Narzissen-Windröschen (Anemone narcissiflora L. subsp. narcissiflora)

Das Narzissen-Windröschen ist eine ausdauernde krautige Pflanze der Gattung Windröschen (Anemone) aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Es ist auch bekannt als Narzissenblütiges Windröschen, Alpen-Berghähnlein, Berghähnchen oder Weißer Senkel. Der botanische Name besteht aus anemos, dem griechischen Wort für Wind, und narcissiflora (narzissenblütig) als Hinweis auf die Blütendolden, die es in ähnlicher Form bei Narzissen gibt. In der griechischen Mythologie verliebte sich Zephyr, der Gott des Windes, in eine Nymphe am Hofe seiner Ehefrau, der Göttin Flora. Aus Eifersucht verwandelte Flora die Nymphe in eine Blume, die seitdem den Namen Anemone trägt.

Systematik
Erstbeschreiber war 1753 der schwedische Naturforscher Carl von Linné (botanisches Kürzel: L.) im ersten Band seines Werks Species Plantarum. Allerdings gab es hier einen Druckfehler und die Pflanze wurde als Anemone narcissifolia, also als narzissenblättriges Windröschen, veröffentlicht. Da die Blätter des Windröschens aber nicht die geringste Ähnlichkeit mit Narzissenblättern haben, ergibt die Bezeichnung narcissifolia keinerlei Sinn, auch wenn mancher Autor sie später übernommen hat. 1999 einigte sich der Internationale Botanikerkongress schließlich auf die Bezeichnung Anemone narcissiflora. Alternativ wird das Narzissen-Windröschen auch als Anemonastrum narcissiflorum (L.) Holub. bezeichnet.

Verbreitung und Lebensraum
Das Narzissen-Windröschen findet man in der nördlichen Hemisphäre in Asien, Nordamerika und Europa, hier vor allem in den Alpen, im Jura, den Vogesen und den Sudeten. Es kommt in Mitteleuropa sehr selten vor, zumeist nur mit wenigen Pflanzen in kleineren Beständen. In Deutschland wächst es überwiegend in den bayerischen Alpen. Im Alpenvorland und auf der Schwäbischen Alb ist es als Relikt aus der letzten Eiszeit vereinzelt anzutreffen. In den Allgäuer Alpen und dem Alpenvorland gedeiht das Narzissen-Windröschen in Höhenlagen zwischen 700 m und 2350 m. Es benötigt einen kalkreichen Untergrund und schätzt feuchte, wasserdurchlässige, beschattete und ungedüngte Bergwiesen, felsige Rasenflächen auf Ton- oder Lehmboden, Felsspalten und Schuttflächen sowie die Gesellschaft von Gehölzen, die Licht bis zum Boden durchlassen.

Stängel und Blätter
Das Narzissen-Windröschen wächst aus einem länglichen Wurzelstock. Eine abstehende Behaarung ist typisch für den 20 cm bis 50 cm aufrecht in die Höhe wachsenden Stängel. Die Pflanze besitzt neben ihren drei- bis fünfteiligen, im Durchmesser 4 cm bis 8 cm großen und von der Form an eine Hand erinnernden, sommergrünen Grundblättern oben am Stängel, unterhalb des Blütenstands, noch 3 Hochblätter, die fingerförmig ebenfalls drei- bis fünfteilig eingeschnitten und ohne Stiel quirlartig um den Stängel angeordnet sind. Auch die Blätter sind behaart.

Blüten und Früchte
Die 2 cm bis 3 cm großen Blüten wachsen am oberen Ende des Stängels in einer Dolde, die aus 3 bis 8 Blüten besteht. Die weißen Blütenblätter sind gelegentlich rötlich angehaucht. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Nach der Befruchtung bilden sich kahle Nüsschen mit einem geschnäbelten Griffel (Achänen), die durch den Wind verbreitet werden.

Giftigkeit
Wie bei Hahnenfußgewächsen üblich, besitzt auch das Narzissen-Windröschen den Giftstoff Protoanemonin, der bei Verletzung der Pflanze freigesetzt wird und sie gegen Pilzbefall schützt. Haut- oder Schleimhautkontakt führt zu Rötungen, Juckreiz und Blasenbildung. Gelangt der Giftstoff in den Körper, können Magen- und Darmbeschwerden, Übelkeit, Schwindel, Krämpfe und sogar Lähmungen bis hin zum Tod die Folge sein.

Gefährdung und Schutz
Aufgrund seiner Seltenheit ist das Narzissen-Windröschen in Deutschland seit 1996 in der Roten Liste als gefährdet eingestuft und wird durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Pflücken oder gar Ausgraben sind somit ausdrücklich verboten.