Maibaum

Ein im wahrsten Sinne herausragendes Ereignis im bayerischen Frühjahr ist das Aufstellen des Maibaums. Die teils beeindruckend hohen und geschmückten Maibäume sind sicher eine der bekanntesten Traditionen des Bundeslandes, der Ursprung ist aber nicht eindeutig geklärt.

Der Maibaum-Brauch geht möglicherweise auf die Germanen und ihren Fruchtbarkeitskult zurück. In seiner heutigen Form kennt man ihn aber erst nachweislich seit dem 16. Jahrhundert; aus dieser Zeit finden sich Belege, die auf Franken und Schwaben verweisen.

Den Maibaum gibt es in unterschiedlicher Höhe und Farbgestaltung. Oft wählt man eine Fichte oder Tanne, die man vor dem Aufstellen von der Rinde befreit und anschließend bemalt (typischerweise weiß-blau) oder so belässt. An der Spitze befindet sich ein Kranz, den man mit Fruchtbarkeit verbindet. Rings um den Stamm präsentieren sich Vereine und das Dorf in Form von Tafeln bzw. Wappen.

Rekordhöhen
Das Aufstellen selbst erfolgt durch die Männer aus dem Ort, obwohl die Frauen langsam diese Tradition durchbrechen und auch daran teilnehmen. Für die kräftezehrende Arbeit stemmt man den Baum mit stabilen Stangen, den sog. „Schwaibeln“ in die Höhe, die als eine Art Gabel fungieren.

Teils nutzt man aber auch einen Kran, um den Maibaum sicher in die Höhe zu bringen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass man schon Rekordhöhen von 50 Metern und mehr erlangt hat. Meist orientiert sich die Höhe des Maibaums an der des örtlichen Kirchturms. Viele Maibäume messen ca. 30 Meter.

Diese Höhe ist auch eine Herausforderung für die Maibaumkraxler, die teils nur mit Pech an den Füßen und Händen eingeschmiert den Baum hinaufsteigen, was teils als großangelegter und akrobatischer Wettbewerb zelebriert wird.

Bändertanz
Man feiert den Maibeginn auch mit dem Bändertanz bzw. Bandltanz, bei dem der aufgestellte Maibaum in einer kunstvollen Choreographie umflochten wird. Dies geschieht häufig in traditioneller Tracht und mit Bändern in zwei verschiedenen Farben, oft passend zur bereits vorhandenen Bemalung der Rinde wie Blau und Weiß für die Landesfarben Bayerns.

Stehlen des Maibaums
Ist der Maibaum ersteinmal gefällt und im Dorf eingelagert, ist er für die Nachbargemeinde zugleich das Objekt der Begierde: Das Stehlen des Maibaums ist ebenso Tradition wie das Aufstellen desselbigen. Der Maibaum wird, während er eingelagert bzw. geschmückt wird, streng bewacht. Die Maibaumdiebe dürfen sich nicht erwischen lassen: Aus der eigenen Gemeinde kann dann jemand mit Auflegen der Hand auf dem Maibaum und dem Ausspruch, dass der Baum da bleibe, den Diebstahlversuch stoppen.

War der Diebstahl erfolgreich und hat der Baum die Gemeindegrenze verlassen, beginnt man mit Verhandlungen und bespricht, wie man den Baum wieder auslösen kann, etwa mit reichlich Bier und einer großen Brotzeit. Kann man sich nicht einigen, wird der Baum in der Ortschaft, die ihn gestohlen hat, als „Schandbaum“ aufgestellt und nach einiger Zeit zersägt.

Maibaum als Liebesbeweis
Eine weitere Tradition um den Maibaum hat sich herausgebildet, die vor allem Verliebte pflegen: Mit kleinen Maibäumen, den Liebesmaien, zeigen die Männer vor dem Haus der Angebeteten ihre Zuneigung. Die Bäume sind in diesem Fall Birken (Tannen z.B. gelten als Schandmaien), die man mit Krepp bunt geschmückt hat.

Die kleinen Bäume bleiben einen Monat stehen; spätestens danach hofft man auf eine positive Antwort der Angebeteten. Früher ging es bei diesem Brauch vor allem darum, dass Ehen zustandekommen. In Schaltjahren wandeln sich übrigens die Geschlechterrollen: Dann stellen auch junge Frauen Liebesmaien bei ihrem Angebeteten auf.