Springschwänze (Collembola)
Die Springschwänze gehören zu den Sackkieflern (Entognatha) aufgrund ihrer in den Mundtaschen versteckten Kauwerkzeuge und zählen neben den Milben zu der mengenmäßig am häufigsten vertretenen Tierart. So sind in einem Quadratmeter Boden bei optimalen Lebensbedingungen in einer Tiefe von 30 cm bis zu 400.000 Individuen anzutreffen.
Mit einem nachweislichen Alter von 400 Millionen Jahren gehören sie zudem zu den ältesten noch existierenden Landtieren überhaupt. Sie bevorzugen kühle und feuchte Lebensräume.
Ihre Körperlänge beträgt zwischen 0,1 und 15 mm. Sie halten sich bevorzugt metertief in Humusböden oder an abgestorbenen Pflanzenteilen auf, wobei die an der Erdoberfläche lebenden eine dunklere Pigmentierung aufweisen als die häufig weißen unterirdisch lebenden Exemplare.
Besondere Merkmale der Springschwänze sind ihre Sprunggabel, die sich am vierten der sechs Brustsegmente befindet (nahezu alle anderen Insekten verfügen über elf Brustsegmente!) und es ihnen ermöglicht aus dem Stand sehr weit zu hüpfen. Zusätzlich besitzen sie einen Ventraltubus, so eine Art Röhrenanhang, der bewirkt, dass sie an glatten Oberflächen kleben oder sich fortbewegen können. Daher kommt auch die griechische Bezeichnung „collembola“ ab, die so viel wie „Klebzapfen“ bedeutet. Außerdem vermögen sie schleimige Substanzen gegen ihre Feinde abzusondern.
Die sie umhüllende Schuppenschicht (Cuticula) weist Wasser ab und hilft ihnen bei einer Überflutung in einer Luftblase zu überleben.
Ihr Höchstalter liegt bei 6-12 Monaten, in denen sie sich bis zu 50 Mal häuten und sich bereits nach 5 Häutungen oder etwa 4 Wochen zu vermehren imstande sind. Weibchen haben als Nachwuchs 150-350 Eier.
Die Springschwänze ernähren sich von sich zersetzenden Pflanzenresten, Aas und Kot (Detritus). Einige Arten haben sich auch auf Pilze und Algen spezialisiert.
Sie sind maßgeblich verantwortlich an der Bildung fruchtbarer Böden durch die Beseitigung von Abfallstoffen beteiligt. Manche Springschwanzarten vermögen es auch, Schwermetalle aufzunehmen und abzubauen.
Doppelschwänze (Diplura)
Die Doppelschwänze, ebenfalls zu den Sackkieflern zählend, sind mit 15 Arten in Mitteleuropa vertreten. Sie erreichen eine Körperlänge zwischen 2 und 5 mm.
Ihr Lebensraum ist im Boden und unter Steinen, Holzstücken und Laub. Sie bevorzugen eine feuchte und dunkle Umgebung und verfügen über keine Augen und spitze Mundwerkzeuge.
Ihren Namen verdanken sie zwei fadenförmigen Schwanzanhängen am Hinterleib.
Die Vermehrung erfolgt über abgelegte Spermienpakete, die von den Weibchen aufgenommen werden. Diese legen dann später die Eipakete in Erdhöhlen ab. Manche Arten betreiben auch Brutpflege.
Beintastler (Protura)
Die Beintastler, die dritte Gruppe der Sackkiefler, sind eine erst Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckte Insektenart. Sie sind mit etwa 200 einander sehr ähnlichen Arten in Mitteleuropa verbreitet und können nur von Spezialisten auseinandergehalten werden.
Ihr Lebensraum befindet sich in der Erde in 10-50 cm Tiefe. Sie bevorzugen Feuchtigkeit und ernähren sich von Pilzfäden.
Die überwiegend farblosen oder weißen Beintastler erreichen eine Körperlänge von 0,5-2,5 mm.
An ihrem kleinen, dreieckig erscheinendem Kopf sitzen vorstehende, mit Stechborsten versehene Mundwerkzeuge. Da sie weder Augen noch Fühler besitzen, benutzen sie ihre Vorderbeine als Sinnesorgane. Ihr Hinterleib erscheint zugespitzt und enthält Drüsen mit klebrigem Sekret zur Abwehr von Feinden.
Es wird von einem einjährigem Entwicklungsstadium ausgegangen.
Felsenspringer (Archaeognatha)
Die Felsenspringer sind im eigentlichen Sinne Urinsekten und gehören zu ihrer primitivsten Ordnung, den Freikieflern (Ectognatha) mit nur einer Kaulade. Sie leben unverändert seit 50 Millionen Jahren auf der Erde. In Mitteleuropa existieren 15 Arten, die eine Körperlänge von 9-23 mm erreichen. Als Lebensraum werden feuchte oder steinige Gebiete bevorzugt.
Charakterliche Merkmale der Felsenspringer sind ihre mit glänzenden Schuppen besetzte Haut, ihre großen Facettenaugen, die äußerst langen, aus bis zu 250 Einzelgliedern bestehenden Fühler und die ebenfalls langen Lippentaster, die der Ernährung mit Algen und Flechten dienen. Ihr Hinterleib ist mit Extremitätenresten, ausstülpbaren Coxalbläschen und Schwanzanhängen ausgestattet, mit denen sie Halt an glatten Flächen und ein großes Sprungvermögen erlangen.
Fischchen (Zygentoma)
Die Fischchen sind mit 4 Arten in Bayern vertreten. Weltweit existieren insgesamt an die 500, meist in den Tropen und Subtropen. Von den 4 hier lebenden Arten kommt nur eine in freier Natur vor, nämlich das Ameisenfischchen (Atelura formicaria). Die restlichen siedeln sich in Häusern an: Silberfischchen (Lepisma saccharina), Ofenfischchen (Thermobia domestica) und Kammfischchen (Ctenolepisma lineata). Sie werden zwischen 7-20 mm lang.
Besondere Merkmale sind ein abgeflachter, tropfenförmiger, schuppenbesetzter Körper mit schräg nach vorne gerichteten Kopf, der über beißend-kauende Mundwerkzeuge, langgestreckte Taster und vielgliedrige, manchmal körperlange Antennen verfügt. Außerdem befinden sich am Hinterleib 3 Schwanzfäden, die als Sinnesorgane fungieren und vor Feinden warnen. Der Enddarm ist zudem imstande, Wasser aus dem Umfeld aufzunehmen, welches bei Trockenheit das Überleben sichert, ist der natürliche Lebensraum doch auf Feuchtigkeit ausgelegt.
Die Vermehrung erfolgt ohne Paarung, indem Spermienpakete in ein vom Männchen gesponnenes Fadennetz abgelegt werden, die dann die Weibchen aufnehmen. Die Eiablage erfolgt im Boden. Daraus schlüpfen Larven, die den erwachsenen Tieren sehr ähnlich sind. Diese häuten sich etwa alle 10 Tage.