Jodeln ist eine Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende alte Stimmtechnik, deren Ursprünge im Dunkeln liegen. Jodeln oder dem Jodeln verwandte Rufe und Gesänge sind weltweit verbreitet und kommen auf allen Kontinenten vor. Die bekanntesten Verwandten des alpenländischen Jodelns sind in Europa der Joik der Samen sowie der Kulning (regional auch als Laling oder Kauking bezeichnet) in Schweden, Norwegen und Finnland, der Krimanchuli in Georgien oder ähnliche Gesangstechniken in Schottland, Polen, Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und den spanischen Pyrenäen. In Asien sind Jodeltechniken in China, Thailand, Kambodscha und Papua-Neuguinea bekannt, ebenso auf den Inseln Melanesiens. In Südamerika ist Jodeln bekannt, ebenso wie das vom alpenländischen Jodeln beeinflußte nordamerikanische Yodelling. Bei den Inuit ist Jodeln verbreitet genau wie bei den Pygmäen in Zentralafrika. Allen gemeinsam ist, dass der Gesang aus Lauten und nicht aus Worten besteht und es zu einem Wechsel zwischen Brust- und Kopfstimme kommt.
Die explizite Gesangstechnik unterscheidet sich jedoch zwischen den unterschiedlichen Regionen und Jodelarten, so dass in diesem Text unter Jodeln nur das alpenländische Jodeln, welches im bayerischen Alpenland, in Österreich, Südtirol, den französischen Alpen, der Schweiz sowie im Harz, dem Thüringer Wald und dem Bayerischen Wald verbreitet ist, verstanden wird. Hier werden zwei Arten des Jodelns unterschieden. Einerseits der gesungene Jodler, bei dem nur in Bruststimme kurze Abschnitte zwischen den Versen eines Lieds gesungen werden, und andererseits der geschlagene Jodler, der länger ist und bei dem zwischen Brust- und Falsettstimme gewechselt wird. Der geschlagene Jodler verlangt in seiner kunstvollen Ausführung eine geübte und beinahe akrobatische Stimme.
Die Herkunft des Begriffs „Jodeln“ ist nicht eindeutig geklärt, genauso wenig wie der Ursprung des Jodelns selbst. Möglicherweise leitet sich das Wort „Jodeln“ vom lateinischen „jubilare“ (sich freuen) oder „ululare“ (heulen) ab. Ein weiterer Erklärungsansatz betrachtet das Wort „Jodeln“ als lautmalerische Ableitung von Silbenfolgen des Jodelns wie „Hodaro“ oder „Iohodraeho“. Die frühesten Erwähnungen des Wortes „Jodeln“ stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert aus Franken und dem Donauraum, wobei mit Jodeln damals Johlen, Grölen, Raufereien provozierendes Verhalten und lautstarke Ausgelassenheit gemeint waren. 1806 wurde in Wien der Begriff Jodeln erstmals für einen Gesang auf einer Theaterbühne benutzt. Jodeln entwickelte sich ab 1800 allmählich zur uns heute bekannten Gesangsform, wobei Theaterautoren und Musikjournalisten eine wichtige Rolle spielten. Es entstand eine regelrechte Jodelmode, die um 1800 in Wien begann und um 1810 die deutschsprachigen Städte sowie Paris und bis 1827 London erreichte. Immer mehr Komponisten widmeten sich dem Jodeln. Es entstanden eigenständige Arien für Jodler, die sog. Tyrolienne, da Jodeln stark mit Tirol assoziiert wurde. Ab 1824 zogen Musiker und Jodler aus den Alpen über die Theater- und Opernbühnen Europas. Jodeln wurde salonfähig und erlangte seine Bedeutung als Gegenstück zum klassischen Operngesang.
Die heute geläufigste Erklärung für den Ursprung des Jodelns ist, dass es sich hierbei um eine nonverbale Kommunikation über größere Entfernungen oder unübersichtliches, beispielsweise bergiges Gelände handelt. Durch Jodeln wurden laut dieser Theorie Nachrichten in den Alpen zwischen verstreut liegenden Hütten und Höfen ausgetauscht. Belegt ist diese Theorie allerdings nicht, denn sie hat einen Schönheitsfehler. Die einzelnen Jodellaute enthalten keine Informationen, bestimmte Jodler lassen sich nicht bestimmten Begriffen, Ereignissen oder Situationen zuordnen. Jodeln wäre somit nur ein reines Bemerkbarmachen des Jodlers. Andere, ebenfalls nicht belegte Theorien, deuten das Jodeln als Freuden- oder Schmerzensschreie, bei denen sich die Stimme überschlagen habe, als Imitieren eines Echos oder Alphorns oder dass es zufällig entstanden sei aufgrund der Akustik bestimmter Geländeformationen. Keine dieser Theorien lässt sich bestätigen, der Ursprung des Jodelns bleibt ungeklärt.
Charakteristisch für das Jodeln sind ein großer Tonumfang, Intervallsprünge und ein Registerwechsel zwischen Brust- und Falsettstimme. Es werden einzelne Vokalisationssilben ohne Textinhalt gesungen, beispielsweise La-hü-dü , Ho-la-ria oder Ho-la-djo. Mittlerweile sind sowohl der alpenländische Jodler als auch das davon stark beeinflusste Yodelling fester Bestandteil der Volksmusik bzw. der US-amerikanischen Countrymusic geworden. Es gibt sogar Wettbewerbe und Rekorde im Jodeln. So hält Uschi Bauer seit dem 13.10.2020 mit 24 in einer Sekunde gesungenen Jodeltönen den Weltrekord im Schnelljodeln. Den Weltrekord im Dauerjodeln hält mit 15 Stunden und 11 Sekunden seit 2016 die aus dem Chiemgau stammende Andrea Wittmann. Allen, für die Jodeln keine musikalische oder sportliche Herzensangelegenheit ist und die Jodeln von seiner humorvollen Seite betrachten, sei hier der Sketch „Die Jodelschule“ von Loriot empfohlen. Vom Jodler sind der Juchzer, auch Juchitzer genannt, der Jodelruf, der Betruf, der Almschrei zur Kommunikation von Alm zu Alm, der Viehlockruf und der Kuhreihen, ein Hirtenlied, um Kühe zum Melken anzulocken, zu unterscheiden. Der Jodler ist deutlich kunstvoller und verfügt über mehrere Takte und Wechsel der Harmonien.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist, kann das Jodeln in speziellen Jodelschulen erlernen. Viel Vergnügen.