Kloster Maria Eich und der Eichen-Hainbuchen-Klosterwald

Zwischen 1710 und 1712 stellten die Schmiedssöhne Franz und Kaspar Thallmayr eine Statue der Muttergottes in eine hohle Eiche in der Nähe des oberbayerischen Ortes Planegg südwestlich von München. Die Genesung einer Tagelöhnerin und weitere erhörte Gebete, die auf die Statue in der Eiche zurückgeführt wurden, führten zu einer Marienwallfahrt zu der Statue im Baum. 1734 baute man eine hölzerne Kapelle um den Baum herum, die 1742 durch ein steinernes Gebäude ersetzt wurde. Am 18. Mai 1768 wurde die Kapelle durch den Freisinger Bischof Johann Theodor geweiht.

Überregional bekannt wurde dieser Wallfahrtsort, als 1775 der bayerische Kurfürst Max III. Joseph während einer Parforcejagd einen Hirsch, der bei der Kapelle Schutz gesucht hatte, verschonte. Im Laufe der Jahre erhielt die Kapelle Glocken, eine Klause (zwischen 1746 und 1837 lebten hier insgesamt 13 Klausner, die als Mesner, Organist und Schullehrer wirkten), einen Schulraum, Nebenkapellen und im Freien einen Altar sowie eine Kanzel. 1805 wurde die Eiche durch einen Blitzeinschlag zerstört, anschließensd abgesägt und das Kirchendach geschlossen.

1953 übernahm der Augustinerorden die Wallfahrtsseelsorge und errichtete neben der Kapelle ein kleines Kloster mit einer Wallfahrtskirche, die 1958 geweiht wurde. Der verbliebene Eichenstamm wurde von seinem ursprünglichen Standort entfernt und in einen gläsernen Rundbau hinter den Hochaltar und den Chor der Kapelle umgesetzt. 2007 bis 2008 erfolgte eine Neugestaltung der Kirche. Zurzeit leben 3 Patres und 1 Bruder im Kloster Maria Eich (Stand 2022).

Der Klosterwald Maria Eich
Neben dieser „heiligen“ Eiche wird Maria Eich von einem Klosterwald aus Eichen und Hainbuchen umgeben. Als Hutewälder standen die Wälder um München früher unter fürstlichem Schutz wegen ihres Holzes und der Eicheln als nahrhaftes Viehfutter. Auf 40 ha befinden sich hier etwa 50 Methusalembäume, Eichen mit einem Alter zwischen 250 und 300 Jahren. Diese alten und teilweise bereits abgestorbenen Bäume sind wertvoller Lebensraum für viele Tiere, insbesondere Käfer. Eine Untersuchung zur Artenvielfalt stellte 2015 fest, dass im Klosterwald Maria Eich 238 unterschiedliche xylobionte, also holzbewohnende Käferarten heimisch sind. 88 dieser Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, davon sind 8 sogenannte Urwaldreliktarten wie beispielsweise der Eremit (Osmoderma eremita) und der Schwarzbraune Kurzschröter (Aesalus scarabaeoides), Deutschlands seltenste Hirschkäferart. Urwaldreliktarten kommen ausschließlich in sehr alten und totholzreichen Wäldern vor. In diesem nur 40 ha großen Wald kommen somit mehr als ein Sechstel aller 1370 xylobionten Käferarten Deutschlands vor. Weiterhin dient der Klosterwald 9 Fledermausarten, 26 Vogelarten sowie 200 nicht holzbewohnenden Käferarten als Lebensraum.

Unter Leitung der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt München wurde ein Schutzkonzept zum Erhalt der Methusalemeichen erstellt, welches 2016 vom Bayerischen Naturschutzfond mit dem zweiten Platz des Bayerischen Biodiversitätspreises ausgezeichnet wurde.