In Bayern, genauer in Rottal, liegen die Ursprünge des Bayerischen Warmblutes. Dieser Ursprung lässt sich bis in das 11. Jahrhundert zurückverfolgen, in dem die ersten Züchtungen der Rasse Rottaler begannen. Das Rottaler Pferd, ein schwerer Warmbluttyp, bildete damals die Grundlage für die Züchtung des Bayerischen Warmbluts. Auch die idealen Bedingungen, die im unteren Rottal gegeben waren, sprich fruchtbare Böden und Bauern, die sich hingebungsvoll auf die Pferdezucht gestürzt haben, begünstigten die Zucht. Sie eigneten sich nämlich hervorragend als Nutzpferde in der Landwirtschaft. Zu Kriegszeiten wurde das Rottaler Pferd außerdem mit großer Beliebtheit als Militärpferd eingesetzt, da es sehr robust und leistungsfähig war.
Infolge der Einkreuzungen von Oldenburger Pferden entwickelte sich die Rasse zu leichten, aber dennoch kräftigen und belastbaren Arbeitspferden. Diese Verwendung verlor jedoch seit dem Zweiten Weltkrieg zunehmend an Nutzen, wohingegen die Bedeutung der Zucht von Reit- und Sportpferden immer mehr anstieg. Einer der Gründe hierfür, war sicherlich die schnelle technische Weiterentwicklung der Verkehrssysteme und Landmaschinen, die den Pferden zunehmend die Aufgabengebiete abnahmen. In den 1960er Jahren wurde dem Rottaler Pferd edles Blut zugeführt, das bedeutet, dass zusätzlich zu den Oldenburgern, die Rassen Hannoveraner, Westfalen, Trakehner und verschiedene Vollblutrassen, eingekreuzt wurden. Bereits seit dem Jahr 1754 wird das Bayerische Warmblut durch das Oberstallmeisteramt in München gezüchtet. Bedingt durch die zahlreichen Einkreuzungen und Veredelungen ist ein neues Sportpferdemodell entstanden, wodurch das Bayerische Warmblut kaum noch etwas mit dem ursprünglichen Rottaler zu tun hatte. Deshalb kam es im Jahr 1965 zu einer Umbenennung der Rasse in das Bayerische Warmblut.
Aufgrund seiner umfassenden Veranlagungen eignet sich das Bayerische Warmblut sehr gut als Sport- und Reitpferd. Sowohl für die Disziplin Dressur, als auch für das Springen, ist das robuste Pferd geeignet. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Rasse durch ihre gute Abstammung und konsequente Veredelungen zu einem modernen Turnierpferd entwickelt.
Bei der Zucht des Bayerischen Warmblutes wird, wie es bei deutschen Warmblutrassen gebräuchlich ist, auf einen ausgeglichenen Charakter geachtet, wodurch sich die Pferde als besonders umgänglich und kooperativ erweisen. Somit eignet sich diese Rasse auch für Anfänger, die noch wenig oder gar keine Reiterfahrung mitbringen. Außerdem eignet sich das robuste und ausgeglichene Warmblut zudem ausgesprochen gut als Familienpferd, da es vielfältig einsetzbar und durch seinen gutmütigen Charakter ebenfalls von Kindern zu reiten ist.
Körperbau und Erscheinungsbild (das sog. Exterieur) des Bayerischen Warmbluts sind dem des Hannoveraners sehr ähnlich. Der Rücken hat eine mittlere Länge und ist auf Grund ausreichender Bemuskelung stabil. Des Weiteren weist der Körper eine gute Tiefe und Breite auf.
Der mittelgroße, ausdrucksstarke Kopf lässt auf Grund seiner Feinheit seine vollblütigen Vorfahren erahnen. Ebenfalls unterstreicht der lange, gut aufgesetzte Hals die Anmut dieser Rasse. Das Bayerische Warmblut verfügt über klassische Reitpferdattribute, wie eine schräge Schulter und einen gut ausgeprägten, länglichen Widerrist, was einen schwungvollen Gang ermöglicht.
Die Extremitäten sind lang und schlank, weisen aber eine gute Stabilität auf und die Fesseln sind mittellang. Die leicht abfallende Kruppe ist gut bemuskelt, ebenso ist der gesamte Lendenbereich kräftig, was dem Bayerischen Warmblut die nötige Sprungkraft gibt, um auch bei Turnieren gute Leistungen zu erbringen. Das Stockmaß dieser Rasse liegt zwischen 162 und 175 cm. Bei den Fellfarben sind alle Farben vertreten, am häufigsten jedoch die Färbungen Braune oder Füchse. Innerhalb der Rasse sind Fellfarben des Schimmels oder Rappen eher selten anzutreffen. Ein Bayerisches Warmblut ist durchschnittlich mit ungefähr 5 Jahren ausgereift. Innerhalb ihrer Lebenserwartung von etwa 20 Jahren liegt ihre Hauptleistungszeit ungefähr zwischen ihrem 6. und 14. Lebensjahr. Das Gewicht eines ausgewachsenen Bayerischen Warmbluts liegt durchschnittlich zwischen 500 und 700 kg.