Die Familie der Aaskäfer ist, verglichen mit anderen Käferfamilien, mit 183 Arten (Stand 2008) verhältnismäßig klein. Sie lässt sich in zwei Unterfamilien einteilen. Einerseits die Unterfamilie der Nicrophorinae, die, von zwei ostasiatischen Gattungen mit drei Arten abgesehen, ausschließlich aus der Gattung der Totengräber (Nicrophorus) besteht. Andererseits die Unterfamilie Silphinae. Zur Unterfamilie der Silphinae gehören nach derzeitigem Stand 12 Gattungen, wobei die Anzahl der Silphidae-Arten nicht endgültig ist, da Jahr für Jahr neue Arten entdeckt werden.
Schwarzhörniger Totengräber, Waldtotengräber oder Schwarzfühleriger Totengräber (Nicrophorus vespilloides)
Exemplarisch für die Gattung der Totengräber wird hier der Schwarzhörnige Totengräber vorgestellt. Totengräber sind Raubkäfer, die sich sowohl von Insektenlarven, insbesondere den Larven von Fliegen und Mücken, als auch von Aas ernähren. Um möglichst schnell Tierleichen, die unvorhersehbar an den unterschiedlichsten Orten liegen können, zu erreichen, ist der Schwarzhörnige Totengräber ein guter Flieger. Aas dient den erwachsenen Käfern aber nicht nur als Nahrung, viel wichtiger ist es für die Entwicklung der Käferlarven. Sobald ein Totengräber den Kadaver eines kleinen Säugetiers oder eines Vogels findet, beansprucht er diesen für sich. Die Käfer bekämpfen alle anderen Käfer der Gattung Totengräber solange, bis in der Regel der größte und stärkste Käfer übrig bleibt. Dieser fängt zusammen mit seinem Käferweibchen so schnell wie möglich an, die gefundene Tierleiche zu vergraben und dabei gleichzeitig Haare oder Federn vom Aas zu entfernen und den toten Körper solange zu zerkauen, bis nur noch ein Fleischbrei übrig ist. Dieser wird zu einer Kugel geformt und in einer unterirdischen Brutkammer deponiert. In der fertigen Brutkammer erfolgt die Paarung des Käferpärchens, anschließend legt das Weibchen etwa 10 Eier im Erdreich ab. Nach dem Schlüpfen kriechen die Larven in eine kleine Kuhle, die sich auf der Oberseite der Nahrungskugel befindet. Dort werden die Larven vom Mutterkäfer, gelegentlich auch von beiden Eltern, gefüttert. Als Nahrung dient die vom Elterntier vorverdaute und wieder ausgewürgte Masse der Nahrungskugel. Die Käfer betreiben somit aktive Brutpflege, indem sie ihren Larvennachwuchs füttern, säubern und verteidigen. Die Elterntiere kümmern sich aber nicht nur um ihre Sprösslinge, auch die Nahrungskugel wird umsorgt. Durch die Abgabe bestimmter Sekrete verhindern die Käfer einen Pilzbefall. Der Käfervater hilft manchmal bei der Brutpflege, indem er andere Totengräberkäfer vertreibt. Diese könnten die Larven töten, um sich dann selbst mit dem Weibchen zu paaren. Oft verlässt der männliche Käfer aber das Nest oder wird sogar von der Mutter vertrieben. Nach einiger Zeit sind die Larven in der Lage, selbständig zu fressen und vertilgen die Nahrungskugel vollständig. Die Geschwindigkeit spielt bei der Entwicklung der Larven keine große Rolle, sie dauert meist einige Wochen. Wichtiger ist für die Käferlarven das Erreichen einer maximal möglichen Körpergröße, da ihnen dies als Imago im Kampf gegen Mitbewerber um Aas Vorteile verschafft. Nach dem dritten Larvenstadium vergraben sie sich in der Erde, um dort, je nach Jahreszeit, als Larve zu überwintern oder sich zu verpuppen. Auf den erwachsenen Totengräberkäfern befinden sich oft Milben, die mit den Käfern in Symbiose leben. Der Käfer bringt die Milben zum Aas, dafür fressen die Milben die dort abgelegten Eier von Fliegen und beseitigen somit Nahrungskonkurrenten der Käferlarven.
