Autoren

  • Patrick Süskind

    Patrick Süskind gilt, trotz seines sehr schmalen Gesamtwerks, als einer der erfolgreichsten Schriftsteller und Drehbuchautoren und zählt zu den berühmtesten bayerischen Autoren unserer Zeit. Das Licht der Welt erblickte er am 26. März 1949 in Ambach (Starnberger See) und wuchs in Holzhausen auf. Er studierte von 1968 bis 1974 Geschichte in München und Aix-en-Provence. Schon während dieser Zeit fing er an, Geschichten niederzuschreiben.

    Die Uraufführung zu „Der Kontrabass“, ein humorvoll-melancholischer Monolog eines Kontrabassisten über sich selbst, fand 1981 in München statt. Es war in der Spielsaison 1984/85 mit über 500 Aufführungen das am häufigsten gespielte Stück im europäischen Raum.

    Sein größter Erfolg
    Internationale Beachtung erlangte Süskind mit seinem Roman „Das Parfum“ aus dem Jahr 1985. Der Hauptcharakter Jean-Baptiste Grenouille, geboren im 18. Jahrhundert, hat selbst einen einzigartigen Geruchssinn, aber keinen eigenen Körpergeruch.

    Mit einer Gesamtauflage von über 20 Mio. Exemplaren und Übersetzungen in fast 50 Sprachen gehört es zu den bestverkauften Büchern des 20. Jahrhunderts. Die Filmrechte bekam der befreundete Filmproduzent Bernd Eichinger im Jahr 2001, also lange Zeit nach dem Entstehen des Romans, da sich Süskind lange gegen eine Verfilmung verwehrte.

    Dessen filmische Umsetzung „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“ (Regie: Tom Tykwer) kam 2006 in die Lichtspielhäuser und war an der Kinokasse sehr erfolgreich. Im Sommer 2018 hatte „Das Parfum“ (u.a. mit August Diehl) als Krimi-Serie seine Weltpremiere auf dem Filmfest München.

    2006 erschien mit dem philosophischen Essay „Über Liebe und Tod“ sein bisher letztes belletristisches Werk.

    Süskind war auch selbst an Serien- und Kinodrehbüchern wie „Rossini“ (1997) beteiligt. Diese Werke enthalten teils autobiographische bzw. ironische Anspielungen: So wehrt sich in „Rossini“ ein sehr verschlossener Schriftsteller dagegen, dass man sein Werk verfilmt.

    Kein Interesse an der Schickeria: der Familienmensch
    Süskind vermeidet öffentliche Auftritte und die Präsenz in den Medien; es existieren nur wenige Bilder von ihm. Verschiedene renommierte Auszeichnungen lehnte er ab.

    Er wird gerne als öffentlichkeitsscheu beschrieben, ist aber möglicherweise nur nicht an falscher Selbstdarstellung und der Schickeria interessiert. Man charakterisiert ihn als Familienmensch; sein Spitzname im Freundes- und Familienkreis ist Petzi (nach dem Bären in der gleichnamigen Comic-Kinderbuchreihe).

    Werke (Belletristik)
    1981 Der Kontrabass
    1985 Das Parfum
    1987 Die Taube
    1991 Die Geschichte von Herrn Sommer
    1995 Drei Geschichten
    2006 Über Liebe und Tod

    Drehbücher (gemeinsam mit Helmut Dietl)
    1980 Der ganz normale Wahnsinn (zwei Folgen)
    1982 Monaco Franze – Der ewige Stenz
    1986 Kir Royal (zwei Folgen)
    1997 Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief
    2005 Vom Suchen und Finden der Liebe

  • Lena Christ (1881 – 1920)
    Auch fast ein Jahrhundert nach ihrem Tod gehört Lena Christ für viele zu den bekanntesten bayerischen Autorinnen. Man zieht sie gerne heran, wenn es um die ungeschönte und doch humorvolle Darstellung des Lebens der ländlichen Bevölkerung und der Arbeiterklasse geht.

    Auch sieht man sie als starke Persönlichkeit an, die früh mit familiärer Ausbeutung und später im Leben mit verschiedenen widrigen Umständen konfrontiert war. Schreiben war für sie ein Anschreiben gegen ihr Leid. Passend ist hier die Bezeichnung der Autorin als „Glückssucherin“. Dies ist der Titel ihrer Biografie, die Gunna Wendt (Trägerin des Schwabinger Kunstpreises) 2012 veröffentlicht hat.

    „Erinnerungen einer Überflüssigen“
    Lena Christ wurde am 30. Oktober 1881 im oberbayerischen Glonn (Landkreis Ebersberg) geboren. Mit nur acht Jahren musste sie in der Münchner Wirtschaft der Eltern anstrengend körperlich arbeiten. 1898 ging sie, als eine Art Fluchtversuch, ins Kloster in Ursberg. Anderthalb Jahre später kehrte sie jedoch wieder zurück.

    Kurz danach heiratete sie zum ersten Mal und bekam zwei Kinder. Die Ehe mit dem Buchhalter Anton Leix, der Alkoholiker war, hielt acht Jahre. Die finanziellen Nöte des Ehemanns brachten auch Lena Christ in Schwierigkeiten und so begann sie mit dem Schreiben. Bei dieser Tätigkeit lernte sie den Schriftsteller Ludwig Thoma kennen.

    Dieser unterstütze sie bei ihrem Werk „Erinnerungen einer Überflüssigen“ (1912), in der sie detailliert und mit eingestreuten Dialekt-Passagen ihre Kindheit und Jugend festhielt. Ihren zweiten Ehemann, den Schriftsteller und Archivar Peter Jerusalem (1877-1954), beschreibt man aber als den Entdecker von Lena Christs schriftstellerischem Talent.

    Schwankender Erfolg
    In den acht Jahren nach den „Erinnerungen einer Überflüssigen“ sollten noch einige weitere Bücher folgen. Nicht all ihre Werke waren ein Erfolg: „Lausdirndlgeschichten“ etwa verkaufte sich schlecht, von der Soldaten-Erzählung „Unsere Bayern anno 14“ hingegen gab es bald weitere Auflagen und Bände. König Ludwig III. interessierte sich für die junge Autorin und empfing sie für eine Unterhaltung.

    Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs verließ sie ihren zweiten Eheman und begann, bereits an Tuberkulose erkrankt und in finanzielle Schwierigkeiten geraten, mit dem anscheinend laienhaften Fälschen von Bildern.

    Die Furcht vor einer Strafe wird häufig im Zusammenhang mit ihrem Selbstmord genannt: Mit nur 38 Jahren nimmt sie sich mit Zyankali das Leben. Das Gift besorgte ihr letzter Ehegatte, Peter Jerusalem.

