Künstler

  • Albrecht Dürer

    „Was die Schönheit sei, das weiß ich nicht.“

    Albrecht Dürer (1471 – 1528) ist nicht nur Nürnbergs ewiges Künstler-Aushängeschild. Auch in der internationalen Kunstgeschichte hat er längst seinen festen Platz als bedeutender und vielfältiger Maler im Wandel von der Spätgotik zur Renaissance gefunden. Seine Werke hängen unter anderem in der Londoner National Gallery, dem Museo de Prado in Madrid und der Alten Pinakothek in München. Sie zeigen nicht nur christlich-religiöse, sondern auch weltliche Motive.

    Dürer prägte die Kunstformen Holzschnitt und Kupferstich nachhaltig und brachte dabei in dem Kupferstich „Melencolia I“ auch seine Beschäftigung mit der Mathematik ein. Zudem gilt er als einer der ersten Künstler, der sich selbst vermarktet und dargestellt hat.

    So zählt zu seinen bekanntesten Werken das „Selbstbildnis im Pelzrock“ (1500). Wenige Jahre danach (1502) entstand eines seiner weiteren berühmten Aquarelle, der Feldhase.

    Lebensstationen
    Dürers Lebensstationen sollen hier nur kurz angerissen werden: Ab 1484 lies er sich in der Werkstatt seines Vaters (Albrecht Dürer der Ältere) zum Goldschmied ausbilden. Er fertigte erste Selbstporträts an. An die Ausbildung anknüpfend, fängt er an beim Maler und Holzschnitt-Meister Michael Wolgemut zu arbeiten. Seine Selbständigkeit beginnt Dürer 1497, fünf Jahre später hatte er seine eigene Werkstatt in der Nürnberger Altstadt.

    Als prägend für Dürers (künstlerisches) Leben sieht man seine drei Reisen an: Zum einen ist das seine Oberrhein-Reise von 1490 bis 1494. Ein Ziel dabei war es, den bedeutenden Kupferstecher Martin Schongauer in Colmar zu besuchen. Dieser verstarb jedoch, bevor Dürer dort ankam. Zurück in Nürnberg heiratetet Dürer Agnes Fray. Sie verewigte er in einigen seiner Werke. Aus der Ehe der beiden kamen keine Kinder hervor.

    1505 brach Dürer zu seiner Italienreise nach Venedig auf; er schwärmte für den venezianischen Renaissance-Maler Giovanni Bellini. Das großformatige Bild „Das Rosenkranzfest“ entstand. Ein gut bezahltes Angebot des Rates von Venedig, in der Stadt sesshaft zu werden, schlug er aus und kehrte 1507 nach Nürnberg zurück.

    Die dritte Reise (1520 bis 1521) ging mit seiner Frau in die Niederlande. Diesmal war der Aufenthalt vor allem finanziell motiviert. Dürer musste sich dort um die Fortzahlung seiner Leibrente kümmern: Sein bisheriger Unterstützer, Kaiser Maximilian I., war gestorben und er brauchte von dessen Nachfolger, Karl V., eine erneuerte Zusicherung, dass sein Privileg weitergeführt wird.

    Während seines Aufenthalts in den Niederlanden lehnte er ein höher als in Venedig dotiertes Angebot ab, dort zu bleiben, und kam wieder zurück nach Nürnberg.

    In seinen letzten Lebensjahren schmückte Dürer unter anderem das Nürnberger Rathaus aus und fertigte mit „Die vier Apostel“ seine letzte große Malerei. Er starb am 6. April 1528 mit 56 Jahren. Sein Grab liegt auf dem St. Johannisfriedhof in Nürnberg.

    Dürer-Erinnerungen in Nürnberg (Auswahl)
    1840 enthüllte man mit dem Albrecht-Dürer-Denkmal in der Sebalder Altstadt das erste öffentliche Denkmal zu Ehren eines Künstlers.

    2003 sorgte der Künstler Ottmar Hörl mit der Installation „Das große Hasenstück“ für Aufsehen. Er befestigte rund 7.000 grüne Dürer-Hasen auf dem Nürnberger Hauptmarkt.

