„Gott mit dir, du Land der BayWa, deutscher Dünger aus Phosphat.
Über deinen weiten Fluren liegt Chemie von fruah bis spat.“ (Biermösl Blasn – Gott mit dir, du Land der BayWa)
Wer mit Volksmusik bzw. volkstümlicher Musik nichts anfangen kann, wird vielleicht bei der sog. Neuen Volksmusik fündig. Sie hat ihre Ursprünge in den 1970er Jahren, als Künstler wie Biermösl Blosn und Fredl Fesl die bayerischen Bühnen betraten: 1976 gründeten sich die Biermösl Blosn, im selben Jahr brachte Fredl Fesl sein selbstbetiteltes Debüt heraus. Was viele dieser und weiterer Vertreter (Haindling, Willy Michl usw.) der Neuen Volksmusik einte, war die Tatsache, dass sie Elemente der (zumeist englischsprachigen) Rock- und Popmusik nahmen und sie mit traditionellen Instrumenten (Zither, Akkordeon, Tuba etc.) sowie bayerischem Dialekt verknüpften. So entstand eine einmalige Kombination von Tradition und Moderne. Wichtig ist zudem zu erwähnen, dass die 1970er und 1980er Jahre in Deutschland relativ politisch aufgeladen waren. Dies zeigte sich etwa in der Anti-Atomkraft-Bewegung (in der 1986 erschienenen Doku „WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film“ treten neben Udo Lindenberg und den Toten Hosen auch die Biermösl Blosn auf). Die Texte der Neuen-Volksmusik-Künstler waren oftmals politisch-satirisch durchsetzt.
Bayern-Hymne aufs Korn genommen
So wurde 1979 direkt vor der Neujahrsrede von Franz Josef Strauß (damals bayerischer Ministerpräsident) der Biermösl-Blosn-Song „Gott mit dir, du Land der BayWa“ im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt. Das Stück nahm die Bayern-Hymne (sie beginnt mit „Gott mit dir, du Land der Bayern“) aufs Korn und kritisierte den übermäßigen Einsatz von Chemie in der bayerischen Landwirtschaft. Die Gruppe hatte daraufhin über ein Jahrzehnt Sendeverbot im „Staatsfernsehen“ (Zitat der Band), was aber ihrer Popularität keinen Abbruch tat. Die Band löst sich 2012, also nach mehr als drei Jahrzehnten Bandgeschichte, auf. Der letzte Auftritt fand im fränkischen Fürth statt. Währenddessen gewann eine neue Welle von Bands der Neuen Volksmusik an Popularität.
Neue Generation an Bands
Die 2007 gegründete Band LaBrassBanda („Nackert“) betritt zwar in Lederhosen, aber barfuß die Konzertbühne. Ihren feurigen Mix aus uriger Blasmusik, bayerischem Dialekt und wilden Balkan- und Funk-Einflüssen spielte sie im Jahre 2011 vor über 12.000 Menschen in der Münchner Olympiahalle. Weitere Gruppen wie z.B. Dicht & Ergreifend, Kellerkommando, Gankino Circus und Kofelgschroa gehören zur neueren Generation aus dem Genre Neue Volksmusik. Ihr Stil ist hip, urban und kommt besonders bei einem jüngeren Publikum gut an. Jugend-Formate wie „Puls“ des Bayerischen Rundfunks berichteten bereits über das Phänomen. So bleibt die bayerische Tradition über die Musik weiterhin lebendig.