    Verfilmungen und Ehrungen
    1981 verfilmte der Bayerische Rundfunk den Roman „Die Rumplhanni“ und 1993 „Madame Bäurin“. Bereits 1970 debütierte der spätere Lindenstraßen-Produzent Hans W. Geißendörfer mit der Verfilmung des Lebens der Schriftstellerin „Der Fall Lena Christ“.

    In der Ruhmeshalle an der Münchner Theresienwiese steht seit dem Jahr 2000 ein Büste von Lena Christ. In ihrer Geburtsstadt Glonn finden sich u.a. eine Gedenktafel und eine Lena-Christ-Stube im Heimatmuseum.

    Werke (Auszug)
    1912 Erinnerungen einer Überflüssigen
    1913 Lausdirndlgeschichten
    1914 Mathias Bichler
    1914 Unsere Bayern anno 14. Erster Teil
    1915 Unsere Bayern anno 14/15. Zweiter Teil
    1915 Unsere Bayern anno 14/15. Dritter Teil
    1916 Die Rumplhanni
    1919 Bauern
    1919 Madam Bäuerin

  • Marieluise Fleißer (1901 – 1974) „Eine Sensation“ (Thomas Mann über die Schriftstellerin Marieluise Fleißer)

    Es war einer der Theaterskandale in der Weimarer Republik: Marieluise Fleißers „Pioniere in Ingolstadt“, das 1929 in der Inszenierung durch Bertolt Brecht auf die Berliner Bühne kam, sorgte für eine regelrechte Hetzjagd auf die junge Autorin. Vor allem in ihrer Geburtsstadt Ingolstadt sorgten militaristische Stimmen und die rechtsgerichtete Presse dafür, dass sie ihre Heimat verließ.

    In dem Stück der 1901 geborenen Autorin treffen Dienstmädchen auf Pioniere, die in Ingolstadt für einen Brückenbau stationiert sind. Diese sexuell aufgeladene Beziehung ist geprägt von Demütigungen und Abhängigkeiten; die Enttäuschungen der Personen spiegeln sich in der realistischen und dialektgefärbten Sprache Fleißers wider.

    Man ordnet ihr Opus auch unter dem Begriff „Neue Sachlichkeit“ ein. Diese Epoche bringt man häufig in Verbindung zur Geschichte der Weimarer Republik (1918-1933). Auch der Begriff „Kritisches Volksstück“ fällt im Zusammenhang mit ihrem Werk.

    In Berlin
    Fleißer, die bisher nur für das Studium der Theaterwissenschaften in München ihre Geburtsstadt verließ, lebte bis 1932 in Berlin und war dort als freie Schriftstellerin tätig. 1931 erschien ihr einziger, biographisch gefärbter Roman „Mehlreisende Frieda Geier“ (1972 überarbeitet unter dem Titel „Eine Zierde für den Verein“, auch als Hörbuch erhältlich). Von Brecht hatte sie sich längst losgesagt.

    Anschließend kehrte sie nach Ingolstadt zurück. Sie heiratete Josef Haindl, der einen Tabakwarenladen führte. Bereits während ihrer Berliner Zeit war sie in einer kräftezehrenden Beziehung mit dem Journalisten Hellmut Draws-Tychsen; die bereits bestehende Verlobung mit Haindl löste sie temporär auf. Um sich über Wasser zu halten, half sie in Haindls Geschäft aus. Ihre Schriftstellertätigkeit kam dabei praktisch zum Erliegen.

    1935 traf sie, unter anderem aufgrund von „Pioniere in Ingolstadt“ ein Schreibverbot der Nationalsozialisten, drei Jahre später hatte sie einen Nervenzusammenbruch. Ihr Mann starb 1958, ab dieser Zeit war sie wieder zunehmend als Autorin tätig.

    Wenige Jahre später kam es zu einem Fleißer-Revival, als u.a. die Regisseure Rainer Werner Fassbinder und Peter Stein sie erneut entdeckten und ihren Namen an die Öffentlichkeit trugen. 1971 brachte Fassbinder „Pioniere in Ingolstadt“ auf die Leinwand (zu den Schauspielern gehörten etwa Hanna Schygulla, Walter Sedlmayr und Günther Kaufmann).

    Marieluise Fleißer starb am 2.2.1974 in Ingolstadt. Ihre gesammelten Werke erschienen im berühmten Suhrkamp Verlag. Seit 1981 vergibt die Stadt Ingolstadt den Marieluise-Fleißer-Preis.

    Werke (Auswahl)
    1923 Meine Zwillingsschwester (später als „Die Dreizehnjährigen“ erschienen)
    1925 Die Stunde der Magd
    1926 Ein Pfund Orangen
    1926 Fegefeuer in Ingolstadt (eigtl. „Die Fußwaschung“)
    1927 Die Nachgiebige
    1928/1929/1968 Pioniere in Ingolstadt (in drei Fassungen erschienen)
    1929 Die möblierte Dame mit dem mitleidigen Herzen
    1929 Sportgeist und Zeitkunst. Essays über den modernen Menschentyp.
    1963/1972 Eine ganz gewöhnliche Vorhölle
    1965 Die im Dunkeln
    1966 Der Venusberg
    1966 Frühe Begegnung. Erinnerungen an Brecht.
    1971 Findelkind und Rebell. Über Jean Genet.
    1950 Der starke Stamm, 1. Fassung
    1972 Gesammelte Werke, 1. Band
    1973 Ich ahnte den Sprengstoff nicht

