Echter Hafer (Avena sativa)

Der Echte Hafer, oder auch Saathafer, wird bereits seit knapp 4500 Jahren in Mitteleuropa angebaut. Bei den Getreidefunden aus dieser Zeit stellte sich außerdem heraus, dass er immer zusammen mit Gerste und Weizen angepflanzt wurde. Daher gilt Hafer als sekundäre Kulturpflanze. Eine Hochzeit erlebte der Hafer im späten Mittelalter bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Danach verlor er zusehends an Bedeutung, wohl vor allem wegen dem Siegeszug des Automobils, der Pferde als Zugtiere und größten Haferkonsumenten zunehmend überflüssig machte.
Beim Echten Hafer handelt es sich um eine einjährige, selbstbestäubende Pflanze, die Wuchshöhen von 60 bis 150 cm erreicht und über eine 15 bis 30 cm lange Rispe verfügt, an deren Spitze sich zwischen Juni und August zwei bis drei Blüten bilden. Ab Mitte August findet dann auch die Ernte des im Frühjahr ausgesähten Sommergetreides statt. Die spindelförmigen Körner bleiben nach dem abgeschlossenen Reifeprozess von den kurzgrannigen Hochblättern (Spelzen) umschlossen.
Aufgrund seiner Anspruchslosigkeit und der Bevorzugung eines gemäßigten, niederschlagsreichen Klimas wird Hafer heute in Deutschland vor allem in Mittelgebirgs- und Küstenregionen angebaut.
Nach wie vor findet ein Großteil der Ernte als Tierfutter für Pferde, Rinder oder Geflügel Verwendung (für Schweine ist Hafer wegen des hohen Rohfaseranteils nicht geeignet). Der Anteil an der menschlichen Ernährung ist jedoch im Steigen begriffen, da Hafer den Blutzuckeranstieg verzögert und deshalb gerade für Diabetiker besonders empfehlenswert ist. Zudem macht ihn die hohe Bekömmlichkeit zu einer idealen Säuglings- und Kindernahrung.
Neben Hafergrütze, Haferflocken, Haferkleie und Cerealien können zusätzlich Getränke auf Haferbasis gewonnen werden, die Veganern als Milchersatz dienen. Des Weiteren kann Bier oder Whiskey aus Hafer hergestellt werden. Hafermehl ist infolge des geringen Kleberanteils nur als Beimengung mit anderen Mehlen zum Backen zu gebrauchen.
Weitere Anwendungen sind Haferstrohbäder bei Hautverletzungen, Medikamente gegen Unruhezustände und kosmetische Artikel wie Cremes und Shampoos.