein Naturwaldreservat, wodurch Eingriffe durch den Menschen untersagt sind. Somit ist das Entfernen von Bäumen nicht erlaubt. Andererseits steht das Schwarze Moor als FFH-Gebiet (europäisches Schutzgebiet nach Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) unter Natur- und Landschaftsschutz und die Bundesrepublik Deutschland hat sich verpflichtet, das Schwarze Moor in seinem Zustand als Moor zu erhalten und eine Verschlechterung, also z.B. Austrocknen und Bewaldung, bei Strafe zu verhindern. Das Verschwinden des Schwarzen Moors wäre nicht nur hinsichtlich seines Wertes für seltene Tier- und Pflanzenarten sowie seiner touristischen Attraktivität als eines der wenigen verbliebenen Hochmoore in Deutschland dramatisch und bedauernswert. Moore sind auch ein wichtiger CO2-Speicher, sie nehmen Kohlendioxid auf, speichern es und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel.