Die Rispengräser gehören zur Familie der Süßgräser. Es handelt sich bei ihnen zumeist um ausdauernde Gräser mit kapuzenförmig zulaufenden Blattspitzen.
Weltweit gibt es über 200 Arten, von denen an die 50 in Europa vorkommen und sich etwa 10 in Bayern angesiedelt haben. Einige davon werden extra als Futter- und Rasengräser angebaut.
Wiesen-Rispengras (Poa pratensis)
Das Wiesen-Rispengras ist mitsamt seinen teils in der Form abweichenden Unterarten eines der am häufigsten zu findenden Gräser in Europa. Als Reinform wird es gerne als trittfester Rasen und wertvolle Weide angesät. Das grüne bis graugrüne Futtergras erreicht mit seinen aufrechten Halmen eine Höhe von 10-60 cm. Die 1-6 mm breiten Blattspreiten erscheinen hin und wieder gerollt und die Blattscheiden können behaart sein. Das Blatthäutchen ist knapp 2 mm lang.
Die aufrechte, lockere Rispe besitzt raue Äste und hat eine bläulichgrüne, braune oder violette Farbe (im Gebirge auch schwärzlich). Sie besteht aus vielen 4-6 mm langen Ährchen. Die Hüllspelzen sind deutlich kürzer als die Ährchen und ebenso wie die Deckspelzen unbegrannt. Die Blütezeit findet im Mai und Juni statt und die Pollen sind einer der Hauptverursacher für Heuschnupfen.
Das frostharte Wiesen-Rispengras siedelt bevorzugt auf nährstoffreichen, lockeren und trockenen Böden. Standorte können Wiesen, Almen, Wegränder oder Schuttplätze sein.
Nach dem Wiesen-Rispengras ist sogar die unmittelbar aus den Weidegründen Kentuckys stammende Country-Musikrichtung des bluegrass benannt.
Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis)
Das Gewöhnliche Rispengras wächst in lockeren Horsten und verfügt über Erneuerungssprossen.
Die gelbgrünen, 3-5 knotigen, gekniet aufsteigenden Halme erreichen eine Höhe von 20-100 cm.
Die 5-20 cm langen und 2-5 mm breiten Blattspreiten laufen nach oben hin spitz zu und haben raue Oberseiten, während die Unterseite glatt und glänzend ist. Die rauen Blattscheiden sind häufig ein wenig zusammengedrückt. Das spitzige Blatthäutchen wird über 5 mm lang.
An den dichten, 10-25 cm langen Rispen sitzen viele 3-4 mm lange Ährchen, die im Juni und Juli 2-4 grüne, braune oder violettfarbene, mit Wollhaaren unterlegte Blüten hervorbringen. Sowohl die Hüll- als auch die Deckspelzen besitzen weißliche Ränder, sind zugespitzt und werden nicht länger als 3,5 mm.
Das Gewöhnliche Rispengras gedeiht auf feuchten Wiesen, an Wald- und Wegrändern, in Straßengräben und an Flussufern und bevorzugt gut durchfeuchtete, nährstoffreiche Lehm- und Tonböden. Außerdem ist es schattenverträglich und gegen Überflutungen gefeit, weshalb es auch manchmal in entsprechenden Gebieten als Rasen ausgesäht wird. Austrocknung macht dem Gras hingegen schwer zu schaffen.
Alpen-Rispengras (Poa alpina)
Das Alpen-Rispengras ist ein gutes Futtergras und wird 15-30 cm hoch. Die Halme sind entweder aufrecht oder gekniet aufsteigend und besitzen 2-4 kahle Knoten. Die graugrünen Balttspreiten werden 4-10 cm lang. Am Rand erscheinen sie etwas heller. Das geschlitzte Blatthäutchen wird 3-5 mm lang.
Während der Blütezeit von Juni bis August stehen die unteren Rispenäste weit ab. An der Rispe sitzen violett-schimmernde Ährchen, die meist zu Brutknospen umgewandelt werden. Der daraus entstehende Sämling fällt ab und dient der vegetativen Vermehrung (unechte Viviparie).
Das Alpen-Rispengras siedelt überwiegend auf Fettwiesen oder in Schneebodengesellschaften. Es gedeiht am besten auf nährstoff- und basenreichen, stickstoffhaltigen Lehm- und Tonböden.
In Bayern ist das Alpen-Rispengras vornehmlich in den Alpen bis 2600 m verbreitet, kann aber auch bei Landsberg oder Augsburg gesichtet werden.
Zwiebel-Rispengras (Poa bulbosa)
Das Zwiebel-Rispengras, auch Knolliges Rispengras genannt, pflanzt sich ebenso wie das Alpen-Rispengras vermittels der falschen Viviparie fort.
Die dünnen, runden, aufrecht bis gebogenen, 2-4 knotigen Halme erreichen eine Höhe von 10-40 cm. Sie sind unverzweigt und glatt, aber durch purpurne Blattscheiden am Halmgrund zwiebelartig (=bulbosa) verdickt.
Ebenfalls glatt bis auf einen feinen rauen Schliff am Rand sind die graugrünen, schmalen, 1-10 cm langen und meist unter 2 mm breiten Blattspreiten. Das grüne oder weißliche Blatthäutchen wird 3 mm lang.
An der lockeren, eiförmigen, bis 6 cm langen Rispe sitzen maximal 5 mm lange Ährchen, an denen 4-6 grüne, violette oder goldene Blüten von April bis Juli erscheinen. Die Hüllspelzen sind kürzer als die Ährchen und wie die Deckspelzen unbegrannt.