    2012 gab es im Germanischen Nationalmuseum mit „Der Frühe Dürer“ die größte deutsche Ausstellung des Künstlers seit 40 Jahren (1971 feierte man in Nürnberg das Dürer-Jahr zu dessen 500. Geburtstag). Über 280.000 Besucher kamen zu der Schau, teils wurde sogar vor dem Museum kampiert, um die erste Position in der teils sehr langen Warteschlange zu bekommen. Die zu diesem Anlass produzierte Dürer-Playmobil-Figur war überaus erfolgreich und wird auch heute noch verkauft.

    Nicht vergessen sollte man natürlich auch das Albrecht-Dürer-Haus in der Altstadt am Tiergärtnertor. In diesem lebte der Künstler ab 1509 beinahe 20 Jahre lang. Das Gebäude nutze man bereits 1828 (300. Todestag Dürers) als Gedenkstätte; heute ist das Bürgerhaus, das den Zweiten Weltkrieg trotz einiger Schäden relativ gut überstanden hat, ein nicht nur für Touristen beliebter Anziehungsort mit Ausstellungen und Führungen. Eine Schauspielerin leitet dabei als Agnes Dürer durch das Haus.

  • Wolfgang Lenz
    „Es gibt ja so viele Möglichkeiten.“

    Steinfiguren werden zu Skeletten, Ratten treten in Menschengestalt auf: Den 1925 in Würzburg geborenen Lenz bezeichnet man als Vertreter des sog. „Phantastischen Realismus“. Bei dem Künstler treffen surreale Elemente auf die Verarbeitung des Zweiten Weltkriegs.

    Zwischen 1943 und 1945 war Wolfgang Lenz im Kriegsdienst bei der Luftwaffe. Anschließend besuchte er für zwei Jahre die Kunst- und Handwerkerschule in Würzburg. 1949 begann er mit dem Studium an der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Er wurde dort zum Meisterschüler von Prof. Hermann Kaspar ernannt, der im Nationalsozialismus gestalterisch tätig und mit Albert Speer befreundet war. 



    Würzburger Totentanz
    In seinen Werken, so etwa in dem sehr bekannten „Würzburger Totentanz“ von 1970, stellte Lenz das Grauen und die Zerstörung des Zweiten Weltkriegs dar. Bei dem Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Altstadt beinahe komplett zerstört. Etwa 5.000 Menschen starben.

    Von 1959 bis 1971 war Lenz Dozent an der Würzburger Werkkunstschule, danach freischaffender Maler und Grafiker. In seiner Geburtsstadt entwarf er mehrere Bühnenbilder und Kostüme (z.B für Mozarts Don Giovanni), malte über mehrere Jahre ein Wandgemälde im Ratssaal des Rathauses, arbeitete im Spiegelkabinett der Würzburger Residenz und malte den Gartenpavillion des Würzburger Juliusspitals aus. Ende 2019, gut fünf Jahre nach Lenz’ Tod, konnte man verkünden, dass man sein Wandbild im Schwanenhof (Augustinerstraße) aus den 1980ern aufwändig sanieren konnte.

    Aber auch überregional war Lenz künstlerisch tätig, wie etwa für das Restaurant des Prinzregententheaters in München oder für die Vertretung der Bayerischen Landesregierung in Berlin. 

Lenz interessierte sich sehr für die italienische Malerei und Architektur und unternahm mehrere Studienreisen dorthin, insbesondere nach Rom. Dort kann man heute im Goethe-Institut seine Grafiken betrachten.

  • Christian Goller

    Der niederbayerische Maler Christian Goller (1943-2017) nimmt eine Sonderstellung im Naturlexikon, Bereich Künstler, ein. Bekannt wurde er nämlich nicht durch eigene, sondern vielmehr durch gefälschte Werke alter Meister (mit dem Begriff deckt man vor allem Maler zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert ab). Im Zentrum seiner Fälscher-Tätigkeit stand der Renaissance-Künstler Lucas Cranach der Ältere. Manch einer sprach im Zusammenhang mit Goller von einem der größten Kunstfälscher-Coups des 20. Jahrhunderts.

