Noriker / Süddeutsches Kaltblut (Equus ferus caballus)

Die Rasse der Noriker hat sich aus schweren Warmblutpferden römischer Legionäre und heimischer Rassen aus den Alpen entwickelt. Ihre Namensgebung leitet sich vom Wort Noricum ab. Noricum ist ein Gebiet, welches bereits vor Christi Geburt teilweise zum römischen Imperium gehörte und lediglich wenige Jahre danach zur römischen Provinz wurde. Aber auch Teile Deutschlands und Österreichs gehörten zum Noricum.
Ab 1565 unterlag die Zucht den Salzburger Erzbischöfen, die auch dafür verantwortlich waren, das erste Stutbuch anzulegen. Zur Veredelung wurden die Noriker unter anderem mit spanischen und burgundischen Hengsten gekreuzt, um so die Eleganz und Größe in die Rasse zu bringen.
Der Pinzgauer Pferdezuchtverein gab im Jahr 1903 das älteste, bekannte und noch erhaltene Stutbuch heraus. Mit einer Population von rund 10.000 Norikern sind sie in ihrem Hauptzuchtgebiet Salzburg, bzw. Österreich, sowie in Bayern vertreten. Da Salzburg das Hauptzuchtgebiet der Noriker war, und dieses auch heute noch bleibt, darf es nach EU Bestimmungen das Ursprungszuchtbuch führen.
Ab 1920 wurde den Norikern kein edles Blut mehr zugeführt und in enger Verbindung zum Hochzuchtgebiet des „Pinzgauers“ gearbeitet. Der daraus entstandene Kaltblutschlag wurde als „Oberländer Pferd“ bezeichnet und stellte eine leichtere Form des Norikers dar, im Gegensatz zu dem schweren, massiger gezüchteten „Pinzgauer“ Schlag. Durch eine wachsende Verschmelzung der zwei Schläge, wurde in Übereinkunft mit den Süddeutschen Pferdezuchtverbänden, ab dem Jahr 1948 „Süddeutsches Kaltblut“ als neue Rassenbezeichnung eingeführt. Somit haben Noriker und Süddeutsches Kaltblut einen größtenteils identischen Stammbaum.

Ursprünglich wurde die wendige Kaltblutrasse im Gebirge eingesetzt. Des Weiteren fanden sie im Zweiten Weltkrieg Verwendung in der Artillerie, in der Versorgung oder im Nachschub.
Der Noriker ist ein kräftiges und ausdauerndes Pferd, das sich dadurch besonders für die Zugarbeit im Gebirge eignet. Sein gut bemuskelter, kompakter Körper weist ein solides Fundament auf. Zu den Vorzügen dieser Rasse zählt seine große Trittsicherheit, wodurch er sich für den Einsatz auf unwegsamem Gelände hervorragend eignet. Außerdem zeichnen sich Noriker durch ihre markante Wendigkeit, große Taktsicherheit, sowie ihren harmonischen, schreitenden Gang aus.
Zu den Zielen der heutigen Zucht zählt es, ein großrahmiges, tiefrumpfiges und hervorragend bemuskeltes Wirtschaftspferd mit einer gespaltenen und breiten, langen Kruppe zu züchten.

Durch den ausgeglichenen und ruhigen Charakter, den Noriker aufweisen, eignen sie sich gut für den Einsatz von Kutschfahrten, wie zum Beispiel bei Stadtrundfahrten oder zum Ziehen von Hochzeitskutschen. Noriker gelten als besonders ausdauernd, wodurch sie für längere Ausritte problemlos eingesetzt werden können. Aber auch als Freizeitpferd eignet sich die Kaltblutrasse auf Grund ihres Charakters hervorragend.

Mit einem Gewicht von ungefähr 700 bis 800 kg ist der Noriker als mittelschweres Pferd einzuordnen. Die Rasse zeichnet sich durch einen tiefen Schwerpunkt aus und weist in der Regel ein Stockmaß von 155 bis 165 cm auf, wobei die angestrebte Größe laut Zuchtziel idealerweise bei 158 bis 163 cm liegt.
Im Unterschied dazu, kann das Süddeutsche Kaltblut als etwas größer, zugleich aber auch als leichter beziehungsweise schlanker beschrieben werden. Es kann ein Stockmaß von 160 bis 165 cm erreichen.
Typisch für Noriker ist eine Vielfalt an Fellfarben. Am häufigsten kommen Füchse, Braune und Rappen in unterschiedlich intensiven Schattierungen vor. Besonders charmant, aber verhältnismäßig selten, kommen Mohrenköpfe, Platt- und Tigerschecken vor.
Die Färbungen des Süddeutschen Kaltbluts können ebenfalls alle Fellfarben umfassen, auch Schimmel.
Häufig weisen diese Pferderassen helles Langhaar auf, das einen schönen Kontrast zu ihrer meist dunklen Fellfarbe darstellt. Als Unterschied zu anderen Kaltblutrassen, weist der Noriker / das Süddeutsche Kaltblut einen eher mäßigen Kötenbehang auf. Unter Kötenbehang versteht man die Schutzhaare an den Fesseln der Pferde, die herunterlaufendes Wasser von den Fesselbeugen ableiten sollen.