Weiher

Auch wenn in der Umgangssprache oftmals die Bezeichnungen Weiher, Teich, Tümpel oder See nicht klar voneinander getrennt werden, so gibt es doch eine eindeutige Definition, was ein Weiher ist. Ein Weiher ist ein flaches, stehendes Gewässer ohne Tiefenzone, so dass das Sonnenlicht immer bis an den Grund des Weihers durchdringt. In Abgrenzung zum Teich verfügt der Weiher weder über einen Zu- noch einen Abfluss, und anders als ein Tümpel, der zwischenzeitlich austrocknet, ist ein Weiher ganzjährig und dauerhaft mit Wasser gefüllt. Das Wort „Weiher“ leitet sich vom lateinischen „vivarium“ ab, was soviel wie „Aufbewahrungsbehältnis für lebende Tiere“ bedeutet. Weiher sind daher oftmals künstlich angelegte Gewässer, die neben ihrer Funktion als „Fischbehältnis“ auch über eine architektonische, landschaftsbildprägende und verschönernde Bedeutung verfügen und in Schlossanlagen oder als Dorfweiher angelegt wurden. Funfact am Rande: Der im österreichisch-ungarischen Grenzgebiet gelegene Neusiedler See, der weder über einen Zu- noch einen Abfluss verfügt, ist mit seiner maximalen Tiefe von 1,90 m im eigentlich Sinn ein Weiher – wenn auch ein sehr großer.

Bayern ist reich an Weihern, auch wenn nicht jeder Weiher, der sich so nennt, tatsächlich einer ist. Eine kleine Auswahl an echten Weihern soll hier vorgestellt werden.

Eichendorfer Weiher
Die Landschaft im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau wurde durch die Gletscher der letzten Eiszeit geformt. So entstanden im heutigen Gemeindegebiet von Eberfing zahlreiche Drumlins, in Fließrichtung des Gletschers angeordnete Hügel. Eingebettet in dieses Drumlinfeld liegen einige Gewässer, beispielsweise der Eichendorfer Weiher. Der etwa drei Hektar kleine Weiher am westlichen Ortsrand von Eichendorf wird zur Fischzucht, zum Angeln und zur Naherholung genutzt. Er entstand einst, als Gletscher die Landschaft formten und eine von Drumlins und Vertiefungen, aus denen Seen und Weiher entstanden, geprägte Landoberfläche hinterließen. Einstmals war der Weiher etwas größer als heute, allerdings versumpfte der südliche Teil allmählich. Der Eichendorfer Weiher ist ein Himmelsteich, der weder über einen Zu- noch einen Ablauf verfügt und ausschließlich durch Niederschläge und Grundwasser gespeist wird. Erstmals urkundlich erwähnt wird ein Aichendorf um 1200. 1485 werden der Weiher und drei Benediktbeurer Höfe in Eichendorf dem Jäger Hans Wagner zur Erbpacht überlassen. Im 17. Jahrhundert war der Weiher im Besitz des Grafen Arco. Zwischen 1808 und 1867 fanden wasserbauliche Maßnahmen statt, die zur Versumpfung des südlichen Teils des Weihers führten.

Weiher in Obersöchering
Südlich angrenzend an das Gemeindegebiet von Eberfing liegt, ebenfalls im Landkreis Weilheim-Schongau, die Gemeinde Obersöchering. Hier befinden sich mit der Lache, der Straußenlacke, dem Eckenbichlsee und dem als Badesee genutzten Badsee gleich mehrere Weiher. Auch sie gehören wie der Eichendorfer Weiher bei Eberfing zum glazial geprägten Drumlingebiet.

Gutbrod-Weiher
Der rund 3,1 Hektar große Gutbrod-Weiher liegt westlich von Berglern im oberbayerischen Landkreis Erding. Er gehört dem Angelverein FV Eitting und wird von den Vereinsmitgliedern bewirtschaftet. Besetzt ist er mit gern und häufig geangelten Forellen, Zandern und Karpfen, aber auch mit Schleien, Rotfedern, Rotaugen und Hechten. Der bis zu 8 Meter tiefe Weiher ist außerdem ein beliebter Badesee, der im Sommer gerne von Einheimischen wie Touristen zur Abkühlung genutzt wird. Er ist auch Ausgangs- und Zielpunkt von Wanderungen, die sich von hier durch die malerische Keuperlandschaft mit ihren Streuobstwiesen unternehmen lassen. Wanderziele sind neben der hübschen Altstadt von Berglern das Schloss Fraunberg, die Kirche Mariä Verkündigung oder das Herderhäusl, das älteste Bauernhaus im Landkreis Erding. Ein Ausflugstipp für alle, die nicht nur äußerliche Abkühlung suchen, ist ein Radausflug zum Biergarten Schloßallee, einem der schönsten Biergärten Bayerns.

