Das Bayerische Löffelkraut trägt als waschechter Bayer seinen Namen zu Recht. Es ist eine endemische Pflanze (Endemit), was bedeutet, daß sie weltweit nur im bayerischen Voralpenland (z.B. im Kupferbachtal bei Glonn) heimisch ist. Ihren Grundblättern, die das Aussehen kleiner Löffel haben, verdankt die weißblühende Pflanze den zweiten Teil ihres Namens. Das Bayerische Löffelkraut ist eine von nur 15 Arten, für die Deutschland die alleinige Verantwortung trägt (Bundesprogramm Biologische Vielfalt).
Verbreitungsgebiet
Es sind nur ca. 20 bis 30 Stellen auf einer Gesamtfläche von ungefähr 5 Hektar bekannt, an denen das Bayerische Löffelkraut wächst. Hierbei gibt es zwei Hauptverbreitungsgebiete, wobei das häufigste Vorkommen im Grenzgebiet der schwäbischen Landkreise Unterallgäu, Ostallgäu und Oberallgäu besteht. In den Landkreisen München-Land, Ebersberg und Rosenheim gibt es ebenfalls Populationen, hinzu kommen Einzelvorkommen bei Marktoberdorf und Kaufbeuren. In den beiden voneinander getrennten Hauptverbreitungsgebieten lassen sich bereits genetische Unterschiede bei den Pflanzen feststellen, so daß man hier der Evolution bei der Arbeit zusehen kann.
Beschreibung der Pflanze
Erst 1984 durch den Botaniker Robert Vogt als eigenständige Art entdeckt, ist das Bayerische Löffelkraut eine Kreuzung aus Pyrenäen- und Echtem Löffelkraut. Zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) gehörend, blüht die zwischen 25 cm und 45 cm hohe immergrüne Pflanze reinweiß. Während der Blütezeit zwischen Mai und Juni erinnert ihr süßer Duft an Raps. Die vierteiligen Blüten haben sechs Staubblätter und stehen in endständigen Trauben. Im unteren Teil der Blütentraube werden zuerst Samen gebildet, während der obere Teil noch blüht. Die rotbraunen Samen werden nur in einem Umkreis von 30 cm bis 80 cm um die Pflanze verteilt. Das Bayerische Löffelkraut ist somit eine Art, die sich nur wenig ausbreitet. Bestände mit weniger als 100 blühenden Pflanzen sind auf Dauer nicht überlebensfähig.
Lebensraum
Als typischer Urbayer hat das Bayerische Löffelkraut ganz genaue Vorstellungen von seinem Lebensraum. Es wächst nur auf nährstoffarmem, moosbewachsenem Tuffgestein an klaren Quellen, schnell fließenden Bächen oder Kalk-Quellmooren, an denen es feucht und hell ist. Im Schatten großer Bäume kann die Pflanze nicht überleben. Über 800 Meter Meereshöhe gibt es keine bekannten Vorkommen.
Gefährdung
Da aufgrund nachlassender Niederschläge im Zuge des Klimawandels die Ergiebigkeit von Quellen nachlässt sowie Quellen und Bachläufe verschmutzt, eingefasst oder kanalisiert werden, ist der Lebensraum des Bayerischen Löffelkrauts gefährdet. Auch wenn Schutzmassnahmen zur Bestandssicherung beitragen, ist die krautige und mehrjährige Pflanze auf der Roten Liste als stark gefährdet eingestuft und nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt.
Löffelkraut & Co
Das Biodiversitätsprojekt „Löffelkraut & Co“ des BUND Naturschutz in Bayern (BN) hat das Ziel, das Bayerische Löffelkraut und andere Endemiten wie z.B. den Geschnäbelten Hahnenfuss (Ranunculus rostratulus) in ihrem Bestand auf Dauer zu sichern, indem ihre Lebensräume nachhaltig geschützt werden.
Die liebe Verwandtschaft: Das Echte Löffelkraut
Weil die Blätter auch im Winter grün sind, würzig schmecken und viel Vitamin-C enthalten, wurde das Echte Löffelkraut (Cochlearia officinalis) in früheren Zeiten gerne in Klosterküchen oder von Seeleuten verwendet. Es ist verwandt mit Senf, Radieschen, Rucola und Kresse und wird auch Löffelkresse, Bitterkresse, Scharbocksheil oder Skorbutskraut genannt. Das Echte Löffelkraut kann man in Gärtnereien für den eigenen Kräutergarten erwerben. Das Bayerische Löffelkraut besitzt die selben Eigenschaften wie das Echte Löffelkraut, wird wegen seines Schutzstatus aber nicht kulinarisch genutzt.
Kasperl und das Löffelkraut
Die Landschaftspflegeverbände Ebersberg und München Land werben mit dem lustigen und informativen, auf CD erhältlichen Hörspiel „Kasperl und das Löffelkraut“ für den Schutz und Erhalt des Bayerischen Löffelkrauts und seines Lebensraums. Inszeniert und gespielt von Doctor Döblingers Geschmackvollem Kasperltheater (Mitwirkende u.a. Luise Kinseher), richtet sich die Geschichte um Kasperl und Seppl auf der Suche nach dem Bayerischen Löffelkraut an Kinder wie Erwachsene.