Erdinger Moos

Beschreibung
Das Erdinger Moos liegt nordöstlich von München in den oberbayerischen Landkreisen Erding und Freising. Auf einer Meereshöhe von 420 bis 480 Metern gelegen, schließt es entlang der Isar geologisch an die Münchener Schotterebene an und umfasst eine Fläche von 255 Quadratkilometern. Das Erdinger Moos liegt rechts der Isar, in ihm befinden sich Gebiete der Städte Erding und Freising sowie die Ortschaften Hallbergmoos, Marzling, Eitting, Berglern, Moosinning und Fraunberg. Außerdem nimmt der Münchener Franz-Josef-Strauß-Flughafen einen großen Teil der Fläche des ehemaligen Moors ein. Nur noch ein sehr kleiner Teil des Erdinger Mooses ist naturnahes Moorgebiet, weit über 90% sind trockengelegt und werden landwirtschaftlich genutzt oder sind überbaut durch Siedlungen und den Flughafen.

Das Erdinger Moos im Lauf der Zeiten
Einst ein Niedermoor, wurde das Erdinger Moos seit dem 8. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt, überwiegend als Viehweide und zur Streugewinnung. Weiterhin war es das Jagdgebiet der Freisinger Fürstbischöfe. Es wurde damals Isarmoos, Freisinger Moos oder Erding-Freisinger-Moos genannt, seinen heutigen Namen erhielt es erst im 19. Jahrhundert. Zu dieser Zeit begann auch die systematische Zerstörung des bis dahin nur dünn besiedelten und weitgehend intakten Moors. Um das Jahr 1930 waren nur noch 23 Quadratkilometer des 255 Quadratkilometer großen Erdinger Mooses nicht bebaut oder landwirtschaftlich bzw. zum Torfabbau genutzt. Durch Entwässerung und Torfgewinnung wurden somit innerhalb weniger Jahrzehnte circa 90% des Moors zerstört. Über schnurgerade Kanäle wurde das Wasser aus dem Moor abgeleitet, anschließend wurde großflächig Torf als billiger Heiz- und Brennstoff gestochen. Der Bau des Mittlere-Isar-Kanals und das Aufstauen des Ismaninger Speichersees führten bis 1930 zu einer starken Absenkung des Grundwasserspiegels und zum Trockenfallen großer Teile des Erdinger Mooses. Ökologische Bedenken hatten damals nur wenige Menschen, die Gewinnung von neuem Ackerland, die Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke am Mittlere-Isar-Kanal und die Verhinderung von Überschwemmungen durch die Isar wurden positiv gesehen. Durch die Errichtung des Flughafens im Erdinger Moos wurde der Grundwasserspiegel noch weiter abgesenkt. Neben überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen wurde mit Franzheim und Teilen von Schwaigermoos auch Siedlungsgebiet überbaut.

Naturschutzgebiete
Heute sind mit den Naturschutzgebieten Viehlaßmoos, Zengermoos, Notzinger Moos und dem ältesten bayerischen Naturschutzgebiet Gfällach nur noch rudimentäre Reste der einstigen Moorlandschaft erhalten. Das ca. 244 Hektar große Viehlaßmoos und das gut 6 Hektar große Naturschutzgebiet Gfällach sind Niedermoore, beim 251 Hektar großen Zengermoos und dem 139 Hektar umfassenden Notzingermoos handelt es sich um Birkenwaldökosysteme. Weitere kleine, erhalten gebliebene und unter Naturschutz stehende Moorgebiete sind Eittingermoos, Oberdingermoos und Schwaigermoos.

Naturschutzgebiet Viehlaßmoos
Das Viehlaßmoos ist der letzte Quellmoorrest des Erdinger Mooses. Einst als Streuwiese und für den kleinbäuerlichen Torfabbau per Hand genutzt, bildete sich eine kleinteilige Landschaft aus Pfeifengrasstreuwiesen, Kohldistel- und Glatthaferwiesen, Hochstaudenfluren, Feuchtgebieten, Gräben und Trockenflächen. Hier finden Tiere und Pflanzen, die für ein Niedermoor typisch sind, einen Lebensraum. Bemerkenswert sind insbesondere der Lungenenzian und eine Reihe von Schmetterlingen (Lungenenzian-Ameisenbläuling, Dunkler und Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Blaukernauge, Baldrian-Scheckenfalter, Großes Wiesenvögelchen, Kreuzdorn-Zipfelfalter) sowie Heuschrecken (Kurzflügelige Schwertschrecke, Sumpfschrecke). Ohne den Einsatz freiwilliger Helfer des LBV Erding und Freising gelingt es aber nicht, das Viehlaßmoos dauerhaft zu erhalten. Unter Verzicht auf schweres Gerät finden jährliche Mähaktionen statt, um die Ausbreitung von Schilf und der invasiven Goldrute aufzuhalten.

