Die Binsen sind ausdauernde Gräser und gehören zur Familie der Binsengewächse (Juncaceae) und sind weltweit mit über 300 Arten vertreten, von denen in Deutschland 29 vorkommen. In Österreich werden die Binsen übrigens Simsen genannt.
Besondere Kennzeichen der Binsen sind ihre runden, markhaltigen Stängel, das weiße Duchlüftungsgewebe (Aerenchym) aus abgestorbenen Sternzellen als Anpassung an sauerstoffarme Böden, die halmähnlichen, unbehaarten Blattspreiten (im Gegensatz zu den Hainsimsen, die eine Behaarung aufweisen) und der wie seitenständig erscheinende Blütenstand in Form einer Spirre. Die Bestäubung erfolgt grundsätzlich durch den Wind. Als Fruchtstand besitzen alle Binsen mehrsamige, dreirippige Kapseln.
Binsen finden heutzutage in so genannten Pflanzenkläranlagen Verwendung, da sie in der Lage sind, Schadstoffe wie zum Beispiel Phenole abzubauen. Außerdem werden sie zum Flechten von Körben, Taschen und Matten benutzt. Das Mark wurde zudem früher zu Lampendochten verarbeitet.
Zusätzlich dienen die Binsen einigen Raupenarten als alleinige Nahrung.
Einige für Bayern relevante Binsenarten sollen im Folgenden etwas näher vorgestellt werden.
Flatter-Binse (Juncus effusus)
Die Flatter-Binse wächst in immergrünen Horsten mit langen Ausläufern. Ihre runden, glänzenden, aufrechten, häufig dunkelgrünen und bis zu 6 mm dicken Stängel, in denen auch die Photosynthese stattfindet, erreichen eine Wuchshöhe von 30-100 cm. Die Rispenäste erscheinen ausgebreitet (=effusus). Von Juni bis August sind die etwa
3 mm langen Blüten meist jeweils an einzelnen Stielen zu sehen.
Die Halblicht- und Lichtpflanze siedelt am liebsten in Gräben, auf staunassen Wiesen und in Mooren mit sauren, kalkarmen, nährstoffreichen und durchfeuchteten Böden.
Knäuel-Binse (Juncus conglomeratus)
Die Knäuel-Binse ist eine ausdauernde, sommergrüne Horstpflanze ohne Ausläufer. Die aufrechten, grünen bis graugrünen Stängel verfügen über Längsrippen und erreichen eine Wuchshöhe von 30-60 cm. Am Grund wachsen gelblich-braune spreitenlose Blattscheiden.
Nur ein Blatt überragt den spirrigen Blütenstand, der im Juni und Juli sich zumeist als Knäuel zusammenzieht (=conglomeratus), in seltenen Fällen aber auch locker ausgebreitet erscheint, was eine Unterscheidung zur Flatter-Binse erschwert. Das letzte Unterscheidungsmerkmal ist häufig der bei der Knäuelbinse auf einem Höcker sitzende Griffel zwischen den drei Fruchtknoten, der allerdings ausschließlich mit der Lupe zu erkennen ist.
Die Fruchtkapseln sind dreikantig, während die kleinen Samen rotbraun erscheinen.
Die Halblicht- bis Volllichtpflanze wächst gerne an Wegen, in Gräben und in Waldlichtungen auf sauren, wechselfeuchten und stickstoffarmen Böden.
Faden-Binse (Juncus filiformis)
Die Faden-Binse wächst als dichter Rasen mit langen Ausläufern 10-40 cm hoch. An der Basis der überwiegend runden, dünnen, glatten und aufrechten Stängel sind braungelbe, matte Blattscheiden zu sehen.
Der locker ausgebreitete Blütenstand mit seinen bis zu 10 Einzelblüten, die jeweils nicht länger als 8 mm werden, erscheint von Juni bis August.
Bei der Frucht handelt es sich um eine rundliche Kapsel, die einen kurzen Stachel besitzt. Ebenfalls rund sind die rotbraunen Samen, allerdings haben sie kein Anhängsel.
Die Faden-Binse siedelt vorwiegend in nassen Wiesen und Mooren und dort in kalkfreien Böden mit wenig Nährstoffen, Säuren und Basen. Ab einer Höhe von 800 m begegnet man ihr häufiger, aufsteigen kann sie auf über 2000 m.
Dreiblatt-Binse (Juncus trifidus)
Die Dreiblatt-Binse, auch Dreispaltige Binse genannt, kommt in Bayern nur in den Alpen, im Oberpfälzer Wald und dem Fichtelgebirge vor. Sie ist eine mehrjährige, wintergrüne Graspflanze, die zumeist einen dichten Rasen bildet, der 10-30 cm hoch wird. Die aufrechten Stängel sind mit einer Breite von 0,5-0,8 mm sehr dünn und dabei leicht bewimpert.
Die gelblich-braunen Blattscheiden glänzen schwach und haben an der Mündung zerschlitzte und somit dreigespaltene Öhrchen.
Als Blütenstand hat die Dreiblatt-Binse im Juli und August eine 2-4blütige Spirre, die von 2-3 Hochblättern überragt wird. Die rotbraune Kapselfrucht verfügt über eine Spitze und ist kürzer als die Blütenhülle.