  • Lion Feuchtwanger (1884 – 1958) „Bauen, brauen, sauen“ (Münchens Wahlspruch in dem Roman „Erfolg“) Er gehört wohl zu den berühmtesten bayerischen Exil-Literaten: Lion Feuchtwanger, am 7.7.1884 in München geboren, ist vielen durch den Roman „Jud Süß“ bekannt. Der Autor beschrieb in vielen Werken den aufkommenden Antisemitismus, auch ausgehend von seiner Heimatstadt. Den Nationalsozialisten galt er als „Volksverräter“; seine Werke standen auf der Liste der 1933 verbrannten Bücher. Lebensstationen Feuchtwanger studierte die Fächer Geschichte, Philosophie sowie Deutsche Philologie und promovierte 1907 über Heinrich Heine. Seine Habilitation hätte er an der Ludwig-Maximilians-Universität als Jude aber nur dann angehen können, wenn er zum Katholizismus übergetreten wäre. 1925 verlässt Feuchtwanger seine Heimat und zieht nach Berlin (bereits im 16. Jahrhundert erfuhr die jüdische Familie Feuchtwanger Ausgrenzung und musste die mittelfränkische Stadt Feuchtwangen verlassen); Ende des Jahres 1932 hielt er Vorträge in London und den USA. Schon wenige Monate später kam es im Januar 1933 zur „Machtergreifung“. Eine gefahrlose Rückreise Feuchtwangers war nicht mehr möglich. So begab sich der Schriftsteller mit seiner Frau Marta (gebürtige Löffler) ins Exil in Südfrankreich. 1936/1937 lebte Feuchtwanger für einige Monat in Moskau; er war schwer enttäuscht von der westlichen Demokratie und wurde sogar von Stalin empfangen (dieses Treffen floss auch in seinen Roman „Moskau“ von 1937 ein). 1940, als der deutsche Westfeldzug begann, kam der Autor in zwei verschiedene Internierungslager, aus denen ihn letztlich amerikanische Konsulats-Angestellte herausschmuggelten. 1941 emigrierte er schließlich gemeinsam mit seiner Ehefrau nach Kalifornien. Für Feuchtwanger war die USA Heimat bis zu seinem Tod 1958; er erkrankte ein Jahr zuvor an Magenkrebs. „Jud Süß“ und die „Wartesaal-Trilogie“ Es seien exemplarisch nur ein paar Schlüsselwerke Feuchtwangers aufzuzählen, die seine literarische Bedeutung, aber auch die politische Dimension seines Schaffens zum Ausdruck bringen. Das eingangs erwähnte „Jud Süß“ von 1925 spielt im 19. Jahrhundert und beschreibt Anpassungsprozesse von Juden in Deutschland. Der gleichnamige nationalsozialistische Propagandafilm von 1940 geht höchstwahrscheinlich nicht auf Feuchtwangers Buch, sondern auf die Novelle gleichen Namens von Wilhelm Hauf zurück. „Erfolg“, ein München-Roman von 1930, erzürnt die Nazis: Das Buch versucht anhand der Geschichte der Verleumdung des liberalen Kunsthistorikers Martin Krügers zu erklären, wie in München die nationalsozialistische Bewegung entstehen konnte. Man zählt das Werk gemeinsam mit „Die Geschwister Oppermann“ (1933) und „Exil“ (1940) zu seiner „Wartesaal-Trilogie“ (wohl eine Anspielung auf die Hoffnung, dass die Zeit der Nationalsozialisten bald vorbei sein werde). 2018 veröffentlichte man die Tagebücher des Autors, die aber vor allem überschwänglich Feuchtwangers Liebesleben beschreiben und deswegen im Feuilleton meistens als überflüssig bezeichnet wurden. Werke (Auswahl) 1923 Die häßliche Herzogin 1925 Jud Süß 1930 Erfolg 1933 Die Geschwister Oppenheim 1937 Moskau 1939 Exil 1943 Die Brüder Lautensack 1955 Die Jüdin von Toledo 1957 Jefta und seine Tochter
  • Frank Wedekind (1864 – 1918) „Hereinspaziert in die Menagerie, / Ihr stolzen Herren, / ihr lebenslust’gen Frauen, / Mit heißer Wollust und kaltem Grauen / die unbeseelte Kreatur zu schauen.“ (Aus: Erdgeist, 1898 uraufgeführt) Frank Wedekind gehört zu den großen Aufregern des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in der deutschen Literatur- und Theaterlandschaft. Insbesondere München mit seinem Stadtteil Schwabing wurde für den in Hannover geborenen Wedekind zum Zentrum seines Lebens und Wirkens. Zu seinen bekanntesten Werken gehört das Theaterstück „Lulu“, das in zwei Teilen („Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“) aufgeführt wurde. Man zählt Wedekind zu den Vertretern des anti-illusionistischen Theaters. Taufname Benjamin Franklin Wedekinds Eltern tauften ihn auf den Namen des US-Staatsmannes Benjamin Franklin. Seine frühen Lebensjahre verbrachte er auf Schloss Lenzburg im schweizerischen Aargau; der Vater war wohlhabender Arzt, die Mutter Schauspielerin und Sängerin. Er studiert zunächst Literatur in Lausanne, dann Jura in München und Zürich. Der Vater stellte die finanzielle Unterstützung ein, als er merkte, dass sein Sohn das Jurastudium nicht ernsthaft betrieb. Wedekind lernt zu dieser Zeit den Schweizer Jungunternehmer Julius Maggi kennen und schreibt einige Werbetexte für die 1886 gegründete Firma Maggi. Auch arbeitete er kurze Zeit als Sekretär im Zirkus. Zwischen München und Paris Ende der 1890er Jahre lebte Wedekind zwischen München und Paris. 1896 wurde er Gründungsmitglied der Satirezeitschrift „Simplicissimus“, die sich gegen die Moralvorstellungen in der Wilhelminischen Epoche wandte. Für ein dort veröffentlichtes Gedicht über Kaiser Wilhelm II. landete er 1898 wegen Majestätsbeleidigung im Gefängnis. Im selben Jahr führt man im Leipziger Krystallpalast „Erdgeist“ auf. Das Stück zeichnet die Lebensgeschichte der freizügigen Lulu nach und thematisiert und provoziert mit Sujets wie Sadomasochismus, Homosexualität und Mord. 1904 führt man den Nachfolger „Die Büchse der Pandora“ in Nürnberg (Intimes Theater) auf. Er sorgte für einen Skandal und eine Anklage Wedekinds sowie seines Verlegers Bruno Cassierer aufgrund der Verbreitung unzüchtiger Schriften, die mit einem Freispruch endete. 1906 heiratete Wedekind die Schauspielerin Tilly Newes, welche häufig die Rolle der Lulu in Wedekinds stücken übernahm. Ein Jahr später zogen die beiden von Wien nach München. Wedekind starb dort 1918 an den Folgen einer Blinddarmoperation. Auf seiner Beerdigung am Münchener Waldfriedhof waren nicht nur andere Schriftsteller wie Bertolt Brecht, sondern auch zahlreiche Prostituierte anwesend. Heutige Wirkung Auch heute noch klingen Wedekinds Werke – nicht nur in vielen Neuinszenierungen -nach und beschäftigen sich etwa mit der hochaktuellen Frage nach den Geschlechterverhältnissen in der Moderne. Werke (Auswahl) 1890 Kinder und Narren 1891 Der Liebestrank 1897 Der Kammersänger 1901 Der Marquis von Keith 1902 Der Tantenmörder 1902 Die Büchse der Pandora 1902 So ist das Leben (späterer Titel: König Nicolo oder: So ist das Leben) 1903 Mine-Haha 1905 Totentanz 1907 Musik 1907 Zensur 1908 Oaha 1909 Der Stein der Weisen 1911 Franziska 1913 Lulu (Zusammenfassung von Erdgeist und Die Büchse der Pandora) 1914 Bismarck 1915 Überfürchtenichts
  • Uwe Timm „Dass es auch in dunklen Zeiten helle Augenblicke gibt und dass die umso heller scheinen, je dunkler die Zeiten sind.“ (aus „Die Entdeckung der Currywurst’“) Er verwebt Historisches mit Persönlichem und Fiktion: Uwe Timm (geboren 1940 in Hamburg) ist deutschlandweit insbesondere durch seine Werke „Rennschwein Rudi Rüssel“ (als Buch 1989 veröffentlicht, 1995 verfilmt) und „Die Entdeckung der Currywurst“ (als Buch 1993 erschienen, 2008 verfilmt) bekannt. Schon in den 1960er Jahren machte er München zu seiner Wahlheimat. 
Bereits als Schüler verfasste Timm, Sohn eines Kürschners, seine eigenen Geschichten. Nachdem der Vater gestorben war, übernahm er für drei Jahre den Kürschnerbetrieb. Anschließend machte er das Abitur und begann in München und Paris das Studium der Philosophie und Germanistik; er promovierte mit einer Arbeit über den französischen Denker Albert Camus. Sein Zweitstudium der Soziologie und Volkswirtschaft brach er nach zwei Jahren wieder ab. Chronist der 68er-Zeit

