Die Schwingel sind sind mit weltweit über 200 Arten eine der größten Gruppen der Rispengräser und gehören der Familie der Süßgräser an.
Als besonderes Merkmal besitzen die Schwingel zugespitzte, rundrückige Ähren.
Die Schwingel, insbesondere die Rot-Schwingel, kommen in vielen Rasenmischungen vor und dienen darüber hinaus als Futtergras.
Rot-Schwingel (Festuca rubra agg.)
Bei der Rot-Schwingel-Gruppe handelt es sich ausnahmslos um mehrjährige Pflanzen, deren Überdauerungsknospen von Laub, Schnee oder Erde bedeckt, überwintern (Hemikryptophyt). Die Rot-Schwingel wachsen als lockere bis dichte Rasen oder Horste, die sich über unterirdische Ausläufer vermehren können.
Die steifen Halme erreichen Wuchshöhen von 20-100 cm. Die Grundblätter sind dickborstlich gerollt, während die Halmblätter meist flach und von mattgrüner oder bläulicher Farbe erscheinen. Im Gegensatz zur Schaf-Schwingel-Gruppe sind die Blattscheiden der Rot-Schwingel nahezu geschlossen und zerfasern später. Das Blatthäutchen ist äußerst kurz und hat an der Seite einen lappenförmigen Auswuchs.
An den wenig verzweigten, aufrechten Rispen sitzen 7-10 mm lange Ährchen, die von April bis Oktober 4-6 Blüten tragen. Während der Blütezeit neigen sich die Rispenäste schräg zur Seite.
Sowohl Deck- als auch Hüllspelzen sind kurz begrannt.
Die Rot-Schwingel bevorzugen feuchte und stickstoffreiche Böden. Sie sind fast in jeder Rasenmischung enthalten und können auch zur Bodenbefestigung verwendet werden. Zudem gelten sie als exzellente Futtergräser, die von allen Tieren gerne gefressen werden.
Unter den Rot-Schwingeln bestehen Übergänge zu der Schaf-Schwingel-Gruppe und dem Wiesen-Schwingel.
Schaf-Schwingel (Festuca ovina agg.)
Die Schaf-Schwingel sind ausdauernde, krautige Gräser, die in dichten Horsten 10-60 cm hoch werden. Die hell- oder dunkelgrünen, zum Teil blaubereiften Blattspreite wachsen borstlich bis binsenförmig. Im Gegensatz zu den Rot-Schwingeln verfügen die Schafschwingel über geöffnete Blattscheiden und bilden im Übergang von Scheide zu Spreite kleine runde Öhrchen.
An den bis zu 12 cm langen Rispen sitzen 4-8 mm langovale, grüne oder violette Ährchen, die von April bis Oktober 3-8 Blüten tragen. Wie die Blütezeit sind auch die Hüll- und Deckspelzen je nach Art unterschiedlich.
Die äußerst formenreichen Schaf-Schwingel suchen sich zumeist extrem gelegene Standorte wie Felsen und Mauern, aber auch Wiesen, Weiden, lichte Wälder und Wegränder werden besiedelt. Der Boden sollte trocken und mager sein.
Eine Aussaat findet vorwiegend als Untergras auf Weiden statt, wo es als Kleinviehfutter genutzt wird. Eine weitere Einsatzmöglichkeit ist die Bodenbefestigung von Hängen.
Eine Reihe von Schwingel-Arten, die ausschließlich im Alpenraum vorkommen, weisen große Ähnlichkeiten gegenüber der Schaf-Schwingel-Gruppe auf. Sie unterscheiden sich meist durch eine weniger verzweigte Rispe, längere Blatthäutchen, geschlossenere Blattscheiden und violettere Blüten.
Dazu zählen Amethyst-Schwingel (Festuca amethystina), Niedriger Schwingel (Festuca quadriflora), Violetter Schwingel (Festuca violacea), Gämsen-Schwingel (Festuca rupicaprina), Zierlicher Schwingel (Festuca pulchella) und Mäuseschwanz-Federschwingel (Vulpia myuros).
Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis)
Der Wiesen-Schwingel ist ein mehrjähriges Obergras, das Wuchshöhen von 30-120 cm erreicht. Die aufrecht bis bogig wachsenden Halme stehen in lockeren Horsten.
Die schlaffen, dunkelgrünen, 20 cm langen und bis 7 mm breiten Blattspreiten haben eine glänzende Unterseite und an ihrer Basis spitze Öhrchen. Die rundrückigen Blattscheiden sind kahl, an den Grundblättern jedoch braun und zerfasert. Das Blatthäutchen ist unter 1 mm lang.
