Um den Weißlacker ranken sich einige Anekdoten, insbesondere hinsichtlich seines intensiven Geruchs, weshalb er auch gerne mal als „Aristokrat unter den Stinkekäsen“ bezeichnet wird. Angeblich reicht ein Weißlacker in der Tasche, um auch im überfüllten Zug ein Abteil ganz für sich alleine zu haben.
Erfunden wurde er 1874 von den Brüdern Josef und Anton Kramer aus Wertach im Oberallgäu. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 war der Käsekonsum stark zurückgegangen und die beiden Senner suchten nach einer Möglichkeit, die schnell verderbliche Ware länger haltbar zu machen. Ob eher durch Zufall oder ganz bewußt ist nicht eindeutig überliefert, erfanden sie 1874 den Weißlacker, einen aus Kuhmilch gewonnenen halbfesten Schnittkäse, für den sie 1876 für 15 Jahre ein königlich-bayerisches Patent erhielten. Er ist damit der erste patentierte Käse weltweit und der einzige Käse, der seinen Ursprung im Allgäu hat. Als „Allgäuer Weißlack“ ist der Käse seit 2015 als geschützte Ursprungsbezeichnung durch die EU registriert. Es werden heute jährlich 50 bis 60 Tonnen ausschließlich durch die Allgäuer Hof-Milch GmbH in Sonthofen hergestellt.
Zur Herstellung wird Kuhmilch pasteurisiert und nach Labung, Zerkleinerung und Ausschöpfen für zwei Tage in Salzlake eingelegt. Die ein bis zwei Kilogramm schweren Käselaibe werden in Würfelform mit einer Kantenlänge zwischen 11 cm und 13 cm anschließend zur Reifung kühl gelagert und dabei regelmäßig mit Salz eingestreut und geschmiert. Danach reift er noch weitere drei bis vier Monate in Alufolie verpackt.
Der Weißlacker hat seinen Namen von der lackartigen schmierigen Oberfläche, er besitzt aber keine Rinde. Das Innere ist weiß, halbfest und speckig. Es klebt allerdings nicht und enthält nur wenige Bruchlöcher. Aufgrund seines Fettgehalts von mindestens 45% und seinem Salzanteil von 5% schmeckt der Käse pikant bis scharf und vor allem salzig. Wirte lieben diesen Käse, da er einen erheblichen Anteil zur Ankurbelung des Bierumsatzes beiträgt. Gegessen wird er entweder in mundgerechter Würfelform mit Bier, Butterbrot oder Brezel als Brotzeit, in einer Essig-Öl-Zwiebel-Vinaigrette, in der Käsemischung für Allgäuer Kässpatzen oder gebraten in einer Bauernpfanne. Noch ein kleiner Hinweis für alle Genießer: Nur pur essen, wenn ihr auf soziale Kontakte verzichten wollt oder alle am Tisch sollten vom Weißlacker essen.