Fliegenpilz (Amanita muscaria)

Steckbrief
  • giftig

Der Fliegenpilz gehört zu den berüchtigsten und vielleicht bekanntesten Pilzen hierzulande. Er gilt vielen als ultimativer Giftpilz und Glücksymbol zugleich. Warum er als Glücksbringer gilt, ist nicht vollständig geklärt. Zur Giftigkeit lässt sich jedoch einiges sagen.

Fliegenfänger
Zunächst zum Ursprung des Namens: Er rührt wohl daher, dass man den Pilz als Fliegenfalle nutzte. In Milch oder Wasser eingelegt, sollte er Fliegen anlocken, damit diese dann schließlich in der Flüssigkeit sterben. In Versuchen hat man allerdings herausgefunden, dass der Pilz die Fliegen lediglich für gewisse Zeit betäubt und nicht umbringt. Manche Sprachforscher stellen aber, was vor allem den Konsum des Pilzes angeht, einen Zusammenhang zum Fliegen her, ein Bewusstseinszustand, den man manchen halluzinogenen Drogen zuschreibt.

Giftigkeit
Verglichen mit anderen Giftpilzen wie z.B. der Frühjahrslorchel scheint der Fliegenpilz weniger gefährlich: Der Verzehr des Pilzes endet nur selten tödlich, doch es erwarten einen wenigstens heftige Magen- und Darmbeschwerden. Seine Giftwirkung entfaltet der Pilz vor allem aufgrund der in ihm enthaltenen Ibotensäure, die insbesondre im Fleisch und in den Lamellen zu finden ist.
Wenn man vom Pilz gegessen hat, sind die Rauschwirkungen wie bei starkem Alkoholkonsum oder einem halluzinogenem Trip: Man hat Sprachstörungen, ist unruhig, ängstlich, aber auch bisweilen höchst euphorisch. Der Fliegenpilz mit seiner berauschenden Wirkung hat kulturelle Tradition, etwa bei sibirischen Völkern, die diesen für schamanistische Rituale verwendeten.

Typische Kennzeichen
Der junge Pilz hat einen zunächst halbkugeligen Hut, der sich im Laufe der Zeit wölbt und danach abflacht. Die Hut-Farbe wird mit dem Alter immer intensiver rötlich; der Hut ist gesprenkelt mit den charakteristischen weißen Flocken – diese kann er er übrigens bei Regen verlieren. Der Hut wird bis zu 18 cm breit. Der Fliegenpilz ist ein Lamellenpilz; die Lamellen sitzen dicht an dicht. Der weiße Stiel wird bis zu 20 cm lang. Obwohl relativ einzigartig, kann man den Fliegenpilz möglicherweise mit dem essbaren, orange-roten Kaiserling verwechseln, etwa wenn der Fliegenpilz in der Sonne seine Hut-Farbe verändert und ausbleicht.

Vorkommen in Bayern
Der Pilz ist deutschlandweit und somit auch in Bayern ziemlich häufig zu finden. Zahlreich wächst er etwa im Bayerischen Wald. Er bevorzugt sauren Boden. Er wächst zwischen Sommer und Herbst und ist vor allem in der Nähe von Fichten und Birken zu finden. Mit diesen Bäumen geht der Pilz eine Symbiose ein und versorgt sie mit Wasser und Nährstoffen – enorm wichtig in Zeiten zunehmend trockener Wälder. Im Gegenzug dazu versorgen die Bäume den Pilz mit Photosynthese-Produkten, sprich Zucker und Kohlenhydratverbindungen. Auch wegen seiner Bedeutung für das Ökosystem wählte ihn die Deutsche Gesellschaft für Mykologie zum „Pilz des Jahres 2022“. Interessant ist übrigens zudem zu wissen: In der Nähe von Fliegenpilzen finden sich oft (essbare) Steinpilze. Dies liegt vermutlich daran, dass die beiden Pilze ähnliche Vorlieben haben, was Boden und Witterung angeht.

Genereller Hinweis:

Trotz der Beschreibung und Bebilderung der verschiedenen Pilzarten in unserem Naturlexikon übernehmen wir keine Garantie dafür, dass der jeweilige Pilz, den man in der Natur sammelt, auch genießbar ist. Generell besteht Verwechslungsgefahr mit ungenießbaren bis hochgiftigen Pilzen, wenn man sich nicht völlig sicher ist. 

Zudem kommt es auf Aspekte wie zum Beispiel die richtige Zubereitung oder die Kombination mit Alkohol an, die stets höchst individuell sind. Wir können keine Garantie für die Richtigkeit der Angaben bzw. der Bilder geben.

Wenden Sie sich im Zweifelsfall an den örtlichen Pilzberater. Hier finden Sie eine Liste der bayerischen Pilzberater: https://pilze-bayern.de/pilzberatung/pilzberater/. Bei einer Pilzvergiftung versuchen Sie, die Ratschläge der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zu befolgen: https://www.dgfm-ev.de/speise-und-giftpilze/vergiftungen

Zum Thema Pilze und Strahlung (nach Tschernobyl 1986), insbesondere in Bayern, empfehlen wir als weitere Informationsquellen das Bundesamt für Strahlenschutz: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/pilze-wildbret/pilze-wildbret.html. Für genauere Abfragen von Messwerten das Bayerische Amt für Umwelt: http://www.lfu.bayern.de/strahlung/umrei/strvgprobe.