Der Schwarzhörnige Totengräber erreicht eine Größe zwischen 12 mm und 18 mm. Sein Körper ist schwarz mit zwei markanten gelben bis rotgelben, gezackten Querstreifen, die gelegentlich in der Mitte unterbrochen sind. Der Halsschild ist, außer an der Kopfseite, wie die Krempe eines Hutes gebogen. Die Käfer leben tagaktiv und sind in Europa von den Küsten bis ins Gebirge, von Skandinavien bis Südeuropa verbreitet. Die Art ist nicht gefährdet. Im Bayerischen Wald gibt es beispielsweise größere Vorkommen des Schwarzhörnigen Totengräbers. Der Käfer ist überwiegend in Wäldern zu finden und hält sich, wenn er nicht gerade mit einem Tierkadaver beschäftigt ist, auch an Pilzen und Kot auf. Durch Reiben seiner Flügeldecken über eine Unebenheit auf seinem Hinterleib kann der Käfer zirpen.
Flachstreifiger Aaskäfer (Silpha obscura)
Die Unterfamilie Silphinae ist neben der Unterfamilie Nicrophorinae, zu welcher der oben beschriebene Schwarzhörnige Totengräber zählt, die zweite Unterfamilie der Aaskäfer (Silphidae). Ein Vertreter dieser Unterfamilie ist der Flachstreifige Aaskäfer. Der zwischen 13 mm und 17 mm lange, flach gewölbte und mattschwarze oder schwarzbraune Käfer trägt auf jeder seiner beiden Flügeldecken drei markante Längsrippen. Die Flächen zwischen diesen Längsrippen sind fein mit Punkten gestaltet. Er ist der am häufigsten vorkommende Vertreter der Gattung Silpha und ist in Europa und Asien außer im Hochgebirge und in hohen nördlichen Breitengraden überall zu finden. Sein bevorzugter Lebensraum sind Wälder, Wiesen oder Gärten, zwischen April und September ist sein Auftreten am häufigsten. Er gilt nicht als gefährdet und steht auch nicht unter Schutz. Wie der Name bereits vermuten lässt, ernähren sich sowohl Imago als auch Larve von Aas, erbeuten gelegentlich aber auch Insektenlarven.
Schwarzer Schneckenjäger oder Schwarzer Schneckenaaskäfer (Phosphuga atrata)
Ein weiterer Aaskäfer, der leicht mit dem Flachstreifigen Aaskäfer verwechselt werden kann, ist der Schwarze Schneckenjäger. Bei einer Körperlänge von 10 mm bis 15 mm ist er schwarz gefärbt, Jungtiere sind braun. Er hat einen ovalen und flachen Körperbau, der es ihm ermöglicht, auch in schmalste Zwischenräume zu gelangen. Er besitzt genau wie der Flachstreifige Aaskäfer auf beiden Deckflügeln jeweils drei erhabene Längsrippen, zwischen denen er runzlig punktiert ist. Die Ränder der Deckflügel sind wie eine Hutkrempe leicht nach oben gebogen. Der auffälligste Unterschied zum Flachstreifigen Aaskäfer ist der Kopf, den der Schwarze Schneckenjäger wie eine Schildkröte weit nach vorne strecken und bei Gefahr unter seinen Halsschild zurückziehen kann.
Er ernährt sich im eigentlichen Sinn nicht von Aas, sondern er geht, wie seine Name schon verrät, auf die Jagd nach Schnecken und tötet diese, indem er seinen vorgereckten Kopf in das Schneckengehäuse steckt und der Schnecke durch einen Biss ein todbringendes Sekret injiziert. Die Weichteile der Schnecke werden durch das Sekret verflüssigt, so dass der Käfer sie leichter fressen kann. Um eine Schnecke zu finden, folgt er einfach ihrer Schleimspur. Auch die schwarzen und flachen Larven des Schwarzen Schneckenjägers lieben ihre Schneckenmahlzeit. Die Verpuppung erfolgt im Erdreich. Fühlt sich der Käfer bedroht, so sondert er ein gelbes, ätzendes Sekret ab. Der Lebensraum des Käfers ist der feuchte, von Laub und Moos bedeckte Waldboden, wo er sich gerne unter Blättern und loser Rinde aufhält und es reichlich Schnecken gibt. Trockene Nadelwälder sind sein Revier nicht. Der Käfer ist in Europa und Asien weit verbreitet, seine Bestände sind nicht gefährdet. In der Zeit von April bis September kann man den versteckt lebenden Käfer in seinem Biotop antreffen. Im Gegensatz zum Flachstreifigen Aaskäfer ist er sogar in arktischen Regionen zu finden.