Schwimmkäfer und Wasserkäfer (Dytiscidae und Hydrophilidae)

Schwimmen, tauchen, fliegen: Schwimmkäfer sind sehr vielseitig talentiert. Ihre Hinterbeine können sie bestens zum Rudern in Gewässern einsetzen. So unterscheiden sie sich von den eigentlichen Wasserkäfern (Hydrophilidae – zu ihnen gehört z.B. der stark gefährdete Große Kolbenwasserkäfer) dadurch, dass die Wasserkäfer vielmehr durchs Wasser strampeln als rudern.
Allzu häufig sieht man die Schwimmkäfer, zumindest die kleineren Exemplare, garnicht schwimmend an der Wasseroberfläche. Sofern nämlich ausreichend Pflanzen vorhanden sind, bieten ihnen diese genügend Sauerstoff um unter Wasser zu atmen. So tauchen sie teils wochenlang ab. Größere Schwimmkäfer hingegen müssen öfter Luft holen und packen sich einen Vorrat an Sauerstoff unter ihre Flügeldecke. Sollte das Gewässer mal drohen auszutrocknen oder sollte die Nahrung ausgehen, fliegen die Schwimmkäfer einfach zum nächsten. Manche Arten fühlen sich schon in einem Tümpel, manche erst in einem See wohl.

Zwischen 2 und 44 mm groß
Was die Größe angeht, gibt es bei den Schwimmkäfern eine große Spannbreite: Manche Exemplare wie der Bidessus unistriatus sind teils keine 2 mm groß, wohingegen z.B. der Breitrand (Dytiscus latissimus) eine Größe zwischen 36 und 44 mm erreicht.

Fortpflanzung
Schwimmkäfer begatten sich im Wasser. Die Eier legen sie an oder in Pflanzen ab. Die Pflanzen versorgen die Eier mit Sauerstoff. Bei der überwiegenden Zahl der Arten begeben sich die Larven an Land, buddeln sich in Erdhöhlen in der Nähe des Ufers ein und verpuppen sich.

Fleischfresser
Schwimmkäfer sind übrigens Fleischfresser, sie ernähren sich unter anderem von Kaulquappen, Insektenlarven oder Aas. Im Gegensatz zu den Käfern können die Larven ihre Beute nicht fressen, sie lähmen diese stattdessen und verflüssigen sie durch ein Sekret und saugen sie schließlich auf.

Bestand in Bayern
Die rote Liste gefährdeter Wasserkäfer Bayern führt an, dass es ingesamt 362 Arten dieser Käfer gibt. Die Familie der Schwimmkäfer ist aber nur ein Teil der übergeordneten Bezeichnung Wasserkäfer. Jedenfalls sind über 40 Prozent der Wasserkäfer in Bayern auf dieser Liste in verschiedenen Gefährdungskategorien zu finden. Das liegt vor allem daran, dass Lebensräume dieser Insekten, insbesondere Kleingewässer, verloren gehen. Auch darf man nicht vergessen, dass Düngemittel, die Stickstoff oder Phosphor enthalten, eine Bedrohung für das Ökosystem Wasser darstellen. Häufig sichtet man hingegen (noch) Käfer wie den Gelbrandkäfer (auch Gemeiner Gelbrand, Dytiscus marginalis genannt).

 

  • Acilius canaliculatus

    Für diesen Schwimmkäfer gibt es keinen deutschen Namen. Er ist um die 15 mm groß und liegt damit knapp im Mittelfeld, was die durchschnittliche Größe von Schwimmkäfern betrifft. Charakteristisch sind seine kontrastreichen Zeichnungen am Kopf sowie am Halsschild. Die Hinterbeine haben eine gelbrote Färbung. Er muss regelmäßig für neue Luftreserven sorgen, indem er an die Wasseroberfläche schwimmt. Er packt sich einen Sauerstoffvorrat unter seine Flügeldecken.

    Räuberisches Fressverhalten
    Sein Fressverhalten beschreibt man als räuberisch: Er greift sich Insektenlarven und Würmer, gelegentlich frisst er aber auch Aas. Sein typischer Lebensraum sind kleinere stehende Gewässer, insbesondere Moore. Der Bestand des Käfers gilt als „gefährdet“, man listet ihn dementsprechend auf der Roten Liste der gefährdeten Wasserkäfer Bayerns.

 

  • Bidessus unistriatus
    Dieser Käfer hat keine deutsche Bezeichnung und ist einer der kleinsten Vertreter der Schwimmkäfer-Familie: Er erreicht lediglich eine Größe zwischen 1,75 und 2 mm. Die Fühler bestehen aus neun Gliedern, die Farbe des Käfers ist eine Mixtur aus Ocker- und Dunkelbraun-Tönen. Er gilt als „stark gefährdet“ laut der Roten Liste gefährdeter Wasserkäfer (Coleoptera aquatica) Bayern. Grundsätzlich ist er aber in Mitteleuropa, etwa in Ungarn oder in Ost-Österreich, noch relativ häufig zu sichten.

 

  • Breitrand (Dytiscus latissimus)
    Der Breitrand ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Schwimmkäfern in ganz Europa, ist er doch der Größte in seiner Familie (er ist sogar der zweitgrößte Schwimmkäfer der Welt. Als größter gilt der – vermutlich ausgestorbene – Megadytes ducalis, der fast 5 cm groß ist). Seine Dimension steckt auch in seiner wissenschaftlichen Bezeichnung Dytiscus latissimus (latissimus heißt auf Lateinisch soviel wie „der Breiteste“ bzw. „der Größte“). Der Käfer wird zwischen 36 und 44 mm groß. Das ansonsten dominant schwarz gefärbte Insekt ist gelb umrandet. Die Unterseite ist rötlich – neben seiner Größe ist dies ein weiteres Abgrenzungsmerkmal zum Gelbrandkäfer, mit dem ihn manche verwechseln.

    Bevorzugter Lebensraum
    Grundsätzlich sind sein bevorzugter Lebensraum größere nährstoffarme Stillgewässer wie Seen, Teiche und Weiher. Für seinen Fortbestand braucht er dort einen Bereich, in dem das Wasser flach ist und bestimmte Wasserpflanzen, in deren Stengel und Blätter er die Eier ablegt. Die Larven ernähren sich zumeist von Wasserinsekten, die erwachsenen Tiere von Aas, Wasserwanzen oder kranken Fischen.

    Vom Aussterben bedroht
    Der Breitrand ist hierzulande sehr selten. Neben einigen, teils viele Jahre zurückliegenden Sichtungen in Bayern, ist er lediglich in Sachsen und Brandenburg nachgewiesen. Die Rote Liste gefährdeter Wasserkäfer (Coleoptera aquatica) Bayern führt ihn als „vom Aussterben bedroht“ auf, ebenso die Rote Liste Deutschland.
    Das Naturschutzgebiet Craimoosweiher im Landkreis Bayreuth ist eines der wenigen Gebiete, in denen man den Käfer in Bayern zuletzt dokumentierte. Leider gelangen zunehmend Nährstoffe in (bayerische) Gewässer, werden häufiger Wasserpflanzen gemäht und Fischhaltungen intensiviert (wobei etwa das Wasser abgelassen wird). Diese Faktoren bedrohen das Vorkommen des bedrohten Käfers bzw. verhindern, dass er sich an bestimmten Orten erneut ansiedeln kann.