An der schmalen, einseitswendigen, bis 15 cm langen, entweder aufrechten oder überhängenden Rispe erscheinen an den unteren Ästen walzenförmige Ährchen mit 7-8 Blüten von Juni bis Juli. Die Ährchen sind um einiges länger als die gestutzten Hüllspelzen. Hüll- und Deckspelzen besitzen eine lanzettliche Form.
Der düngerliebende Wiesen-Schwingel siedelt bevorzugt auf schweren, kalkreichen und feuchten Böden und kennzeichnet die Gesellschaft Europäischer Wirtschaftsweiden. Der Wiesen-Schwingel wird neben dem Weidelgras, Knaulgras und Glatthafer am häufigsten als Futtergras ausgesät. Besonders in hohen Lagen werden gute Erträge erzielt.
Außerdem kann er mit dem Deutschen Weidelgras Mischformen bilden. Diese werden Schwingel-Lolch oder Schweidel genannt.
Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea)
Der Rohr-Schwingel zählt zur Artengruppe des Wiesen-Schwingels, ist ein mehrjähriges Gras und bildet dunkelgrüne, dichte Horste. Die kahlen Halme erreichen eine Höhe von 50-150 cm. Die flach ausgebreiteten Blattspreite können 20-70 cm lang werden und haben an der Basis bewimperte Öhrchen. Ebenfalls bewimpert sind die Blattscheiden. Das Blatthäutchen kann bis zu 2 mm lang werden.
An der 10-50 cm langen, aufrechten Rispe sitzen zahlreiche, 10-18 mm lange Ährchen, die von Juni bis August blühen. Die Deck- und Hüllspelzen sind von lanzettlicher Form.
Der Rohrschwingel siedelt auf Feuchtwiesen, in Auwäldern und an Wegrändern. Die Lichtpflanze bevorzugt nasse, nährstoffreiche, kalkhaltige Böden. In den Alpen ist er in Lagen bis 1500 m zu finden.
Als Futtergras gilt der Rohrschwingel eher als mittelmäßig, was aber in den letzten Jahren durch feinblättrigere Züchtungen stark verbessert werden konnte.
Riesen-Schwingel (Festuca gigantea)
Der Riesen-Schwingel ist ein mehrjähriges, krautiges Gras, das in Horsten wächst und keine Ausläufer bildet. Die bogig aufsteigenden, 2-5 knotigen Halme werden bis zu 2 m hoch und verfügen am Grund über lange Krallenöhrchen.
Die flachen, überhängenden, häufig spiralig verdrehten, 60 cm langen und 5-15 mm breiten Blattspreite sind auf der meist rauen Oberseite graugrün, während die glatte Unterseite dunkelgrün glänzt. Die rundrückigen, offenen Blattscheiden sind kahl und an den Rändern rau. Das gestutzte Blatthäutchen ist etwa 1 mm lang.
An der allseitswendigen, bis zu 40 cm langen Rispe erscheinen an den paarweise angeordneten Ästen 10-15 mm lange Ährchen, die im Juli und August 4-8 Blüten tragen. Die bleichgrünen Ährchen sind dabei wesentlich länger als die zugespitzten Hüllspelzen. Und die breiteren Deckspelzen besitzen geschlängelte Grannen.
Der Riesen-Schwingel siedelt vornehmlich in feuchten (Au-)Wäldern und schätzt schwere, nährstoffreiche Böden.
Wald-Schwingel (Festucca altissima)
Der Wald-Schwingel ist ein mehrjähriges Schattengras ohne Ausläufer und wird in Horsten 60-120 cm hoch.
Die dünnen Halme wachsen aufrecht oder schief. Die 5-15 mm breiten Blattspreite sind auf der Oberseite bläulich-grün und auf der Unterseite grün und leicht rau. Letzteres haben sie mit den Blattscheiden gemein.
Das Blatthäutchen wird bis zu 3 mm lang. Öhrchen gibt es keine.
An der großen, lockeren Rispe bilden sich viele 6-7 mm lange, eiförmige, blassgrüne oder violett schimmernde Ährchen, die im Juni und Juli 3-5 Blüten tragen. Die Hüllspelzen sind deutlich kürzer als die Ährchen.
Der Wald-Schwingel siedelt am liebsten in schattigen Laubwäldern auf mittelschweren, sauren und feuchtkalten Böden, wo er in Massen auftretend die Waldverjüngung hemmmen kann.
In den Alpen steigt er bis 1400 m auf.
Verwechslungsgefahr besteht mit dem Wald-Reitgras, das allerdings schmälere Blätter besitzt, die zudem auf der Oberseite auch noch eine Behaarung aufweisen.
Eine weitere Schwingel-Art, auf die hier noch hingewiesen werden soll, ist der ausschließlich in den Ostalpen vorkommende Gold-Schwingel (Festuca paniculata).