 1969 heiratete er Dagmar Ploetz, die sich als Übersetzerin von zumeist lateinamerikanischen Autoren einen Namen machte (das Leben ihres Vaters, dem Rassehygieniker Alfred Ploetz, verarbeitete Timm 2017 in dem Roman „Ikarien“). 

Ende der 1960er Jahre betätigte sich Timm auch politisch, er freundete sich mit Benno Ohnesorg an. Die Phase der 1968er-Studentenrevolte beschrieb Timm in dem Roman „Heißer Sommer“ von 1974, der zum Teil in München spielt. 

Aber auch der Umgang der Deutschen mit der Erinnerung an den Nationalsozialismus nimmt in Timms literarischen Schaffen einen zentralen Platz ein. Zu nennen ist hier nicht nur „Die Entdeckung der Currywurst“ über die letzten Kriegstage im Jahre 1945, sondern auch in Werken wie „Am Beispiel meines Bruders“ (2003). Timms 16 Jahre älterer Bruder gehörte im zweiten Weltkrieg zur Waffen-SS und starb 1943 an den Folgen einer Kriegsverletzung.

 Den Autor Timm kennt man aber auch von Kinder- und Jugendbüchern wie „Die Zugmaus“ (1981) und „Der Schatz auf Pagensand“ (1995). Timm erhielt vielfach Auszeichnungen wie den Heinrich-Böll-Preis (2009) und ist seit 2018 Träger des Verdienstkreuzes 1. Klasse.


 Werke (Auswahl)

 1974 Heißer Sommer 1978 Morenga 1980 Kerbels Flucht 1981 Die Zugmaus 1983 Die Piratenamsel 1984 Der Mann auf dem Hochrad 1986 Der Schlangenbaum 1989 Rennschwein Rudi Rüssel 1989 Vogel, friss die Feige nicht 1991 Kopfjäger 1993 Die Entdeckung der Currywurst 1995 Der Schatz auf Pagensand 1996 Johannisnacht 1999 Nicht morgen, nicht gestern 2001 Rot 2003 Am Beispiel meines Bruders 2005 Der Freund und der Fremde 2008 Halbschatten 2011 Freitisch 2013 Vogelweide 2017 Ikarien
  • Eckhard Henscheid „Kein anderer Autor vermag es, mich zu je einem Drittel zu begeistern, abzustoßen und zu langweilen – ein alles in allem doch verlockender Gefühlscocktail.“ (Autor Klaus Cäsar Zehrer über Eckhard Henscheid) Er prägte die deutsche Sprachkritik mit Begriffen wie „Dummdeutsch“, war eine der Gründungsfiguren des bekannten Satiremagazins „Titanic“ und legte sich mit Heinrich Bölls Sohn an: Eckhard Henscheid (1941 in Amberg, Oberpfalz geboren) kann auf ein breites und genreübergreifendes Werk zurückblicken, durch das sich häufig eine satirisch-polemische Linie zieht. Man zählt Henscheid zu einem der Vertreter der Neuen Frankfurter Schule (in humorvoller Anlehnung an die Frankfurter Schule um Theodor W. Adorno); die Mainmetropole war für den Autor auch lange ein Zentrum des Schaffens. Verhinderter Musiklehrer Da ihm eine Sportverletzung bei seinen Plänen zur Musiklehrer-Ausbildung in die Quere kam, studierte er in den 1960ern Germanistik und Publizistik in München und war danach als Redakteur und Journalist tätig. 

1973, er war bereits seit zwei Jahren freier Schriftsteller, erschien mit „Die Vollidioten“ sein Debütroman über die Irrungen eines Schweizer Gastarbeiters. Es war zugleich der Auftakt zu seiner „Trilogie des laufenden Schwachsinns“, zu dem noch die Werke „Geht in Ordnung – sowieso – – genau – – -“ und „Die Mätresse des Bischofs“ gehören. Man sprach damals vom „komischsten Klassiker der deutschen Gegenwartsliteratur“ (Wiener Zeitung). Titanic-Mitgründung und Kampf gegen „Dummdeutsch“ 1979 erschien zum ersten Mal das mittlerweile wohlbekannte Satiremagazin „Titanic“. Henscheid gehört neben Persönlichkeiten wie Robert Gernhardt und Chlodwig Poth zu den Gründungsmitgliedern. Er verfasste seitdem zahlreiche Artikel für das Heft. 

 Von „Dummdeutsch“ erschien 1985 der erste Band; als ein Wörtebuch sollte es vor allem unlogische Worte, Floskeln, Werbesprache, „Professorendeutsch“ etc. entlarven. Heutzutage lebt Sprachkritik durch Autoren wie Bastian Sick („Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“) weiter.

 Zu Beginn der 1990er-Jahre legte sich Henscheid mit René Böll (Heinrich Bölls Sohn) und der Publizistin und Unternehmensberaterin Gertrud Höhler an. Er kritisierte Heinrich Böll und Gertrud Höhler öffentlich in schriftlicher Form und führte im Anschluss darauf eine gerichtliche Auseinandersetzung, die sich mit dem Thema Kunstfreiheit beschäftigte. Er unterlag in beiden Auseinandersetzungen; seine Äußerungen zu Böll seien eine „Schmähkritik“. 