Hopfenwehrl
Etwa 200 Meter nördlich der Donau und gute 300 Meter westlich des Baggersees liegt auf Ingolstädter Stadtgebiet der Hopfenwehrl. Der rund 2 Hektar große Weiher wird vom Schafirrsee Fischerverein Gerolfing e.V. bewirtschaftet und ist ein Angelgewässer. In den Sommermonaten wird der idyllisch und ruhig gelegene Hopfenwehrl auch gerne von Badefreunden und Sonnenanbetern genutzt, die am Weiher entspannen wollen. Insbesondere FKK-Anhänger fühlen sich hier wohl und genießen textilfreie Erholung.

Sollner Weiher
Der einstige Löschteich liegt im Süden von München im Ortskern des Stadtteils Solln. Der abseits städtischer Hektik gelegene Weiher hat eine Ausdehnung von etwa 700 Quadratmetern, verteilt auf 50 Meter Länge und bis zu 17 Meter Breite. In Zeiten, in denen es noch strenge Winter gab, bevölkerten Schlittschuhläufer und Eisstockschützen den Weiher. Mittlerweile hat sich der Sollner Weiher zu einem Biotop entwickelt, in dem zwei seltene Tierarten einen Lebensraum gefunden haben. Da ist zum einen die Große Teichmuschel, auch Weihermuschel genannt, die unter Artenschutz steht und ein Indikator für gute Wasserqualität ist, da sie nur im schlammigen Grund stehender und sauberer, mit Süßwasser gefüllter Gewässer vorkommt. Der zweite unter Artenschutz stehende und in Deutschland laut Roter Liste stark gefährdete Weiherbewohner ist der Bitterling, eine zwischen sechs und neun Zentimeter große Karpfenart. Dieser kleine Fisch lebt symbiotisch mit der Großen Teichmuschel zusammen. Der Bitterling legt seine Eier in den Kiemen der Muscheln ab, wodurch die Fischlarven vor Feinden geschützt sind. Die Larven der Muscheln wiederum heften sich an die Fische an und werden dadurch verbreitet. Der Sollner Weiher steht folglich unter Biotopschutz. Anders als in früheren Zeiten, als er von der Feuerwehr zur Reinigung einfach ausgepumpt wurde, darf er jetzt nur noch vorsichtig und in kleinen, aber regelmäßigen Schritten von Algen befreit werden. Das Füttern von Enten und Fischen mit Brotresten oder anderen Lebensmitteln ist verboten. Das Entsorgen von altem Brot, indem man es ins Wasser wirft, um Vögel oder Fische zu füttern, sollte unter Tier- und Naturfreunden aber ohnehin ein Tabu sein.

Seestaller Weiher
Im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen liegt im Zeller Wald zwischen Dietramszell-Habichau und Bad Tölz-Kirchbichl der als Naturdenkmal ausgewiesene Seestaller Weiher. Es handelt sich bei ihm um ein langsam verlandendes Toteisloch. Toteislöcher entstanden, als sich die Gletscher in der letzten Eiszeit zurückzogen, wobei sie nicht gleichmäßig abschmolzen, sondern immer wieder Eisblöcke abbrachen und isoliert in der Landschaft liegen blieben. Diese Eisblöcke wurden allmählich von Schotter bedeckt, schmolzen vollständig ab und hinterließen im Gelände Senken, in denen sich Wasser sammeln konnte. So entstanden zu- und abflußlose Weiher. Der Seestaller Weiher besitzt mittlerweile nur noch eine kleine offene Wasserfläche, er ist größtenteils mit Schilf bedeckt.

