Bockkäfer (Cerambycidae)

Lange Fühler, längliche Körperform, und meist schillernd gefärbt: Die Bockkäfer stechen unter den Käferarten heraus. Mit einer Körpergröße von bis zu 17 cm ist der Riesenbockkäfer (Titanus giganteus) sogar der größte Käfer dieser Erde – man findet ihn aber nur in den Tropenwäldern Südamerikas.

Größe, Nahrung und mehr Wissenswertes
Ein Unterscheidungsmerkmal hinsichtlich des Geschlechts kann die Größe sein: Männchen sind oft größer als die Weibchen. Alle Tiere sind jedoch Pflanzenfresser. Die Larven leben meist in totem oder lebenden Pflanzenmaterial: So fressen sie vor allem Holz, manche aber auch Pflanzen oder Wurzeln im Boden. Die ausgewachsenen Käfer beziehen ihre Nahrung etwa aus Pollen, Blättern, Baumrinden oder Baumsäften.
Bockkäfer werden meist nur wenige Monate alt, manche erreichen nicht einmal solch ein Lebensalter. Die Brutzeit dagegen kann mehrere Jahre dauern. Die meisten der ausgewachsenen Exemplare können gut fliegen. Die Bockkäfer sind bereits ziemlich gut untersucht, doch mit Fortschritten bei der Datenerhebung (u.a. bei der Untersuchung von Baumkronen, einem Habitat der Käfer), konnte man neue Erkenntnisse und Nachweise gewinnen. Die Bezeichnung aus der Biologie, Cerambycidae, hat ihren Ursprung übrigens in der griechischen Mythologie, in welcher der Schäfer Cerambos in einen großen Käfer mit Hörnern verwandelt wurde.

Bockkäfer in Bayern
Von den über 160 Bockkäferarten in Bayern sind 90 in der roten Liste. Damit ist diese Käferart in Bayern die gefährdetste. Bedroht sind die Käfer etwa durch intensive Forstwirtschaft: Dies sieht man z.B. am sehr seltenen und bekannten Alpenbock, dem dadurch zunehmend der Lebensraum genommen wird. Ein anderer Aspekt sind eingeschleppte Arten wie der asiatische Laubholzbockkäfer, der seinerseits für nahezu alle Laubholzarten eine Bedrohung darstellt. Ist ein Baum stark befallen, kann er sogar absterben. Dank intensiver Maßnahmen und engmaschigem Monitoring konnte man den Käfer in Bayern bereits in vielen betroffenen Gebieten ausrotten.

 

  • Acanthocinus reticulatus
    Dieser braungemusterte Bockkäfer erreicht eine Größe zwischen 10 und 15 Millimetern. Auf den Flügel sind teilweise Haarbüschel, die wie Pinsel abstehen. Er kommt in ganz Mitteluropa vor, jedoch nur selten, und ist zwischen Mai und September in Nadelwäldern zu sichten. Bevorzugt krabbelt er an abgestorbenen Tannen, Fichten und Kiefern. In Bayern gilt er als vom Aussterben bedroht: Funde im Freistaat, etwa im Bayerischen Wald, sind bereits Jahrzehnte her.

  • Gelbbrauner Kugelhalsbock (Acmaeops pratensis)
    Gelbbraune Flügel verliehen ihm seinen Namen (erster Bestandteil). Der Halsschild (Pronotum), der an den Kopf anschließt, ist kugelförmig, deswegen der zweite Bestandteil seines Namens. Der Käfer erreicht eine Größe zwischen 6 und 10 Millimetern, seine Nahrung besteht aus Pollen oder Blüten von Doldenblütlern, etwa von der Wiesen-Kerbel oder der Wilden Möhre. Die Larven benötigen das Holz von Fichten und Kiefern zum Wachsen. Erwachsene Tiere sichtet man zwischen Juni und August.
    In Bayern gilt er als ausgestorben oder verschollen, da die letzten Nachweise vor 1950 zu datieren sind. Gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz sowie der Bundesartenschutzverordnung ist der Gelbbraune Kugelhalsbock als „besonders geschützt“ zu betrachten.

  • Alpenbock (Rosalia Alpina)
    Seine blau-schwarze Färbung, die sich bis zu den langen Fühlern zieht, macht ihn einzigartig. Zudem ragt er durch seine Größe von 18 bis 38 Millimetern unter den Bockkäfern zusätzlich heraus.
    Sowohl auf der Roten Liste Bayern als auch auf der Roten Liste Deutschland führt man ihn als „stark gefährdet“. Auch europaweit ist er, gemäß der sog. Berner Konventionen, geschützt. Hierzulande findet man ihn nur in Baden-Württemberg und in Bayern. Im Freistaat kann man die Sichtungen auf den südlichen Raum, genauer von den Allgäuer bis zu den Berchtesgadener Alpen eingrenzen; ein Verbreitungsschwerpunkt ist z.B. der Blaugras-Buchenwald in den Bayerischen Alpen.
    Bevorzugter Lebensraum sind lichte Bergmischwälder. Der Standort sollte trocken und sonnig sein, der Boden gerne kalkhaltig. Die Larven wachsen zwischen zwei und vier Jahre in Totholz, insbesondere der Rotbuche, des Bergahorns und der Bergulme. Im Juli und August schlüpfen dann die Tiere, werden aber teils nur wenige Wochen alt.
    Da man sich etwa bei (stehendem) Totholz im Wald bedient, untypisches Gehölz in den Bergwald einbringt oder den Käfer gar sammelt und als Trophäe ansieht, ist er zunehmend bedroht. So versucht man auf die Gefährdung aufmerksam zu machen und dafür zu sorgen, dass entsprechendes Totholz im Wald verbleibt bzw. vermehrt wird. Der Aufbau bzw. Erhalt von speziellen Biotopen spielt hier eine große Rolle.