Der Autor lebt mittlerweile wieder in seiner Geburtsstadt Amberg. 1975 erschien seine Amberger Hommage „Unser liebes Amberg. Ein kleiner Stadtführer“ (2003 neu aufgelegt). Hierin beschreibt er satirisch seine Geburtsstadt und den dortigen „Geruch der Verlottertheit“. 2018 kam sein bisher letztes Werk „Aus dem Leben der Heiligen: Neue Legenden“ heraus, in dem er u.a. mittelalterliche Volksbücher skurril aufarbeitet. 

 Werke (Auswahl) Trilogie des laufenden Schwachsinns: 1973 Die Vollidioten – Ein historischer Roman aus dem Jahr 1972 1977 Geht in Ordnung – sowieso – – genau – – – Ein Tripelroman über zwei Schwestern, den ANO-Teppichladen und den Heimgang des Alfred Leobold 1978 Die Mätresse des Bischofs
 1985 Dummdeutsch – Ein satirisch-polemisches Wörterbuch 1988 Maria Schnee – Eine Idylle 1991 Helmut Kohl. Biographie einer Jugend 1999 Goethe unter Frauen – Elf biographische Klarstellungen 2003 Die Nackten und die Doofen – Aufsätze zur Kulturkritik 2014 Dostojewskis Gelächter 2018 Aus dem Leben der Heiligen
  • Bertolt Brecht (1898-1956) „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“
 Lebensstationen und bayerische Bezugspunkte Werke wie „Die Dreigroschenoper“, „Mutter Courage und ihre Kinder“ oder „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ gehören in jeden Literaturkanon und sind fester Bestandteil in den Lehrplänen. Man mag Bertolt Brecht (1898 – 1956), einen der bedeutendsten Lyriker und Dramatiker des 20. Jahrhunderts, zwar häufig mit Berlin verbinden, doch Bayern war für den gebürtigen Augsburger vor allem in früheren Lebensjahren Zentrum seines Schaffens. So führte man 1922 in München das Werk „Trommeln in der Nacht“ zum ersten Mal auf, für das er noch im selben Jahr den renommierten Kleist-Preis bekam. 1935 wurde ihm die dt. Staatsbürgerschaft aberkannt; während seines späteren US-Exils verbot man ihm die Einreise nach Westdeutschland (in den amerikanischen Sektor), da man ihm kommunistische Aktivitäten unterstelle. Er zog schließlich nach Ost-Berlin, wo er bis zu seinem Tod 1956 lebte. In seiner Geburtsstadt Augsburg widmete man sich erst relativ spät der lebendigen Erinnerung an ihren berühmten Sohn, beginnend mit dem Brechtfestival 1995 und der Eröffnung des Brechthauses 1998.

 Literarische Anfänge und Karrierebeginn Brecht, der schon seit seiner Kindheit literarisch aktiv war, schrieb sich 1917 nach dem Notabitur zum Studium der Medizin und Philosophie in München ein, betrieb dieses aber nur mit geringem Interesse und widmete sich vielmehr der Literatur. Ein Jahr später – zum Ende des 1. Weltkriegs – zog man ihn als Lazarettsoldat ein. Seinen Militärdienst musste er aber nicht lange betreiben; auch in dieser kurzen Zeit betätigt er sich literarisch.

 1922 ging in München die Uraufführung von „Trommeln in der Nacht“ – ein kritisches Werk über den 1. Weltkrieg – über die Bühne; im selben Jahr erschien sein Drama „Baal“ über einen jungen Dichter, der sich von der Gesellschaft abwendet. Dieses Jahr kann man als Beginn seiner Karriere sehen. 1924 zog Brecht nach Berlin und arbeitete als Dramaturg am Deutschen Theater. Vier Jahre später kam es im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin zur Uraufführung von „Die Dreigroschenoper“, die zusammen mit dem Musiker Kurt Weil entstanden ist. Bei Brechts vielleicht bekanntestem Stück muss hier sicher der Begriff „Episches Theater“ fallen, den er mitgeprägt hat.

 Das „Epische Theater“ In diesem werden traditionelle Erzählstrukturen und -ebenen neu geformt, Musiktitel und Kommentierungen führen zu einem Verfremdungseffekt. Man durchbricht die „vierte Wand“, die auf den Zuschauer gerichtet ist (man kennt diesen Effekt auch im Film, wenn sich ein Schauspieler direkt an das Publikum wendet). Der Zuschauer sollte kritisch mit dem Medium umgehen und nicht reiner Betrachter sein. Tumulte bei seinen Aufführungen 1930 wurde „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagony“ in Leipzig uraufgeführt. NSDAP-Anhänger störten diese Aufführung und stachelten das Publikum zu Protesten an. Zwei Jahre später wurde sein Film „Kuhle Wampe“ von der Filmprüfstelle in Berlin wegen „kommunistischer Agitation“ verboten. 1933 floh er, einen Tag nach dem Reichstagsbrand, über Umwege nach Dänemark, wo er viele Gedichte schrieb. 1935 verlor Brecht die dt. Staatsbürgerschaft. 1939 siedelte er nach Schweden, im Jahr darauf nach Finnland über, wo er „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ verfasste. Es thematisiert die Machtergreifung Hitlers. 1941 wanderte er in die USA aus. Diese verlies er 1947, da man ihn „unamerikanischer Tätigkeiten“ beschuldigte; der Autor lebte danach in der Schweiz. Ost-Berlin Brecht, der nach wie vor nicht nach Westdeutschland einreisen durfte, siedelte 1949 nach Ost-Berlin über. Er erhielt dort auch den Nationalpreis der DDR; zugleich war er der DDR-Führung immer auch zu eigensinnig und kritisch, Brecht lebte also in einem Spannungsverhältnis zu diesem Teil Deutschlands. Am 14. August 1956 starb der Schriftsteller in Berlin. Familiäres Kinder hatte Brecht mit der Erzieherin Paula Banholzer sowie den Schauspielerinnen Marianne Zoff und Helene Weigel. Mit letzteren beiden war er auch verheiratet.

 Man widmete sich immer wieder filmisch seinem (Familien)Leben, so etwa 2018 mit „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ – mit Lars Eidinger als Bertolt Brecht und Tobias Moretti als Macheath (Mackie Messer). Werke (Auswahl, Jahr der Erstveröffentlichung in gedruckter Form)

 1922 Baal 1922 Trommeln in der Nacht 1928 Die Dreigroschenoper 1929 Aufstieg und Fall der Stadt Mahagony 1941 Mutter Courage und ihre Kinder 1949 Der kaukasische Kreidekreis 1953 Der gute Mensch von Sezuan 1957 Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
  • Oskar Maria Graf (1894 – 1967) „Verbrennt mich! Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbande gelangen. Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein wie eure Schmach!“


 Trotz einer literaturfeindlichen Kindheit wurde Oskar Maria Graf zu einem Autor von Weltrang. Werke wie „Der Abgrund“ (1936) und „Anton Sittinger“ (1937) verhandelten die Frage: Wie hängen Bürgertum und Faschismus zusammen? Aufgrund ikonischer Fotos von Oskar Maria Graf, die ihn in seiner späteren Heimat New York in Lederhose zeigen, nennt man ihn einen provinziellen Eremit oder auch provinziellen Weltbürger.

