Habe ich da eine Zwetschge oder eine Pflaume vor mir? Hier hilft eine kurze Begriffsklärung: Die Zwetschge ist eine Unterart der Pflaume. Sie ist länglich-oval und hat eine blau-violette Farbe. Die Pflaume hingegen ist rötlich-blau gefärbt, eher rundlich und hat typischerweise eine durchgehende Furche in der Schale. Was das Fruchtfleisch angeht, ist dieses bei der Pflaume oftmals rot, der Geschmack ist süßer als bei der Zwetschge. Das Fruchtfleisch der Zwetschge ist hingegen gelblich, beim Geschmack kommt eine säuerliche Note hinzu. Hier kommt es aber ganz auf die Sorte an. Ein paar Dinge verbinden Pflaume und Zwetschge jedoch: Beide gehören zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae), sind Steinobst und wachsen an Bäumen.
Zwetschgenanbau in Bayern
Franken ist der bayerische Zwetschgen-Anbauschwerpunkt. Hier baut man auf etwa 400 ha die süßlich-säuerliche Frucht an, vorwiegend in Unter- und Oberfranken. Deutschlandweit gesehen sind es nur ca. 10 Prozent des Zwetschgenertrags, die aus Bayern kommen.
In Mitteleuropa baut man übrigens mehr als 100 Sorten an, in Franken um die 50, etwa die Fränkische Hauszwetschge. Ab April erblühen die bis zu 6 m hohen Bäume in weißer Pracht. Sie liefern in dieser Zeit reichlich Nektar für Insekten. Zudem finden Vögel in den Bäumen einen Brutplatz. Insbesondere in Streuobstwiesen sorgen die Zwetschgenbäume für zusätzliche biologische Vielfalt. Geerntet wird gegen Ende Juli bis zum Herbst.
Leider ist die Zwetschgen-Ernte in den letzten Jahren zunehmend durch die Scharka-Krankheit bedroht. Vor allem die Blattlaus überträgt dieses Virus, das für Prunus-Arten wie die Zwetschge, Aprikose oder Mirabelle gefährlich werden kann und ihre Früchte ungenießbar werden lässt. Teils setzt man auf resistente Sorten als Gegenmittel.
Vielfältige Weiterverarbeitung
Die frische Zwetschge ist reich an Vitaminen und Nährstoffen und als regionales Superfood beliebt. Man kann man sie aber ebenso auf sehr unterschiedliche Weise weiterverarbeiten. Beliebt und bekannt ist beispielsweise Zwetschgenbrand (auch als fränkisches Zwetschgenwasser bekannt), für den man die Früchte destilliert. Man trinkt das farblose alkoholische Getränk vor allem als Digestif, also nach der Mahlzeit. Interessanterweise wurde das Zwetschgenwasser aus der Not geboren. Als zum Ende des 19. Jahrhunderts die Weinbauern viel Flächenverlust durch die Reblaus zu beklagen hatten, widmeten sie sich dem Zwetschgenanbau und konnten ihre Verluste einigermaßen kompensieren, auch dadurch, dass sie den zahlreichen fränkischen Brennereien ihre Ernte verkauften.
Gerne haben (die Bayern) auch den Zwetschgendatschi, einen leckeren Blechkuchen, der mit vielen Zwetschgen bedeckt ist. Gedörrt kann man aus dem Obst Mus oder Kompott machen. Neue regionale Produkte wie Zwetschgen-Balsamico, Zwetschgen-Gelee oder Zwetschgen-Chutney sollen die Frucht für den Verbraucher interessant machen.