    „Nur ein Imitator“
    Goller, geboren in Untergriesbach (nahe Passau), war zunächst als Kirchenmaler und Restaurateur tätig. Beginnend in den 1970er-Jahren, warf man ihm immer wieder vor, Gemälde von Altmeistern gefälscht zu haben. 

Seine gefälschten Werke fanden sogar den Weg in das Cleveland Museum of Art, es ging um eine Matthias-Grünewald-Fälschung. Letztlich wurden die Ermittlungen dazu eingestellt: Goller konnte glaubhaft machen, dass er die Werke damals nur zu einem geringen Preis verkauft habe und er sich nur als Imitator verstehe. Einen Einfluss darauf, was mit den Bildern geschehe, habe er nicht.

    Verhandlung konnte icht zu Ende gebracht werden
    Erst 2014, wenige Jahre vor seinem Tod, kam es zu einem größerem Ermittlungsverfahren gegen Goller und potentielle Mittäter. Es ging um rund 60 Altmeister-Fälschungen, die ihren Weg auf den internationalen Kunstmarkt fanden. Manche wurden für hohe Preise versteigert, manche zog man wieder von Auktionen zurück, da man Zweifel an der Echtheit hatte. 

Die Verhandlung gegen Goller konnte nicht zu Ende gebracht werden: Im Mai 2017 wurde Goller für verhandlungsunfähig erklärt, er war schwer krank. Im November 2017 starb er mit 74 Jahren. 



    Verräterische Risse
    Auslöser für das (späte) Ermittlungsverfahren war, dass der Heidelberger Kunsthistoriker Michael Hofbauer Goller anzeigte, als er im Jahr 2008 eine Cranach-Fälschung erwarb. Er erkannte sie erst im Nachhinein als solche: Hofbauer führt hier etwa das verräterische Krakelee, also die typischen Risse auf alten Gemälden, an: Diese seien bei Goller eindeutig nachträglich entstanden.

    Nach Hofbauers Anzeige ermittelte das LKA. Zwei Jahre später rief er die Forschungsplattform „Cranach Research Institute“ ins Leben, die sich auch dem Thema Fälschungen widmet.

    2014 wurde sogar eine offizielle Kopie eines Cranach-Gemäldes, also ein Werk mit Goller als Urheber bei einem Auktionshaus versteigert – allerdings auch nur für 900 Euro. Der Verkauf ist auch soweit legal, solange keine Täuschungsabsicht vorliegt und daraus kein Vorteil entsteht – eine Argumentation, auf die Goller auch oft Bezug nahm.

  • Lisa Endriß
    „Lisa Endriß reagiert auf das Chaotische, Erstaunliche, Unverhoffte, Außenseiterische und Widersprüchliche, das sie im Kommunikationsnetz unserer Gesellschaft findet.“
    (Kunstpublizistin Barbara Fischer über die bayerische Künstlerin Lisa Endriß)

    Lisa Endriß, Jahrgang 1947, ist gebürtige Landshuterin und Künstlerin. Sie hat im Laufe ihres Lebens bereits in bekannten Sammlungen in Berlin, Istanbul, Sao Paulo und New York ausgestellt und z.B. den Debütantenpreis der Bayerischen Staatsregierung erhalten.

    Die „Weibsbilder“
    Erste Bekanntheit erlangte Endriß, als sie Ende der Siebziger Teil des Münchner Malkollektivs „Weibsbilder“ wurde. Neben Endriß bestand die Gruppe aus den Künstlerinnen Lilith Lichtenberg, Alrun Prünster-Soares, Sarah Rogenhofer und Ursula Strauch-Sachs. Zusammen sollte ein kreatives Gegengewicht zur männlich dominierten Kunstszene entstehen. Im gemeinsamen Schaffensprozess entstanden freie, abstrakte Bilder mit Titeln wie „Die moderne Frau auf der Flucht vor der Waschmaschine“. Das Kollektiv bestand von 1977 bis 1988; die Werke waren u.a. auf der Documenta Kassel zu sehen.