 Er wurde 1894 als eines von elf Kindern im oberbayerischen Berg geboren. Nachdem der Vater gestorben war, arbeitete er in dessen Bäckerei. Das Geschäft führte Oskar Marias ältester Bruder Max weiter. Dieser misshandelte ihn, wenn er sah, dass er las. Als Oskar Maria 17 war, kehrte er seiner Heimat den Rücken und ging 1911 nach München. Schwabinger Bohème Dort schloss er sich der anarchistischen Gruppe „Tat“ an, die der Schriftsteller Erich Mühsam gründete. Er machte sich als Teil der Schwabinger Bohème auf den Schweizer Hügel Monte Verità im Kanton Tessin auf, der Versammlungsort für Aussteiger und Utopisten war. 1927 veröffentlichte er „Wir sind Gefangene“, den ersten Teil seiner Autobiografie; der zweite und finale Teil, „Gelächter von außen“, sollte erst 1966, kurz vor seinem Lebensende, folgen.

 1933, kurze Zeit nach der Machtübernahme der Nazis, reiste er nach Wien. Dort entstand die eingangs zitierte Äußerung „Verbrennt mich!“. Er nahm damals an, dass die Nationalsozialisten seine Schriften nicht verbrannt und sogar angeraten hätten, diese zu lesen. 

Als er mitbekam, dass man in München seine Wohnung durchsuchte, floh er ins tschechische Brünn. 1934 verbot man in Deutschland all seine Werke und verbrannten sie auch – laut der Aussage des Schriftstellers. 1938 floh er mit seiner damaligen Freundin und späteren Frau Mirjam Sachs nach New York (Oskar Maria Graf war insgesamt dreimal verheiratet, neben Miriam Sachs auch mit Karoline Bretting und Gisela Blauner). 
 „Das Leben meiner Mutter“

 1940 erschien zunächst auf Englisch und sechs Jahre später auf Deutsch „Das Leben meiner Mutter“. Man zählt das Buch, ein autobiografisch geprägtes Zeitdokument, heute zur Weltliteratur. In New York ruft er einen bayerischen Stammtisch ins Leben; doch er kümmert sich auch um mittellose Emigranten und sammelt Geld für sie. Nach Kriesgsende war der Autor nur viermal wieder in Deutschland, hielt es dort aber nicht lange aus: Er bezeichnete die dortige Gesellschaft als „satt und selbstzufrieden“.

 Trivia: 2018 gab es mit einem „Grafical“ (Anspielung auf Musical) und sogar eine musikalisch-literarische Verbeugung vor dem Leben des Autors. Auf die Bühne brachte dies der Schauspieler und Autor Georg Unterholzner. Werke (Auszug) 1918 Die Revolutionäre
 1925 Die Heimsuchung
 1926 Finsternis
 1927 Wir sind Gefangene
 1937 Anton Sittinger
 1940 Das Leben meiner Mutter
 1959 Die Flucht ins Mittelmäßige 
1964 Er nannte sich Banscho
  • Michael Ende (1929-1995) „Wenn wir ganz und gar aufgehört haben, Kinder zu sein, dann sind wir schon tot.“ Seine Bücher haben unzählige Kinder in eine Phantasiewelt transportiert: Michael Ende (1929-1995), Verfasser von Werken wie „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (1960), „Momo“ (1973) und „Die unendliche Geschichte“ (1979) gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Kinder- und Jungendbuchautoren. Geboren ist er im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen; seine Eltern zogen mit ihm kurz darauf nach München.

 Berühmter Vater Sein Vater war der surrealistische Maler Edgar Ende (1901-1965), dessen Kunst von den Nationalsozialisten als „entartet“ gebrandmarkt wurde. 1983 sollte Michael Ende seinem Vater die Geschichtensammlung „Der Spiegel im Spiegel“ widmen. Endes Mutter, Luise Bartholomä (1892-1973), führte ein Edelsteingeschäft. In München besuchte Ende das Maximiliansgymnasium. 1943 kehrt er im Rahmen der Kinderlandsverschickung nach Garmisch-Partenkirchen zurück. 1945 soll er, kurz vor Kriegsende, zur Wehrmacht. Er desertiert jedoch und wird Teil der Widerstandsbewegung „Freiheitsaktion Bayern“.

 Der erste Erfolg

 Von den Nachkriegsjahren bis hin zu Beginn der 1960er Jahre hält sich der spätere Erfolgsautor mit Schauspiel- und Filmkritikerjobs über Wasser. Mit „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ startet Michael Ende 1960 seine literarische Karriere. Das Buch wird anfangs von vielen Verlagen abgelehnt, aber spätestens dadurch sehr bekannt, dass die Augsburger Puppenkiste den Stoff umsetzt. 1964 heiratet Ende die Schauspielerin Ingeborg Hoffmann. Eskapismus? Um den Autor Michael Ende entbrannte noch in den 1960ern eine Eskapismus-Debatte. Man warf ihm vor, dass seine phantastischen Geschichten Flucht vor dem Alltag und dem realen Leben seien und dass sie nicht sozialkritisch seien. Vor dieser Diskussion tritt Ende selbst die Flucht an und zieht mit seiner Frau nach Italien. Dort vollendet er 1973 das Buch „Momo“, das auch als antikapitalistisches Werk gelesen werden kann: In dem Buch kämpft die Titelheldin Momo, ein kleines Mädchen, gegen die „grauen Herren“ an, die die Zeit stehlen. 1979 erscheint mit „Die unendliche Geschichte“ ein weiteres sehr erfolgreiches Buch. In ihm tritt der Bub Bastian Balthsar Bux durch die Lektüre eines Romans immer mehr in das Land Phantasien ein. Die Geschichte gibt es mittlerweile als Hörbuch, Oper, Ballett und Theaterstück. Mit der Verfilmung aus dem Jahr 1984 (Regie: Wolfgang Petersen, Produktion: Bernd Eichinger) ist Ende zutiefst unzufrieden und bezeichnete sie als „Micky-Maus-Version“ seines Werks. Seinen Namen lässt er aus dem Vorspann nehmen. 

