Zwergspitzmaus (Sorex minutus)

Im deutschsprachigen Raum ist die Zwergspitzmaus die kleinste Spitzmaus und macht damit ihrem Namen alle Ehre. Ihre kleine Größe ist vor allem in ihrem natürlichen Lebensraum eine Hilfe. Anders als die Waldspitzmaus, gräbt die Zwergspitzmaus nämlich keine Gänge in den Boden. Sie benutzt stattdessen verlassene Baue von anderen Kleintieren, oder nutzt nur oberirdische Gänge die sich im Bodenbewuchs befinden. Als eigentlichen Bau nutzt sie dann bodennahe Hohlräume die sich in ihrem Revier befinden. Wobei diese auch höher liegen können, da Zwergspitzmäuse gute Kletterer sind und Höhen bis ca. 3 m kein Problem darstellen.
Ihr Lebensraum liegt bevorzugt in regenreichen, grasigen oder moosigen Gegenden, die über einen dichten Pflanzenbewuchs verfügen. Dort findet sie auch ihre Beutetiere, die aus Weberknechten, Schnecken, Ameisen, Schmetterlingslarven oder Käfern bestehen können. Und davon benötigt die Zwergspitzmaus reichlich! Bis zu 250 Beutetiere täglich braucht sie um ihren hohen Energiebedarf decken zu können. Das entspricht dem 1,25-fachen ihres eigenen Körpergewichtes, wobei Jungtiere, durch ihre erhöhte Agilität, bis zu 160 % ihres Körpergewichtes fressen müssen. Den hohen Energieverbrauch verursacht in erster Linie ihre hohe Körpertemperatur. Von allen heimischen Spitzmäusen hat die Zwergspitzmaus mit bis zu 39 Grad die höchste maximale Körpertemperatur. Das hat zwar einen hohen Nahrungsbedarf zur Folge, ermöglicht ihr aber auch sehr niedrige Temperaturen auszuhalten.



Die Zwergspitzmaus ist tag- und nachtaktiv mit 12 Aktivitätsphasen. Die Hauptaktivitäten liegen dabei von 8 – 10 Uhr morgens und 21 – 23 Uhr abends. In den wärmeren Zeiten des Jahres ist sie nachtaktiver als in den Wintermonaten. In den Zeiten in denen Schnee den Boden bedeckt ist die Zwergspitzmaus, dank der schützenden Schneedecke, aktiver am Tag und nutzt den Schnee als Deckung. Dieser Schutz ist auch sehr wichtig für die Zwergspitzmaus, da sie, anders als die Waldspitzmaus, die Hälfte des Tages an der Oberfläche verbringt.


Das Revier der kleinsten Spitzmaus Deutschlands misst bis zu 1000 qm und ist damit doppelt so groß wie das der Waldspitzmaus. Doch die Zwergspitzmaus passt ihr Revier den jahreszeitlichen Bedingungen an. In den Monaten mit hohem Beutetieraufkommen, reduziert sie ihr Revier deutlich, um es vor allem in den Wintermonaten wieder auszudehnen. Gegen Artgenossen die in ihr Revier eindringen, geht die Zwergspitzmaus äußerst aggressiv vor.
 Neben einiger Eulenarten (Schleiereule, Waldohreule, Waldkäuzchen, Raufußkäuzchen), gehört auch der Turmfalke zu den natürlichen Feinden. Im Bodenbereich bevorzugen Iltisse, Rotfüchse und Wildkatzen die Zwergspitzmaus als Futterquelle.

Paarungszeit bei den Zwergspitzmäusen ist von April bis September und nach einer Tragzeit von ca. 25 Tagen, bringt sie, bis zu drei Mal im Jahr, vier bis sechs Junge zur Welt. Für die Aufzucht und Geburt der Jungtiere werden deutlich größere Nester errichtet als bei ihren Schlafnestern. Ab dem 21. Tag gelten die jungen Zwergspitzmäuse als entwöhnt und verlassen in der Regel die Gemeinschaft. Allerdings kann es auch sein, dass zum gegenseitigen wärmen im Winter, diese Zeit bis auf 45 bis 50 Tage ausgedehnt wird.


Ist die Zwergspitzmaus ausgewachsen, ähnelt sie sehr stark der Waldspitzmaus. Sie ist aber mit 42 bis 66 mm deutlich kleiner. Der Schwanz ist deutlich dicker und hat eine Länge von bis zu 45 mm. Das Gewicht einer gesunden Zwergspitzmaus beträgt 2,9 bis 5,9 g. Felloberseite und die Flanken sind braun wobei die Unterseite immer grau ist.