Kloster Banz und das Dohlenprojekt

Klostergeschichte
Das Kloster Banz ist eine ehemalige Benediktinerabtei im oberfränkischen „Gottesgarten“ bei Bad Staffelstein. Im 10. Jahrhundert als Grenzbefestigung gegen die Angriffe der Ungarn errichtet, wandeln Markgraf Hermann von Vohburg und seine Gattin Gräfin Alberada um das Jahr 1070 die Burganlage in ein Kloster um und übergeben sie den Benediktinern.
In weltlichen Angelegenheiten untersteht Kloster Banz nun der Diözese Bamberg, in geistlichen Belangen der Diözese Würzburg. Diese Doppelzugehörigkeit führt immer wieder zu Schwierigkeiten, so dass das Kloster zu Beginn des 12. Jahrhunderts verfällt. 1114 erneuert Bischof Otto I. von Bamberg das Klosterleben durch eine Abordnung von Mönchen aus Hirsau und weiht die Kirche neu. Politische Machtansprüche von Landesherren und interne Zwistigkeiten führen immer wieder zu Problemen, auch wenn es dem Kloster wirtschaftlich aufgrund von Schenkungen und Kreditvergaben gut geht. 1505 vernichtet ein Großbrand die Klosteranlage nahezu vollständig und der Wiederaufbau 1525 fällt in die Zeit der Bauernkriege, so dass die Mönche das Kloster aus Angst vor Plünderungen verlassen. Kloster Banz wird gebrandschatzt und ist schließlich nur noch eine Ruine. Erst langsam erfolgt im 16. Jahrhundert die Wiedererrichtung, zeitweise sympathisieren die Mönche gar mit der Reformation. Erst Abt Johann Burkhard schafft ab 1575 erfolgreich eine neue Basis für das Klosterleben, bevor im Dreißigjährigen Krieg zwischen 1618 und 1648 das Kloster durch schwedische Truppen stark zerstört und in seiner Existenz bedroht wird.
Unter Abt Otto de la Bourde entsteht Kloster Banz neu in der Form, wie wir es heute kennen. Die barocken Klostergebäude werden ab 1698 von Balthasar Neumann, Leonhard und Johann Dientzenhofer und weiteren berühmten Baumeistern errichtet, die Repräsentationsräume der Abtei werden von bedeutenden Malern und Stuckateuren ausgeschmückt. 1710 wird der Grundstein für die neue Klosterkirche St. Dionysius und St. Petrus gelegt, 1719 wird die Kirche geweiht. Das Kloster erlebt im Zeitalter der Aufklärung seine Blütezeit und wird ein Zentrum für Kunst und Wissenschaft. Nachdem das Kloster 1803 säkularisiert und die Klosterkirche zur Pfarrkirche umgewidmet wird, übernehmen die Wittelsbacher unter Herzog Wilhelm in Bayern 1814 Ländereien und Kloster und machen aus der Abtei ein Schloß. Einige Räume werden für die Orientalische Sammlung, die Herzog Max Joseph in Bayern nach seiner Orientreise 1838 anlegte, und eine Petrefaktensammlung, also eine Sammlung versteinerter Fossilien, genutzt. Für eine symbolische Reichsmark gehen die Gebäude 1933 an den Missionsorden „Gemeinschaft von den Heiligen Engeln“, dem die Räume als Kloster dienen. Von 1942 bis 1945 befindet sich in Teilen der Anlage ein Reservelazarett der Wehrmacht, nach 1945 betreibt die Caritas in einem großen Teil der Räume ein Altersheim für Vertriebene und Flüchtlinge.
1978 gehen die Geäude ins Eigentum der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung über, die hier seitdem ein Bildungs-, Begegnungs- und Tagungszentrum betreibt. Außerdem gibt es mit der Orientalischen Sammlung, der Fossiliensammlung und einer Daueraustellung zu Kloster Banz drei Museen sowie Ausstellungsräume für wechselnde Präsentationen moderner Kunst.

Artenschutz und Dohlenprojekt
Immer wieder notwendige Restaurierungsarbeiten an den Klostergebäuden führten zu der Fragestellung, wie der Lebensraum kulturfolgender Tiere an und in den Gebäuden erhalten werden kann. Insbesondere Nistmöglichkeiten unterschiedlicher Vogelarten wie Dohle, Mauersegler, Mehlschwalbe und Turmfalke sowie Rückzugsplätze für Fledermäuse waren durch Arbeiten an den Gebäuden bedroht.
So entstand ab 2009 ein Projekt, das sowohl den Belangen des Denkmalschutzes als auch den Erfordernissen des Artenschutzes unter Einbeziehung der Weiterbildung im Umweltbereich gerecht wird. Fachleute der Bereiche Denkmalschutz und Umweltschutz, Architekten, am Projekt beteiligte Patenschulen und die Gebäudeeigentümer ermittelten zuerst den Ist-Zustand hinsichtlich des Gebäudezustands und der Brut- und Nistmöglichkeiten für die verschiedenen Tierpopulationen. Es wurden nun unterschiedliche Nisthilfen ausgewählt, die darauf getestet werden sollten, wie sie von den Vögeln angenommen werden. So wurden einerseits Bruthöhlen für Dohlen entwickelt, die als Baumhöhlenhabitat gestaltet sind. Andere Bruthöhlen wurden für den Einsatz im Glockenturm der Kirche entwickelt. Die Nistkästen im Glockenturm sind in sich geschlossen und haben lediglich eine Öffnung, durch welche die Dohlen ein- und ausfliegen können. In das Innere des Glockenturms gelangen die Vögel nicht mehr, es kommt somit zu keiner Verschmutzung im Turminneren. Die Nistkästen sind mit einer Glasplatte abgedeckt, so dass mit Kameras das Treiben in der Dohlenkinderstube direkt ins Internet übertragen werden kann.

Für Turmfalken, die zuvor durch die Dohlen verdrängt worden waren, wurde eine Nistmöglichkeit geschaffen. Die Nisthilfen für die Mauersegler wurden in 12 Meter Höhe an der Fassade der Klostergebäude installiert. Durch das Entfernen der Eingangsblende eignen sich die Nistkästen auch für Dohlen. Die natürlichen Mehlschwalbennester wurden aus hygienischen Gründen entfernt und durch künstliche Nester ersetzt, die auf einer naturnah gestalteten Unterkonstruktion aufgebracht wurden. Auch der Erhalt der Sommerquartiere der Fledermauspopulationen war Teil des Projekts.

Bereits im ersten Jahr nach Anbringung der Nisthilfen ergab die Projektauswertung, dass von den in Bäumen befindlichen Dohlenbruthöhlen 80% angeflogen wurden und in 59% ein Bruterfolg festgestellt werden konnte. Die Turmfalken hatten erfolgreich drei Jungtiere aufgezogen, und auch die Fledermäuse hatten sich in ihren neuen, mit Holzschutz behandelten Unterkünften eingerichtet. Mit Projekttagen werden die drei Patenschulen in das Schutzprojekt eingebunden, so dass es zu aktiver Umweltbildung der Schülerinnen und Schüler kommt. Der Internetauftritt und eine Informationstafel vor Ort dienen der Bildung und Information der Öffentlichkeit, um für den Schutz und Erhalt der heimischen Tierwelt zu sensibilisieren.

Mittlerweile kann das Dohlenprojekt als Erfolg gewertet werden. 2021 wurden in Kloster Banz 30 Dohlenbrutpaare in den Nistkästen im Turm und in den Bäumen gezählt.