Die Dreiblatt-Binse wächst vorwiegend auf Geröll, in Felsspalten und auf alpinen Rasenflächen in feuchten, stickstoffarmen Böden, wobei zu beachten ist, dass zwei Arten dieser Binsen existieren: eine kalkliebende und
eine kalkmeidende. Darüber hinaus gelten alle beiden Dreiblatt-Binsen als Kältezeiger und Lichtpflanze.
Sparrige Binse (Juncus squarrosus)
Die Sparrige Binse ist ein ausdauerndes, immergrünes Gras, das mit kurzen Ausläufern dichten Rasen bildet.
An der Basis der 10-40 cm hohen Stängel sitzen zahlreiche dickborstige, graugrüne Grundblätter mit grün-bräunlichen Blattscheiden.
Von Juni bis August erscheinen an den ungleichen Rispenästen einzelne oder 6strahlige Blüten, die braun glänzen und einen weißen Saum sowie einen grünen Mittelstreifen besitzen. Ebenfalls braun ist die eiförmige, mit einem Stachel versehene Kapselfrucht, die mit ihren länglichen Samen vom Wind verbreitet werden.
Die Sparrige Binse siedelt vornehmlich in Heidemooren oder in der Nähe von nährstoffarmen Gewässern auf sauren, kalkarmen Torfböden.
Zwiebel-Binse (Juncus articulatus)
Die Zwiebel-Binse, oder auch Knoten-Binse, ist ein bräunlich-grünes Gras mit einem Stich ins Rötliche, das dichten Rasen bildet. Die 3-20 cm hohen Stängel weisen am Grund eine zwiebelige oder knotige Verdickung auf und wachsen an feuchten Standorten häufig knickig, während sie an trockenen Standorten meist aufrecht erscheinen.
Beim Blütenstand an den wenig verzweigten Rispenästen handelt sich um eine auseinandergezogene Traube mit rotbraunen Blütenblättern, die in der Mitte meist einen grünen Streifen aufweisen. Die Blütezeit zieht sich von Juli bis Oktober.
Die Zwiebelbinse gilt als Schlammbodenpionier und siedelt in Mooren, Gräben und Nasswiesen auf nährstoffarmen, kalkfreien und sauren Böden.
Alpen-Binse (Juncus alpinus)
Die Alpen-Binse, oder auch allgemein Gebirgs-Binse, ist eine ausdauernde Graspflanze mit kurzen Ausläufern,
die als lockerer Rasen wächst.
Die 10-50 cm hohen, aufrechten Stängel sind bis zur Spitze beblättert.
Von Juni bis August blüht an den schwach verzweigten Rispenästen eine Vielzahl von 3-4 mm großen, dunkelbraunen Blütenbüscheln, deren drei äußerste Blütenblätter jeweils eine stachelige Spitze aufweisen.
Ebenfalls einen Stachel besitzt die rot-schwarze Kapselfrucht mit ihren 0,6 mm kleinen Samen.
Die Alpen-Binse siedelt vornehmlich in Mooren, auf Nasswiesen oder in Gräben mit kalkhaltigen Schlammböden
in bis zu 2000 m Höhe.
Zarte Binse (Juncus tenuis)
Die Zarte Binse ist ein aus Nordamerika eingewanderter Neophyt, der bereits 1834 im Allgäu nachgewiesen wurde. Die ausdauernde, wintergrüne Graspflanze wächst in gelbgrünen oder gelbbraunen Horsten 15-40 cm hoch.
An der Basis der runden, aufrechten Stängel finden sich neben den zarten, nur 2 mm breiten Grundblättern auch braune, noch kürzere Blattscheiden, die über weißliche Öhrchen verfügen.
Eine 8 cm lange, zusammengezogene Spirre blüht von Juni bis September mit schmalen, gelbbraunen bis grünlichen Blütenblättern, deren drei innerste einen breiten Hautrand besitzen.
Die eiförmige Kapselfrucht mit kurzem Stachel enthält die 0,5 mm kleinen, bleichen Samen, die im Wasser aufquellen und aufgrund ihrer dabei entwickelten Klebfähigkeit gut an Fell und Federn haften bleiben, so dass für eine große Verbreitung gesorgt ist.
Die Zarte Binse siedelt gerne auf Waldwegen und Heiden in kalkarmen, stickstoffreichen und schweren Böden.
Kröten-Binse (Juncus bufonius)
Die Kröten-Binse ist eine einjährige Pflanze, die ohne Ausläufer kleine Horste bildet. Die glatten, runden, 1-30 cm hohen Stängel wachsen knickig bis aufrecht. Die durchgehend am Stängel vorhandenen Blätter sind schmal und flach, die Blattspreiten eher fädlich und die gelben oder rötlichen Blattscheiden besitzen keine Öhrchen.
Von Juni bis Oktober sitzen meist einzelne, 5 mm lange, weißlich-grüne Blüten an der Spirre, die in etwa genau so lang wie die Tragblätter erscheint.
Die eiförmige Fruchtkapsel erreicht eine Länge von 3-5 mm, während die Samen nur 0,3 mm lang werden.
Die Kröten-Binse wächst vornehmlich in schlammiger Erde an den Ufern von Gewässern, die auch von ihren Namensgebern bevölkert werden, den Kröten.