Nicht die Weihnachts-, sondern die Osterzeit steht für die höchsten kirchlichen Feiertage im Jahr. Beginnend mit der Fastenzeit am Aschermittwoch gedenkt man verschiedener Stationen im Leben und Leiden Jesu Christi sowie seiner Kreuzigung und Auferstehung.
Insbesondere im katholisch geprägten Bayern finden sich diesbezüglich viele Bräuche und Traditionen, die dort ihren Ursprung haben. Mit dem Osterbrunnenbrauch, dem Karfreitagsratschen und dem Oarscheibn möchten wir drei davon exemplarisch vorstellen.
Osterbrunnenbrauch
Wie bereits erwähnt, treffen an Ostern Leidvolles und Freudiges aufeinander. Man verbindet das Osterfest jedoch häufig mit bunten Farben, vor allem mannigfaltig gefärbten Ostereiern. Diese stehen im Christentum für die Auferstehung.
Zugleich fällt die Oster- in die beginnende Frühlingszeit und viele Kinder freuen sich darüber, wenn sie Ostereier und andere Geschenke im Garten suchen dürfen. An diesen optischen Gesichtspunkt der Osterzeit knüpft auch der Osterbrunnenbrauch an. Er ist nicht zuletzt für Touristen eine Attraktion, die sich über die bunt geschmückten Brunnen freuen.
Seinen Ursprung hat der Brauch vermutlich um das Jahr 1909 in der Fränkischen Schweiz. Es wird angenommen, dass man damals das Wasser als Quelle des Lebens und die Brunnen mit ihrer Versorgungsfunktion feiern wollte. Auch touristische Aspekte spielten hierbei wohl eine Rolle.
Den Osterbrunnenbrauch zelebriert man auch heute noch, und dies deutschlandweit. Bei der Wasserversorgung ist man heutzutage freilich nicht mehr auf Brunnen angewiesen.
Vorbereitend wird der Brunnen und der Platz um diesen gereinigt. Diesen Part nennt man das „Fegen“. Anschließend wird der Brunnen opulent mit Blumen- und Eierschmuck dekoriert. Hier spricht man vom „Brunnenputzen“. Beide Tätigkeiten übten früher junge Männer aus, heute sind es Frauen bzw. deren Ehemänner. Der Schmuck bleibt meistens ab Palmsonntag zwei Wochen lang hängen.
Im Bereich des Osterbrunnenbrauchs gibt es regelrechte Wettbewerbe. Regelmäßig überbieten sich Gemeinden darin, wer die höchste Zahl an Eiern an seinen Osterbrunnen hängen hat. 2017 zählte der Osterbrunnen in Oberstadion (Alb-Donau-Kreis) 28.000 Eier.
Karfreitagsratschen
Krach für den Kirchgang: Zwischen dem Gründonnerstags-Gottesdienst, mit dem man an das letzte Abendmahl Jesu erinnert, und der Osternacht, hört man üblicherweise keine Kirchenglocken läuten. Die mit der Trauer am Karfreitag (aus dem Althochdeutschen kara, Trauer) verbundene Stille füllt das Karfreitagsratschen auf. Den Brauch des Ratschens kennt man bereits seit dem 15. Jahrhundert.
Heutzutage ziehen Ministranten mit Holz-Ratschen bzw. Klappern durch die Straßen, um den Gläubigen lautstark das Gebet bzw. den Gottesdienst ins Gedächtnis zu rufen. Den Krach erzeugen hölzerne Hohlkörper, auf die Hämmer klopfen, die man wiederum mit einer Kurbel in Bewegung setzt.
Oarscheibn
Das Oarscheibn, manchmal auch Osterhodeln genannt, ist ein spielerischer Brauch. Verbreitet ist er vor allem in der Chiemseer Alpenregion. Er findet am Ostersonntag und Ostermontag statt. Man baut mit zwei hölzernen Rechen oder Stäben eine Rollbahn oder Rinne, über die man Ostereier runterkullern lässt. Mitspieler kann es mehrere geben; die Spielregeln sind simpel: Derjenige, dessen Ei am weitesten gerollt ist, hat gewonnen. Es sind verschiedene Varianten bekannt: Man kann etwa Münzen auf die gegnerischen Eier legen und diese wegstoßen und den als Gewinner wählen, der die meisten Eier bzw. Münzen umgestoßen hat.