Beim Gemeinen Lein, auch Saat-Lein oder Flachs genannt, handelt es sich um eine alte Nutzpflanze, die in zwei Varianten als Faser- und Öllein kultiviert wurde. Er gehört zur Familie der Leingewächse (Linaceae) und wurde bereits vor 7000 Jahren in Mesopotamien und Ägypten angebaut. Bis ins 19. Jahrhundert war er der wichtigste Textilrohstoff, der erst mit dem Aufkommen der Baumwolle abgelöst werden sollte. Auch der Öllein, der überwiegend in Nordamerika angebaut wird, wurde zunehmend mit synthetischen Stoffen ersetzt.
Abgesehen von staunassen Böden gibt Lein sich mit so ziemlich jeder Bodenart zufrieden. Wichtig ist lediglich eine regelmässige Wasserzufuhr und die Einhaltung der Fruchtfolge: Aufgrund von Schadpilzkonzentrationen darf Lein nur alle sechs Jahre auf dem gleichen Boden ausgesät werden. Zwischenzeitlich bietet sich Mais oder Saat-Hafer als Interimsfrucht an, da diese wenig Unkraut hinterlassen. Die Saatzeit des vorwiegend in Europa angebauten Sommerleins erfolgt Ende März oder Anfang April.
Der Gemeine Lein erreicht eine Höhe von 20 bis 100 cm und besitzt eine kurze Pfahlwurzel nebst feinen Seitenwurzeln. Bis auf den rispenartigen Blütenstand mit seinen zwischen 3 und 4 cm langen und 1,5 bis 3 mm breiten, lanzettenförmigen, glattrandigen Blättern, den früh erscheinenden Knospen und schließlich den nur zwei Wochen währenden Blüten zwischen Juni und August ist der Stängel kahl. Die fünfblättrigen, etwa 2 cm großen, zumeist hellblauen Blüten sind im Durchschnitt zu 95% selbstbestäubend.
Die abgeflacht eiförmigen Leinsamen sind an die 5 mm und 3 mm breit und haben je nach Sorte eine braun- oder gelbglänzende Schale. Sie schmecken etwas nussig und enthalten die höchste Konzentration an ungesättigter Omega-3-Fettsäure, die bisher bei einer Pflanze festgestellt wurde. Des Weiteren sind sie reich an Eiweiß und Vitamin B. Aus ihnen wird Leinöl gewonnen, welches nur bedingt als Speiseöl einsetzbar ist, da es schnell ranzig wird. Dafür wird es verstärkt bei der Herstellung von Druckfarben sowie bei Holzschutz-Lacken und im Kosmetik- und Pflegebereich verwendet. Auch der bei Leinölproduktion anfallende Leinkuchen findet seinen Einsatz als Tierfutter für Rinder und im medizinischen Bereich als heiße Packung zur Linderung von Leber- und Gallebeschwerden.
Zudem kann geschroteter und in Wasser eingeweichter Leinsamenschleim als natürliches Abführmittel dienen.
Ein Teil der Leinsamen wird zusätzlich in Backwaren und Müsli verarbeitet. Wegen einer möglichen Cadmiumbelastung sollte allerdings nicht zu viel davon verzehrt werden.
Eine weitere Verarbeitungsmöglicheit bieten die Flachsfasern. Aus den Langfasern lässt sich auf sehr aufwändige Weise Leinen herstellen, ein sehr haltbarer Stoff für Kleidung und Decken. Aus den Kurzfasern, dem so genannten Werg, kann Papier, Füllmaterial und Dämmstoff produziert werden.
Während der Anbau von Lein in Bayern als äußerst gering einzustufen ist, gibt es noch einige Mühlen (siehe www.muehlenverband-bayern.de), die den Leinsamen weiterverarbeiten.