Naturschutzgebiet Zengermoos
Beim Zengermoos handelt es sich um einen Moorwald, der sich im abgetorften Niedermoor gebildet hat. Die Birke ist der charakteristische Baum im Zengermoos, an einigen Stellen geht es in einen Birken-Eichen-Hainbuchen-Feuchtwald über. Der südliche Teil des Zengermooses wird von einer Fichtenmonokultur geprägt, die aus der Zeit stammt, bevor das Naturschutzgebiet eingerichtet wurde und somit vor 2002 angelegt wurde. Dieser Fichtenwald wird auch heute noch wirtschaftlich genutzt. Es existiert hier auch noch eine 150 Quadratmeter große Schutz- und Jagdhütte, die als Ersatz für eine Reihe von Schwarzbauten errichtet wurde.

Naturschutzgebiet Gfällach
Seit 1991 ist das nur 6,4 Hektar große Gfällach als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Erste Grundstückskäufe durch den Bund Naturschutz mit dem Ziel, diesen Rest eines Niedermoors unter Schutz zu stellen, gab es schon 1933. Das Naturschutzgebiet Gfällach ist Teil des FFH-Gebiets (Fauna-Flora-Habitat-Gebiet) „Gräben und Niedermoorreste im Erdinger Moos“ und gehört daher zum Schutzgebietsnetz Natura 2000. Besonders die zunehmende Trockenheit und der Eintrag von Nährstoffen von unmittelbar angrenzenden Äckern schaden diesem schmalen Moorstreifen. Einige der geschützten Pflanzen sind daher aus dem Gfällach bereits verschwunden. Noch gibt es niedermoortypische Arten wie Schneidried und Duftlauch, die durch pflegerische Maßnahmen (Mähen, Entfernung von Büschen) freiwilliger Helfer und Helferinnen erhalten werden sollen.

Naturschutzgebiet Notzingermoos
Westlich des Bachs Gfällach gelegen, ist das Notzinger Moos ein knapp 139 Hektar großes Naturschutzgebiet auf dem Gemeindegebiet von Oberding. Es besteht zum großen Teil aus Laubwald, wobei Birken vorherrschend sind. Aber auch Eschen, Weiden und einige Eichen sind vorhanden. Aufgelockert wird der Wald durch Lichtungen, Wiesen, zahlreiche Holunderbüsche und Altholzbestände sowie einige Feuchtgebiete.

Flughafen München II und Vogelschutzgebiet „Nördliches Erdinger Moos“
Der Bau des Flughafens „Franz-Joseph-Strauß“ mit einer Gesamtfläche von 1618 Hektar mitten im Erdinger Moos hat nicht unwesentlich zur Absenkung des Grundwasserspiegels und zur Versiegelung einer großen Fläche beigetragen. Ironischerweise und durch die Flughafenplaner- und betreiber nicht beabsichtigt, ist auf dem umzäunten Gelände neben den Start- und Landebahnen ein Refugium für etliche geschützte Vogelarten wie Großer Brachvogel, Kiebitz, Feldlerche, Grauammer, Blaukehlchen und Wiesenschafstelze entstanden. Auch Kolbenente, Schnatterente, Beutelmeise und Flussregenpfeifer kommen hier vor. Rund 40 Vogelarten nutzen das Flughafengelände als Lebensraum und Brutgebiet. Insbesondere für den Großen Brachvogel zählt es zu den drei wichtigsten Brutgebieten in Bayern, hier werden regelmäßig über 50 Brutpaare gezählt. Von den großen stählernen Vögeln, die neben ihren Nistplätzen starten und landen, lassen sich die Vögel nicht stören. Sie schätzen vor allem, dass sie auf dem umzäunten Gelände vor natürlichen Feinden genauso wie vor Menschen geschützt sind. Neben den geschützten Brutplätzen gefällt den gefiederten Bewohnern, dass auf den Freiflächen überwiegend hochwachsende Grassorten gesät wurden, so dass die mageren Wiesen, die nur zweimal im Jahr gemäht werden, genügend Nahrung und ausreichend Sichtschutz vor Greifvögeln bieten. Schwarmvögel wie Stare oder Möwen, die im hohen Gras keinen Sichtkontakt untereinander haben, sowie große Vögel wie Bussarde und Reiher werden auf diese Weise abgehalten, was die Gefahr von gefährlichen Kollisionen der Vögel mit Flugzeugen verringert. Die Vogelschlagrate des Münchner Flughafens liegt daher unter dem Durchschnitt deutscher Flughäfen.
Das Nördliche Erdinger Moos mit seinen Gebieten innerhalb und außerhalb des Flughafengeländes und einer Gesamtgröße von 4525 Hektar wurde daher am 8. Juli 2008 zum Europäischen Vogelschutzgebiet erklärt und in das ökologische Netz Natura 2000 eingebunden. Sollten erforderliche Baumaßnahmen des Flughafens in das Schutzgebiet eingreifen, muss der Flughafen für Ausgleichsflächen sorgen.

Auch wenn das Erdinger Moos bis auf wenige, vergleichsweise kleine Gebiete kein Niedermoor mehr ist und die für ein Niedermoor typischen Tiere und Pflanzen zum Großteil verschwunden sind, so gibt es immer noch ökologische Nischen, in denen sich bis heute wertvolle Lebensräume erhalten haben.