Großer Brachvogel (Numenius arquata)

Seinen langen Schnabel hat er mit vielen anderen Schnepfenvögeln wie etwa der Bekassine gemeinsam, doch der Große Brachvogel ragt heraus. Mit seinen 50 bis 60 cm Größe, also fast Hühnergröße, ist er in Europa sogar der größte Watvogel. Er wiegt beinahe ein Kilo.

Zu Gesicht bekommt man ihn hierzulande eher selten: Er steht sowohl in Deutschland als auch in Bayern auf der Roten Liste der Brutvögel, die vom Aussterben bedroht sind. Stand 2006, gibt es bayernweit 463 Brutpaare. Seit den 1980er Jahren kann man beobachten, wie der Bestand des Tieres immer weiter zurückgeht. Unter guten Voraussetzungen können die Tiere bis zu 30 Jahre alt werden.

Im Rahmen des Schutzprojektes „Artenhilfsprogramm Wiesenbrüter“ setzt man sich dafür ein, dass sich die Bedingungen für gefährdete Tiere wie den Großen Brachvogel verbessern. Dazu gehören verschiedene Maßnahmen, etwa, dass man weniger Pestizide einsetzt und gesetzliche Vorgaben auch konsequent umsetzt.

Der Schnabel als Nahrungs-Pinzette
Der kennzeichnende Schnabel des Großen Brachvogels kann bis zu 19 cm lang werden. Hierbei ist eine Besonderheit, dass der Schnabel des Weibchens den des Männchens überragt und stärker gekrümmt ist. Auch ist das Große Brachvogel-Weibchen größer als das Männchen. Davon abgesehen, ist es schwer, die Geschlechter auseinanderzuhalten. Männchen und Weibchen haben ein sehr ähnliches, unauffälliges Äußeres. Die Tiere sind beigebraun gefärbt. Dunkle Flecken und Streifen durchsetzen diese Färbung.

Mit dem erwähnten, langen Schnabel kommt der Große Brachvogel weit in die Tiefe, wenn er sich auf Nahrungssuche begibt. Fündig wird er vor allem auf feuchten, weitläufigen Wiesen oder in Mooren. Gute Voraussetzungen sind für ihn extensiv bewirtschaftete Flächen. Dies sind nachhaltig genutzte Flächen, auf denen sich wenig Vieh befindet und die man nicht düngt. Dort kann der Große Brachvogel Würmer und Insekten fressen, die er beim Stochern auf dem Boden findet. Der Schnabel hilft ihm beim Ertasten der Beute. Aus der Tiefe holt er auch Schnecken und Muscheln; der Schnabel funktioniert dabei wie eine Pinzette, welche die Nahrung sogar aus seiner Schale zieht.

Größtenteils Kurzstreckenzieher
Der Große Brachvogel gehört weitgehend zu den Kurzstreckenziehern; manche Tiere fliegen im Winter die mitteleuropäischen Küsten an, einige auch das Mittelmeer oder Westafrika. Sie verlassen Deutschland ca. Ende Juli bis Anfang August und kehren ab März wieder zurück. Während des Fluges lässt der Große Brachvogel seinen Ruf los, der zwischen flötend und heiser schwankt.

Die Hauptbrutzeit findet zwischen Mai und Juni statt. In einer flachen Mulde findet man meist vier Eier. Männchen und Weibchen wechseln sich bei der Brut ab; sie dauert etwa 27 bis 29 Tage. Die Eier sind braun-grün gefärbt und gut getarnt. Die Küken gehören zu den Nestflüchtern.

Neben dem Mensch stellt u.a. die Vogelgrippe eine Gefahr für den Großen Brachvogel dar. Zusätzlich zählt man etwa Möwen, Raben- und Greifvögel und Füchse zu den Feinden des Tieres.