Bechthaler Weiher
Im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen liegt der Bechthaler Weiher im Raitenbucher Ortsteil Bechthal. Der circa 1,5 Hektar große, rund 200 Meter lange und im Schnitt zwei Meter, maximal 2,5 Meter tiefe Weiher wurde 1977 im Zusammenhang mit der Flurbereinigung geschaffen und wird von einem ortsansässigen Fischereibetrieb bewirtschaftet. Im Wasser tummeln sich Karpfen, Zander und Schleie, Angler können Tages- oder Jahresangelkarten erwerben. Es kann während des gesamten Jahres geangelt werden. Das Flüßchen Anlauter fließt knapp 5 bis 15 Meter am südlichen Weiherufer entlang, so dass es außer durch in der Nähe befindliche Quellen auch mit der Anlauter zum Wasseraustausch kommt, ohne dass ein direkter Zu- oder Abfluß besteht. In der Nähe des Fränkischen Seenlandes gelegen, wird der Bechthaler Weiher auch touristisch als Badesee genutzt. Am Weiher gibt es einen Kinderspielplatz. Holzstämme, über die man balancieren kann, trennen den Nichtschwimmerbereich ab. In der Nähe bestehen einige Zeltplätze und Parkmöglichkeiten. In weniger als 300 Meter Entfernung thront am südlichen Talhang die Ruine der Burg Bechthal malerisch über dem Weiher.

Weiherkette bei Bösenbechhofen
Die Weiherkette im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt, nördlich des Höchstadter Ortsteils Bösenbechhofen gelegen, ist für einige Tier- und Pflanzenarten eines der letzten Refugien in Bayern und Deutschland. Die Weiherkette wurde als Fauna-Flora-Habitat im Rahmen von Natura 2000 durch die Europäische Union als Gebiet mit hohem ökologischen Wert ausgezeichnet und ist seit dem 15.12.2012 ein Naturschutzgebiet. Bauliche Veränderungen oder intensive Fischwirtschaft sind somit ausgeschlossen, die Weiher werden heute entweder garnicht mehr oder nur noch extensiv genutzt. Bei den Weihern der Bösenbechhofener Weiherkette handelt es sich um Himmelsweiher. Dies bedeutet, dass sie ausschließlich durch Regenwasser gespeist werden. Da die Weiher großteils im Wald liegen, ist das aus dem Wald in die Weiher fließende Wasser relativ sauer, Laub und Nadeln im Wasser sorgen für eine braune Färbung und die Weiher sind nährstoffarm, kalkfrei und enthalten viel Huminsäure. Die einst künstlich angelegten Fischweiher verwandeln sich langsam in Moorweiher. Die nur noch geringen Eingriffe durch den Menschen und der saure ph-Wert des Wassers haben zu einem Lebensraum geführt, der in Deutschland sonst nur noch selten anzutreffen ist. So sind hier gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Wasserpflanzen wie das Rötliche Laichkraut (Potamogeton rutilans), der Bremis-Wasserschlauch (Utricularia bremii), Südlicher Wasserschlauch, Weiße Seerose, Meernixenkraut, Armleuchteralgen und Zwerg-Igelkolben heimisch. Weitere Pflanzenarten im rund 23 Hektar großen Naturschutzgebiet um die Weiherkette, zu dem auch ein fast das ganze Jahr überschwemmter Bruchwald gehört, sind Moosbeere, Rauschbeere, Rosmarin-Heide, Sumpf-Bärlapp, Wollgras und Rundblättriger Sonnentau. Dieser seltene Lebensraum lockt Botaniker aus ganz Deutschland nach Mittelfranken. Aber nicht nur die Pflanzenwelt, auch die Tierwelt hat einiges zu bieten. Moorfrösche leben und vermehren sich hier genauso wie der Kammmolch und der Kleine Wasserfrosch. Alle drei Arten der stark gefährdeten Moosjungfer-Libellen kann man hier finden, ebenso diverse Vogelarten wie Rohrsänger, Schnatterenten, Purpurreiher und Heidelerchen.

Dorfsee in Aschbach
Der Dorfsee in Aschbach, einem Ortsteil der oberfränkischen Stadt Schlüsselfeld, ist ein Weiher, der zur Schlossanlage des Freiherrlich von Pölnitzschen Schlosses gehört. Das Schloss, der Schlosspark sowie der Weiher sind in Privatbesitz der Familie Pölnitz und stehen unter Denkmalschutz. Nach der Zerstörung des Schlosses im Dreißigjährigen Krieg erwarb Hieronymus Christoph von Pölnitz 1652 das Schloss mitsamt zugehöriger Grundstücke und errichtete zwischen 1677 und 1697 das Schloss, einige Nebengebäude sowie den Schlosspark und den Weiher mitsamt künstlicher Insel. Die gesamte Schlossanlage besteht im wesentlichen in ihrer damaligen Form bis heute, lediglich das Schlossinnere wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Stil des Barocks umgestaltet. Der Dorfsee mit seiner künstlichen, baumbestandenen Insel bildet den südlichen Abschluss des barocken Gartens.