Reitgräser (Calamagrostis)

Bei den Reitgräsern handelt es sich um schilfähnliche Pflanzen mit großen Rispen, die botanisch zwischen dem Schilfrohr (Calamus) und dem Feldgras (Agrostis) eingeordnet werden. Die mehrjährigen Reitgräser gehören zu den Süßgräsern. Alle in Bayern heimischen Arten können sich über Ausläufer vermehren. Kommen zwei Arten in der gleichen Gegend vor, bilden sich häufig sterile Mischformen, die sich jedoch vegetativ vermehren.
In Bayern existieren drei Arten von Reitgräsern: Land-Reitgras, Sumpf-Reitgras und Wald-Reitgras.

Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos)
Das Land-Reitgras erreicht eine Höhe zwischen 100-160 cm und wurzelt bis zu 2 m tief. Die kräftigen Halme bilden einen dichten Rasen und sind in der oberen Hälfte angeraut. Ebenfalls rau sind die graugrünen, zwischen 0,5 und 1 cm breiten Blattspreiten, die außerdem einen sehr scharfen Rand besitzen. Das Blatthäutchen ist um die 9 mm lang.
An den blassgrünen, starren, bis zu 40 cm langen Rispen sitzen die 5-6 mm langen, spitzigen Ährchen, die im Juli und August jeweils eine langstaubfädige Blüte tragen, welche über den Wind bestäubt wird.
Die Hüllspelzen besitzen spitze Grannen, während die Deckspelzen haarig erscheinen. Von August bis Oktober entwickeln sich Schließfrüchte, die über Wind, Wasser und Tiere weiter verbreitet werden.
Das Land-Reitgras siedelt an Ufern, Wegrändern und in lichten Wäldern und bevorzugt grundwasserfeuchte Böden, erstickt allerdings mit seinem großen Wurzelstock andere Pflanzen, weshalb es auch als Forstunkraut gilt.

Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens)
Das Sumpf-Reitgras wächst 60-120 cm hoch als dichter, hellgrün-glänzender Rasen. Die aufrechten, 3-5 knotigen Halme verzweigen sich häufig an den unteren Knoten und sind außer direkt unterhalb der Rispen von glatter Beschaffenheit. Das gilt ebenfalls für die Blattscheiden und das 2-4 mm lange Blatthäutchen, das nach oben hin schmal zuläuft.
Die hellgraugrünen, scharfrandigen Blattspreiten werden bis zu 40 cm lang und 4 mm breit und können an den Seitentrieben eingerollt sein. Während auf der gerippten Oberseite weiße Häarchen zu sehen sind, erscheint die Unterseite glatt und glänzend.
Als besonderes Merkmal sprießen links und rechts zwischen Blattspreite und Blattscheide kleine Haarbüschel.
Die nur während der Blütezeit von Juli bis August ausgebreitete, schlaffe Rispe wächst in gleichmäßig aufgebauten 3-er bis 5-er Büscheln an bis zu 8 cm langen Ästen und erreicht eine Länge von 10-25 cm und wird 3-6 cm breit.
An den hellgrünen, oftmals violett schimmernden, 4-6 mm langen Ährchen erscheint jeweils eine Blüte. Die zarthäutigen Deckspelzen sind an der Basis mit Haaren besetzt, die sie um etwa 2 mm überragen und verfügen zusätzlich über kurze Grannen. Länglich und zugespitzt erscheinen hingegen die 4-6 mm langen Hüllspelzen.
Das Sumpf-Reitgras siedelt vornehmlich in Mooren, Erlenwäldern, an Ufern und auf nassen Wiesen. Die Halbschattenpflanze gilt als Staunässeanzeiger und bevorzugt demnach nährstoffreiche, saure, anmoorige Humusböden.
In den Alpen und im nördlichen Alpenvorland gilt das Sumpf-Reitgras als stark gefährdet.

Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea)
Das Wald-Reitgras erreicht als lockerer Horst eine Höhe von 60-120 cm. Im Gegensatz zu den anderen heimischen Reitgräsern hat es jedoch nur sehr kurze Ausläufer.
Die aufrechten Halme können im oberen Bereich schwach angeraut sein und die 4-7 mm breiten, dunkelgrünen Blattspreiten haben auf der Oberseite kurze Haare, während die Unterseite glatt ist und glänzt. Zwei Haarbüschel sind indes am Blattansatz zu sehen. Das Blatthäutchen wird maximal 2 mm lang.
Die Rispen tragen eine Vielzahl an schmalen, kurzverzweigten, 5-6 mm langen, blassgrünen und manchmal violett gescheckten Ährchen, deren Äste nach der Blüte im Juni und Juli eng anliegen.
Das Wald-Reitgras tritt vorrangig in feucht-schattigen Wäldern bis an die Waldgrenze auf. Es bevorzugt warme, kalkarme, schwere, steinige Böden in höheren Lagen und gilt als Bodenfestiger.