 Rückkehr nach München 1985 kehrt Ende nach dem Tod seiner Frau Ingeborg nach München zurück. Vier Jahre später findet die Heirat mit der japanischen Übersetzerin Mariko Sato statt. Mit deren Übersetzungen eröffnet sie einige von Endes Werken für den japanischen Markt. Ende starb 1995 im Alter von 65 Jahren. Ein Jahr zuvor diagnostizierte man bei ihm Magenkrebs. Die Themen seiner Werke lassen sich, obwohl man sie oft ins Phantastische verlagerte, mit den folgenden Schlagworten zusammenfassen: Ökonomie, Frieden, Liebe und nicht letzendlich: Der Sinn des Lebens. Zuletzt befasste sich im Februar 2020 eine wissenschaftliche Tagung in München mit Endes Schaffen und stellte heraus, dass das Œuvre des Autors mehr Dimensionen habe, als man zumeist meine. Werke (Auswahl) 1960 Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer 1973 Momo 1979 Die unendliche Geschichte 1983 Der Spiegel im Spiegel 1984 Der Goggolori 1989 Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch
  • Ludwig Thoma (1867 – 1921) „Mach nur die Augen auf; alles ist schön!“ Ludwig Thoma (1867 in Oberammergau geboren, 1921 in Tegernsee gestorben) hat ein widersprüchliches literarisches Erbe hinterlassen. Vielen ist er als Verfasser von teils überspitzten bayerischen Bauern- und Alltagserzählungen („Heilige Nacht“, „Lausbubengeschichten“) bekannt. Oft nahm er das Bürger- und Preußentum auf die Schippe, nicht zuletzt in seiner Tätigkeit für die berüchtigte Münchner Zeitschrift „Simplicissimus“. Doch in seinen letzten Jahren äußerte er sich vehement antisemitisch. Ausgewählte Lebensstationen 1886 beginnt Thoma, ein Sohn des königlichen Oberförsters Max Thoma, mit dem Studium der Forstwirtschaft in Aschaffenburg. Er wählt aber bald ein ganz anderes Studienfach, nämlich die Rechtswissenschaft in Erlangen und München. Er schließt als Dr. jur. ab und arbeitet u.a. am Amtsgericht München. 1894 zieht er nach Dachau und veröffentlicht Beiträge in der Augsburger Abendzeitung und der Literaturzeitschrift „Jugend“; das Schreiben ist für ihn zunächst eine Nebenbeschäftigung. Der „Simplicissimus“ Drei Jahre später erfolgt der Umzug nach München. Er verschickt Texte an die bekannte Satirezeitschrift „Simplicissimus“ – sie werden dort gut angenommen. Das Magazin ist bekannt dafür, die Moral des Bürgertums aufs Korn zu nehmen. Thoma wird dort sogar als Redaktionsleiter eingesetzt. Ein im „Simplicissimus“ veröffentlichtes spöttisches Gedicht bringt ihm eine mehrwöchige Haftstrafe ein. „Lausbubengeschichten“ Zwischen 1903 und 1904 entsteht sein wohl berühmtestes Werk, die „Lausbubengeschichten“, das 1905 veröffentlicht wird. Das Buch erzählt aus der Sicht eines Jugendlichen namens Ludwig von dessen Streichen und den Reaktionen des Bürgertums. 1907 wird er u.a. zusammen mit Hermann Hesse Herausgeber der Zeitschrift „März“. Sein Leben als freier Schriftsteller beginnt. Im gleichen Jahr heiratet er die philippinische Tänzerin Marietta di Rigardo, auch Marion genannt. Die Ehe hält nur vier Jahre. Thomas Liebesleben wird als eher unglücklich beschrieben: Insbesondere die unerwiderte Liebe zur Sektfabrikantentochter Maria Feist-Belmont, die er bereits 1904 kennenlernte, betrübte ihn nachhaltig. Einsatz im 1. Weltkrieg und letzte Lebensjahre Im 1. Weltkrieg ist Thoma Sanitäter und wird u.a. in Russland und Galizien eingesetzt. Er zieht sich eine Ruhrinfektion zu, an dessen Spätfolgen er letztlich stirbt. In der Zeit des 1. Weltkriegs schwenkt Thomas politische Einstellung von eher linksliberal zu nationalkonservativ. In seinen letzten beiden Lebensjahren, 1920 – 1921, schickt er etwa 170 anonyme, teils antisemitische Briefe und Beleidigungen (u.a. an den Schriftsteller Kurt Tucholsky gerichtet) an den Miesbacher Anzeiger. Diese hetzerischen Schriften wurden erst im Jahr 1989 bekannt. Der Regensburger Historiker Wilhelm Volkert machte damals mit einer Veröffentlichung darauf aufmerksam. Daraufhin verlieh die Stadt München keine Ludwig-Thoma-Medaille mehr. Nicht zuletzt zum Anlass seines 150. Geburtstages im Jahre 2017 setzte man sich oft in kritischen Beiträgen, Diskussionen und Theaterstücken (vgl. Norbert Göttlers Theaterstück „Thoma – Eine Selbstzerstörung“) mit dem zwiespältigen Schaffen von Ludwig Thoma auseinander. Werke (Auswahl) 1897 Agricola 1899 Die Witwen 1905 Lausbubengeschichten 1911 Ein Münchner im Himmel 1916 Brautschau 1917 Heilige Nacht 1918 Altaich 1919 Erinnerungen 1921 Der Ruepp
  • Karl Valentin (1882 – 1948) „Heute gehe ich mich besuchen, hoffentlich bin ich zu Hause.“ Er war sicher eine der skurrilsten bayerischen Figuren des 20. Jahrhunderts: Karl Valentin (1882 – 1948) gilt als ein Unikum, mit seinen dadaistisch-anarchistischen Sprachspielen und mit seiner äußerst hageren Gestalt, der Melone und der großen Nase, die er mit seiner Maskerade noch künstlich vergrößerte.