Das Knollen-Rispengras bevorzugt warme, trockene, stickstoffarme und kalkhaltige Böden und ist gilt als Trockenrasenart. Standorte sind oftmals sonnige Hänge und lichte Wälder.
Hain-Rispengras (Poa nemoralis)
Das Hain-Rispengras gehört zu den Flachwurzlern, wächst in lockeren Horsten und erreicht eine Wuchshöhe von 20-60 cm.
Die Blattspreiten werden 1-4 mm breit und stehen waagrecht ab (Wegweisergras). Dabei ist das oberste Blatt genau so lang wie die Blattscheide. Das weiße Blatthäutchen hat eine Länge von knapp 1 mm.
An der zierlichen, häufig überhängenden Rispe sitzen 4-5 mm lange, blass-grünliche Ährchen, die im Juni und Juli 1-5 Blüten entwickeln. Die gekielten Hüllspelzen sind kürzer als die Ährchen und wie die Deckspelze unbegrannt. Die Deckspelze weisen allerdings eine Behaarung auf. Das Hain-Rispengras siedelt als Halbschattenpflanze bevorzugt in lichten Laubwäldern und an dessen Rändern. Der Boden sollte von mineral- und nährstoffreicher und lockerer Beschaffenheit sein.
Das Hain-Rispengras geht hin und wieder Mischformen mit dem nahe verwandten Sumpf-Rispengras ein, das als Unterscheidungsmerkmal mit 3 mm über ein bedeutend längeres Blatthäutchen verfügt.
In den Alpen ist das Hain-Rispengras in Höhen bis um die 2000 m zu finden.
Zusammengedrücktes Rispengras (Poa compressa)
Das Zusammengedrückte Rispengras oder die Platthalmrispe besitzt hohle und abgeflachte, 4-6 knotige Halme, die knickig aufsteigend 10-70 cm hoch werden. Auch die glatten Blattscheiden sind zusammengepresst, während die steifen, schmalen, knapp 6 cm langen Blattspreiten bandförmig erscheinen und neben ihrer Rippe eine Rinne haben.
Als Blütenstand bilden sich an den festen, 2-10 cm langen und 0,5-3 cm breiten, grünen, gelblichen oder violetten Rispen 8 mm lange Ährchen, die von Juni bis August 3-10 Blüten hervorbringen.
Sowohl die Hüll- als auch die Deckspelzen sind unbegrannt. Letztere umschließen die Samen, die als Ballonflieger vom Wind weiter verbreitet werden. Außerdem kann sich das Zusammengedrückte Rispengras über kurze, unterirdische Ausläufer vermehren.
Die Volllichtpflanze gilt als Kriechpionier, der vornehmlich auf Schuttplätzen, Bahndämmen und an Wegrändern in trockenen, kalkreichen und stickstoffarmen Stein- und Kiesböden wächst.
Das Zusammengedrückte Rispengras ist in den Alpen in Höhen von bis zu 1850 m zu finden.
Wald-Rispengras (Poa chaixii)
Das Wald-Rispengras oder Kapuzengras wächst in dichten Horsten mit aufrechten Halmen, die 60-120 cm hoch werden.
Die Blattspreite sind 6-15 mm breit und zugespitzt. Das Blatthäutchen ist 1 mm lang und die Blattscheiden sind rau.
An den großen, lockeren Rispen sitzen bis zu 8 mm lange, blassgrüne oder violette Ährchen, die im Juni und Juli 3-5 Blüten tragen.
Sowohl Hüll- als auch Deckspelzen sind unbegrannt, wobei erstere deutlich kürzer als die Ährchen sind.
Das Wald-Rispengras findet sich zumeist in Laubwäldern in höheren Lagen. Es meidet Kalk und bevorzugt schattige Plätze, siedelt im Gebirge aber auch auf offenen Weiden. Der Boden sollte humos, mineralreich und nährstoffarm sein.
Das Wald-Rispengras wird vom Wild und Vieh gemieden, da die Blätter zu scharfrandig sind.
Einjähriges Rispengras (Poa annua)
Beim Einjährigen Rispengras handelt es sich um die weltweit am häufigsten vorkommende Grasart.
Das Einjährige Rispengras erreicht eine Wuchshöhe von 2-30 cm und wächst an den Knoten, die Wurzeln ausbilden können, geknickt in niedrigen Büscheln.
Die hellgrünen Blattspreite werden 2-5 mm breit und haben eine kurze Spitze. Das Blatthäutchen wird bis zu 2 mm lang.
An den locker ausgebreiteten, oftmals einseitswendigen und selten über 5 cm langen Rispen sitzen 2-5 mm lange, grüne oder purpurne Ährchen, die das ganze Jahr über 4 oder mehr Blüten tragen können. Die Hüllspelzen sind bedeutend kürzer als die Ährchen und wie auch die Deckspelzen unbegrannt.
Das Einjährige Rispengras siedelt im Prinzip überall dort, wo der Boden stickstoffreich, durchfeuchtet und durch Tritt verfestigt ist.
Das Vieh verschmäht das Einjährige Rispengras zumeist aufgrund seiner geringen Größe.
Das Zweizeilige Rispengras (Poa cenisia) ist vom Aussehen her dem Einjährigen Rispengras sehr ähnlich, wächst aber vornehmlich auf Felsschutt in höheren Lagen. Ähnliche Standorte sucht sich auch das Kleine Rispengras (Poa minor), nur das es sich wegen seiner dunkelvioletten Ährchen deutlich von den beiden anderen Rispengrasarten abhebt.