Perlgräser (Melica)

Die Perlgräser sind mehrjährige Pflanzen, die zur Familie der Süßgräser gehören. Sie bilden Horste oder lockere Rasen, vermehren sich häufig über Ausläufer und kommen weltweit in etwa 100 Arten vor.
Die Bezeichnung „Perlgras“ spielt auf die kugelförmigen, meist dunklen, glänzenden Ährchen an, die wie auf einer Perlschnur aufgereiht erscheinen.
In Bayern sind 4 Arten verbreitet: das Einblütige Perlgras, das Nickende Perlgras, das Bunte Perlgras und das Wimper-Perlgras.

Einblütiges Perlgras (Melica uniflora)
Das Einblütige Perlgras hat eine weitkriechende Grundachse mit langen Ausläufern. Die dünnen, schlaffen Halme wachsen 30-60 cm hoch und sterben im Winter komplett ab. Dafür bilden sich unterirdische Knospen an den Trieben.
Die hellgrünen Blattspreiten werden 4-5 mm breit und sind auf der Oberseite leicht behaart, während die Blattscheiden ganz kahl sind. Das kurze, ringförmige Blatthäutchen steht bis zu 2 mm über.
Die offene Rispe ist traubenförmig an längeren, aufrechten Ästen angeordnet. An den Ästen wiederum wachsen wenige große Ährchen, deren unbegrannte Deckspelzen grün und deren Hüllspelzen rotbraun gefärbt sind. An jedem Ährchen erscheinen von Mai bis Juni 2 Blüten. Die untere ist zwittrig, während die obere steril und kolbenförmig verwachsen ist.
Die im Sommer reifende Frucht fällt zusammen mit der der sterilen Blüte ab und lockt mit einem in ihren Spelzen enthaltenen Öl Ameisen an, die für die Verbreitung sorgen.
Das Einblütige Perlgras bevorzugt humose, lehmhaltige Böden wie sie in Laub- und Mischwäldern vorkommen.
Wichtige Unterscheidungsmerkmale gegenüber dem Nickenden Perlgras und dem Bunten Perlgras sind vor allem die ausgebreitete Rispe und die aufrecht stehenden Ährchen. Das Wimper-Perlgras unterscheidet sich hingegen gegenüber dem Einblütigen Perlgras hauptsächlich durch die walzenförmige Ährenrispe, die am Rand eine lange Bewimperung aufweist.

Nickendes Perlgras (Melica nutans)
Das Nickende Perlgras erreicht wie das Einblütige Perlgras eine Wuchshöhe von 30-60 cm und bildet mit dünnen, aufrechten Halmen einen lockeren Rasen. Die rauen Blattscheiden sind im unteren Bereich meist von purpurner Farbe. Das braune Blatthäutchen ist unter 1 mm lang. Die hellgrünen Blattspreiten sind 4 mm breit weisen im oberen Bereich Haare auf.
Die traubenförmige Rispe wird an kurzen Stielen etwa 10 cm lang. Daran erblühen zwischen Mai und Juli die zweiblütigen Ährchen, die wie ein auf dem Kopf stehendes Ei aussehen. Die Ährchen werden 6-7 mm lang und haben eine Farbpalette von glänzend violett bis braunpupurn mit Grün- und Weißtönen.
Am liebsten wächst die Halbschattenpflanze auf kalkhaltigen, nährstoffreichen sauren und mäßig feuchten Böden. Die Nordseite von Laub- und Mischwäldern gilt als idealer Standort.

Buntes Perlgras (Melica picta)
Das Bunte Perlgras ist ein enger Verwandter des Nickenden Perlgrases, ist aber bei weitem seltener anzutreffen. Größtes Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Gräsern ist das mit 2,5 mm ungleich längere, weißelich gefärbte Blatthäutchen beim Bunten Perlgras.
Die dünnen, schlaffen, ein wenig angerauten Halme erreichen eine Wuchshöhe von 30-60 cm und wachsen als dichter Rasen, ohne Ausläufer zu bilden.
Die graugrünen Blätter sind etwa 15 cm lang und 5 mm breit und können leicht behaart sein.
Zwischen Mai und Juni entwickeln sich an den etwa 10 cm langen, schwach rispenförmigen Trauben jeweils 2 Blüten an jeder der 10-12 Ährchen, die einzeln ungefähr 7-8 mm lang sind. Etwa gleich lang sind die grünen Hüllspelzen, die einen weißlichen Rand besitzen mit einem oftmals rötlich-violetten Stich. Die unbegrannten Deckspelzen weisen eine Wölbung auf und sind vollständig kahl.
Das Bunte Perlgras wächst bevorzugt in den lehmhaltigen Böden von Laubmischwäldern.
Besonders verbreitet ist das Gras in Bayern in der Schwäbischen und Fränkischen Alb und in Unterfranken.

Wimper-Perlgras (Melica ciliata)
Das Wimper-Perlgras ist eine mehrjährige, sommergrüne Lichtpflanze, die eine Wuchshöhe von 30-70 cm erreicht und dichte Horste bildet. An den aufrechten, rauen Halmen wachsen starre, graugrüne bis zu 25 cm lange und 4 mm breite Blattspreiten, die sich bei Trockenheit einrollen. Die Blattscheiden sind kahl oder behaart und das bis 3 mm lange Blatthäutchen erscheint stumpf und oft zerschlitzt.
Am Auffälligsten sind die im Juni und Juli mit zwei Blüten versehenen, 6-7 mm langen Ährenrispen, aus denen deutlich die langen Wimpern der Deckspelzen heraushängen und dem Wimper-Perlgras einen festen Platz in so manchem Ziergarten sichern. Wie auch bei den anderen Perlgräsern ist eine der Blüten steril und wächst sich zu einem Kolben aus, während die zweite Blüte dafür zwittrig ist und eine Scheinfrucht ausbildet, die sich mit ihren zottigen Deckspelzen als Schirmchenflieger verbreitet.
Das Wimper-Perlgras bevorzugt trockene, kalkhaltige und basenreiche Stein- und Felsböden, die an warmen Hängen oder in trockenen Heidelandschaften gelegen sind.
Im Süden Deutschland ist das Wimper-Perlgras hin und wieder in zwei unterschiedlichen Arten zu finden, im Norden fehlt es ganz.