    
Medien und Malerei
    Nach dem Ende der „Weibsbilder“-Gruppe studierte Lisa Endriß an der Akademie der Bildenden Künste München sowie am amerikanischen Vermont College of Fine Arts. Sie bewegte sich allmählich weg von der Abstraktion und widmete sich eher individuellen Motiven. Dabei verfolgt sie keine konkrete Stilrichtung, changiert in ihrem Schaffensprozess zwischen Zufall und Kontrolle. Die Kunstpublizistin Barbara Fischer spricht von „matt schillernden Farben“, die ein Charakteristikum der Künstlerin sind. In ihrer (aktuellen) Kunst hält Endriß in zumeist großformatigen Bildern die oft flüchtigen Bilder der Medienlandschaft fest.

    Menschen, Tiere, Krisen
    Auch Prominente wie Michael Jackson und Christoph Schlingensief sind auf ihren Bildern zu sehen, die sie aber teils verbirgt und so den Betrachter neugierig macht. Zudem schleichen sich oft Tiere in ihre Kunstwelt ein. Zuletzt beschäftige sich Endriß thematisch zudem mit dem hochaktuellen Thema der Klimakrise. Begründet liege dies in ihrem Interesse an Politik, so die Malerin. Ihren Lebens- und Schaffensmittelpunkt hat die Künstlerin zwischen Bayern und Berlin.

  • Hermann Stockmann
    Hermann Stockmann (1867 – 1938) war ein bayerischer Künstler, der vor allem dadurch in Erinnerung geblieben ist, dass er einen sehr guten Blick für die regionale Landschaft, insbesondere für die Dachauer Region, hatte. So ist er auch als „Maler und Zeichner des Dachauer Lands“ oder als „Dachauer Impressionist“ bekannt geworden. 

    Lebensstationen
    Stockmann begann im Anschluss an eine Dekorationslehre ein Studium an der Münchner Kunstakademie. Er war dort u.a. Schüler des Malers und Professors Wilhelm von Dietz, der auch schon den bekannten Expressionisten Franz Marc unterrichtete. Von Dietz sah auch die besonderen Talente Stockmanns, was vor allem das Zeichnen von Landschaften und Figuren ohne Vorlage anging.
    1898 zog er nach Dachau, wohin es auch andere Künstler aus der Region München verschlug. Im selben Jahr heiratete er die Apothekerstochter Caroline Wocher; sie bekamen eine Tochter. 1910 ernannte ihn Prinzregent Luitpold zum Professor der Münchner Kunstakademie. Stockmann wohnte bis zu seinem Lebensende in Dachau. Seinen Wohnsitz hatte er im sog. Spatzenschlössl, einem Haus, das er sich im neobarocken Stil errichten lies. Der Name rührt daher, dass der Maler großer Vogelfreund war.

    Künstlergruppe Dachau
    Stockmann hatte (zusammen mit vielen weiteren Künstlern) 1919 die „Künstlergruppe Dachau“ ins Leben gerufen. Vorsitzender war der in Dachau lebende Künstler Felix Bürgers. Die erste Ausstellung fand im Dachauer Schloss statt. 1927 benannte sich die Gruppe in „Künstlervereinigung Dachau“ um. Hermann Stockmann übernahm für zwei Jahre den Vorsitz. 1945 ließ die Militärregierung den Verein auflösen, schon ein Jahr darauf kommt es zur Neugründung. Die Künstlervereinigung besteht noch heute. Junge und ältere Künstler mit unterschiedlichstem künstlerischen Background gehören ihr heute an. Ebenso sind im „Spatzenschlössl“ in der Münchner Strasse in Dachau immer noch Künstler mit ihren Ateliers zu finden.

    Heimatpflege und vielfältiges Werk
    Stockmann war auch als Heimatpfleger aktiv – er interessierte sich u.a. stark für die Dachauer Tracht und bayerische Krippenspiele. Schwerpunktmäßig hielt Stockmann in seinen Werken Landschaften fest, er war aber vielfältig künstlerisch tätig: Er entwarf z.B. Postkartenmotive, Etiketten, Illustrationen für Kinderbücher (etwa für die Kinderschriftstellerin Josephine Siebe und deren „Oberheudorfer Buben- und Mädelgeschichten“ von 1908).
    Anmerken muss man jedoch, dass zuletzt Kritik an Teilen von Stockmanns Werk aufkam. So fertigte er auch kriegsverherrlichende Motive für den 1. Weltkrieg an.