 Zu seinen bekanntesten Werken gehören etwa die Kurzfilme „Karl Valentins Hochzeit“ und „Der Firmling“ sowie die Hörspiele „Buchbinder Wanninger“ und „Semmelknödeln“. 
 Anfänge in München Schon als Kind erfreute er sich an Streichen, die Schule sah er als Gefängnis an. Er brachte eine Schreinerlehre hinter sich, wollte aber als Volkssänger bekannt werden. So wurde er Teil der „Vorstadt-Boheme“ in München und hatte immer wieder kleinere Auftritte. 1908 bot ihm der „Frankfurter Hof“ eine Bühne und machte ihn und seinen skurrilen Humor sehr bekannt. Dies war auch der Ort, an dem er auf die wandlungsfähige Sängerin Liesl Karlstadt (eigtl. Elisabeth Wellano) traf. Es beginnt eine Liebesbeziehung zwischen den beiden; Valentin heiratet aber 1911 Gisela Royes, mit der er zwei Töchter haben wird. Ein Jahr später erscheint sein erster Stummfilm, „Karl Valentins Hochzeit“. In den 1. Weltkrieg muss er nicht ziehen, da er als Asthmatiker nicht tauglich ist. Die weiteren Jahre feiert man ihn auf vielen Münchner Bühnen. Er arbeitet sogar mit Bertolt Brecht zusammen: Mit dem berühmten Autor und dem Theaterregisseur Erich Engel dreht er 1922 den surrealen Streifen „Mysterien eines Frisiersalon“. 1924 ist das Jahr der gefeierten Uraufführung von „Raubritter von München“, es folgen Gastspiele in Berlin und Wien. Mittlerweile kann sich Valentin sogar ein Haus im oberbayerischen Planegg leisten, das er als Alterssitz nutzen möchte. Er bekommt ein Filmangebot aus Hollywood – Valentin lehnt aber ab. 1931 hat Valentin die Leitung über sein eigenes Theater, den „Goethesaal“ in München, Schwabing. Behördliche Verordnungen verderben ihm aber den Spaß: Auflagen der Brandschutzpolizei sabotieren einen Sketch mit einem brennenden Zigarettenstummel. Valentin gibt die Theater-Leitung schnell wieder auf. „Der Firmling“

 1933 ist die Premiere des grotesken Kurz-Spielfilms „Der Firmling“ (Bereits 1922 war Theaterpremiere des gleichnamigen Stücks). Die Rolle des gefirmten Bubs übernimmt Liesl Karlstadt, den beschwipsten Firmpaten mimt Karl Valentin. Sein 1936 gedrehter Film „Die Erbschaft“ fiel der NS-Zensur wegen „Elendstendezen“ zum Opfer. Valentin selbst hält sich mit öffentlichen Äußerungen über den Nationalsozialismus zurück. Ein Jahr später erleidet Valentin nach der Enttäuschung mit dem „Goethesaal“ einen weiteren beruflichen Rückschlag: Er muss seine erst im Oktober eröffnete Kuriositätenschau, das „Valentin Panoptikum“, im November wieder schließen. Er und Liesl verlieren viel Geld. 1939 findet die Bühnenpartenrschaft mit Liesl ein Ende. Die letzten Jahre Valentin zieht sich 1940 nach seinem letzten Auftritt vor Kriegsende aus der Öffentlichkeit zurück. Mit seiner skurril-melancholischen Art kommt er im Nachkriegsdeutschland nicht mehr an. Er stirbt 1948 verarmt nach einer nicht auskurierten Lungenentzündung (er wurde in einer nicht beheizten Garderobe bei einem Gastspiel im „Bunten Würfel“ über Nacht eingeschlossen). Karl Valentin wirkte mit seinem Schaffen auf so unterschiedliche Künstler wie Samuel Beckett, Loriot oder Helge Schneider. Ende 2019 widmete der Bayerische Rundfunk Karl Valentin und seinen Sketchen einen sehr empfehlenswerten Podcast, der zugleich unterhält und kritisch bewertet. Kurzfilme (Auswahl) 1912/1913 Karl Valentins Hochzeit 1922 Mysterien eines Frisiersalons
 1933 Orchesterprobe
 1936 Die Erbschaft

 Hörspiele (Auswahl) o.J. Buchbinder Wanninger
 o.J. Der Hutladen
 o.J. Semmelknödeln
  • Axel Hacke „Vielleicht ist Axel Hacke einer der wenigen echten Volksschriftsteller, die unsere Literatur zurzeit hat. Seine Bücher werden nicht nur gelesen, sondern heftig geliebt.“ (Uwe Wittstock, Literaturkritiker) Man bringt Axel Hacke (geboren 1956 in Braunschweig) vor allem mit seinen Beiträgen fürs Münchner SZ-Magazin in Verbindung. Er war dort von 1981 bis 2000 angestellt; danach begann seine Zeit als selbständiger Autor. Für die SZ berichtete er anfänglich im Bereich Sport. Bekannt wurde er unter anderem mit seinen Glossen-Beiträgen in „Das Streiflicht“ (Titelseite der SZ), seinen Promi-Porträts oder seinen politischen Artikeln. Es finden sich heute noch aktuelle Beiträge von Hacke in der SZ, zum Beispiel seine persönliche Sicht zur Corona-Krise. Nicht zuletzt der Erfolg seiner Bücher ermöglichte Hacke die Selbständigkeit; die persönliche Freiheit sei ihm immer sehr wichtig gewesen, wie er in einem Interview äußerte. Von sprechenden Kühlschränken und familiären Nervenproben

 Schon während seiner Zeit bei der SZ brachte Hacke sein erstes Buch, „Nächte mit Bosch“, heraus. Darin feiert der sprechende Kühlschrank Bosch seine literarische Premiere. Hacke ist seitdem auf unterschiedlichen Sachgebieten unterwegs; all seine Werke eint die Liebe zur Sprache und ihren Missverständnissen, Doppeldeutigkeiten und Wortneuschöpfungen. Zum Millionenseller wurde das 1992 erschienene Buch „Der kleine Erziehungsratgeber“, in der er augenzwinkernd vermittelt, wie man die Nervenprobe mit dem Nachwuchs besteht: „Kinder haben heißt, gute Nerven zu benötigen. Versuchen Sie, sich psychisch zu härten. Besuchen Sie Dia-Abende! (…) Fahren Sie in Stoßzeiten mit U- und S-Bahn! Stellen Sie sich in den Fanblock des FC Bayern und schwenken Sie die schwarz-gelbe Fahne der Dortmunder Borussen!“. Sprach-Fundstücke und amüsante Verhörer Hacke sammelt Sprachperlen wie z.B. falsche Speisekarten-Übersetzungen in „Oberst von Huhn bittet zu Tisch“ (so wurde z.B. in einer Karte in Griechenland „Onion rings“ mit „Zwiebel ruft an“ übersetzt). Erfolgreich war ebenso „Der weiße Neger Wumbaba“ (erschienen 2004), das vor allem auf missverstandenen Liedtexten basiert. Allerdings brachte ihm dieses Buch auch Rassismusvorwürfe ein, gegen die sich der Autor wehrte. Seine letzte Veröffentlichung ist „Im Bann des Eichelhechts und andere Geschichten aus Sprachland“. Dieses Buch speist sich aus vielen Zuschriften von Lesern, die auf der ganzen Welt für ihn nach sprachlichen Kuriositäten, etwa auf Imbiss-Schildern, Ausschau gehalten haben. Werke (Auswahl) 1991 Nächte mit Bosch 1992 Der kleine Erziehungsratgeber 1998 Ich hab’s euch immer schon gesagt. Mein Alltag als Mann. 2000 Hackes kleines Tierleben 2004 Der weiße Neger Wumbaba 2021 Im Bann des Eichelhechts