Rosenkäfer (Cetoniinae)

Rosenkäfer bilden eine Unterfamilie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae), die wiederum zur Überfamilie der Scarabaeoidea gehören. Die taxonomische Einordnung der Rosenkäfer ist allerdings umstritten, von einigen Autoren werden die Rosenkäfer als eigenständige Familie in der Überfamilie Scarabaeoidea angesehen.

Die erwachsenen Rosenkäferarten fallen häufig durch ihre Färbung auf, sei es, dass sie metallisch glänzen oder kontrastreich gefärbt sind. Im Gegensatz zu anderen Käferarten können Rosenkäfer ihr zweites Flügelpaar bei geschlossenen Deckflügeln durch einen seitlichen Schlitz entfalten und dann losfliegen. Rosenkäfer ernähren sich von Pollen, Baumsäften und von Früchten mit weichem Fruchtfleisch. Die Larven der Rosenkäfer sind Engerlinge und entwickeln sich im Erdreich, in Pflanzenstreu oder abgestorbenem Holz.

Es gibt weltweit rund 400 Gattungen mit etwa 3000 Arten von Rosenkäfern. Ein Großteil der Rosenkäferarten lebt in den Tropen, so beispielsweise der Goliathkäfer, dessen Larve bis zu 110 Gramm Körpergewicht erreicht und somit das schwerste aller Insekten ist. In Europa vorkommende Rosenkäferarten erreichen diese Größe und dieses Gewicht bei weitem nicht, es sind dennoch auffallende und interessante Arten darunter.

Großer Rosenkäfer (Protaetia speciosissima)
Der biologische Name des Großen Rosenkäfers, auch Großer Goldkäfer genannt, lautet Protaetia speciosissima, wobei speciosissima aus dem Lateinischen kommt und „sehr prächtig“ bedeutet. Die früheren Bezeichnungen Protaetia aeruginosa bzw. Potosia aeruginosa sind veraltet. Der Käfer steht mittlerweile auf der Roten Liste bedrohter Arten und wird in Mitteleuropa nur noch selten gesichtet.

Der Große Rosenkäfer ist mit einer Länge zwischen 22 mm und 28 mm und seinem metallisch in den Farben grün, rot und gold glänzenden Körper eine beeindruckende Erscheinung. Die Eiablage erfolgt in alten Bäumen. Linden, Buchen oder Obstbäume kommen in Betracht, bevorzugt werden allerdings alte Eichen, in deren Stammbereich die Eier an Stellen abgelegt werden, die von Rotfäule befallen sind und sich bereits in Mulm, also zersetztes Holz, verwandelt haben. Bereiche in Bodennähe werden vermieden, alte Spechthöhlen und Bereiche in Wipfelnähe sind dagegen zur Eiablage sehr beliebt, besonders in sonniger und warmer Lage. Die Larven ernähren sich vom Holz der Bäume und erreichen eine Länge bis zu 65 mm. Die Entwicklung zum adulten Käfer dauert 3 Jahre, wobei die letzte Überwinterung bereits als erwachsener Käfer (Imago) erfolgt. Zwischen Mai und Juni sind die Käfer dann an ihren Brutbäumen zur Paarung anzutreffen. Sie ernähren sich von Baumsäften, Blütennektar oder überreifen Früchten und treten dabei gelegentlich in großen Scharen auf. Der frühere Gattungsname Potosia verweist auf dieses massenhafte Auftreten an flüssigen Nahrungsquellen. Er stammt aus dem Griechischen und bedeutet Trinkgelage.

In Bayern und ganz Deutschland ist der Bestand des Großen Rosenkäfers stark gefährdet, laut Roter Liste ist er vom Aussterben bedroht. Er ist durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Die größte bayerische Population ist im Raum Nürnberg bekannt, insbesondere am Schmausenbuck und im Irrhain.

Goldglänzender Rosenkäfer (Cetonia aurata)
Der Goldglänzende oder Gemeine Rosenkäfer ist eine in Deutschland auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehende Käferart. Er war das Insekt des Jahres 2000. Sein taxonomischer Name aurata leitet sich vom lateinischen Wort aurum ab, was Gold bedeutet. Er wird zwischen 14 mm und 20 mm groß und ist in seiner metallisch glänzenden Farbenpracht von grün, blaugrün, blau, blauviolett, bronzefarben bis hin zu gold ein echter Hingucker. Auf den zusammengewachsenen Deckflügeln befinden sich einige weiße Querrillen und Tupfen sowie ein auffälliges weißes Band. Der Käfer ist von Mai bis Juli auf den Blüten von Rosen, Flieder, Holunder, Obstgewächsen und Doldenblütlern anzutreffen und ernährt sich von Blütenpollen, ohne die Pflanzen zu schädigen. Es gibt also keinen Grund, den Käfer zu verjagen, wenn man ihn auf den Rosen im heimischen Garten entdeckt. Seine Eier legt der Goldglänzende Rosenkäfer in modriges Holz von Baumstümpfen, in Komposthaufen und gelegentlich in Ameisenhaufen. Wenige Wochen später schlüpfen die weißen, gekrümmten und bis zu 5 cm langen Larven, die wie bei allen Rosenkäfern als Engerlinge bezeichnet werden. Sie fressen ausschließlich verrottetes Pflanzenmaterial und morsches Holz. In einem aus Erd- und Holzmaterial bestehenden Kokon verpuppen sich die Tiere schließlich nach zwei Jahren Larvenstadium, bis sie sich im Spätsommer zum Imago entwickelt haben. Der fertige Käfer überwintert dann noch einmal im Kokon und schlüpft schließlich im Frühjahr des dritten Jahres. Der Käfer ist durch das Bundesnaturschutzgesetz gesetzlich geschützt, auch wenn er in Bayern noch relativ häufig vorkommt.

Eremit oder Juchtenkäfer (Osmoderma eremita)
Sein deutscher Name Eremit stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Einsiedler. Der Käfer verdankt diesen Namen seiner Lebensweise in Baumhöhlen, die er mitunter sein Leben lang nicht verlässt. Auch deshalb sieht man ihn nur selten. Ein Einsiedler im eigentlichen Sinn ist der Käfer aber nicht. In einer Baumhöhle leben durchaus mehrere erwachsene Exemplare und eine große Zahl an Larven. Seinen Gattungsnamen Osmoderma trägt er wegen des kräftigen Dufts, den er verströmt. Im Griechischen ist osmo der Geruch und derma heißt Haut. Auch seine Bezeichnung als Juchtenkäfer bezieht sich auf seinen Geruch, der als nach Juchtenleder (mit Birkenteeröl behandeltes Rindsleder), gelegentlich auch als nach Aprikose duftend, beschrieben wird. Der Geruch stammt vom Sexuallockstoff, mit dem das Männchen die Weibchen anlockt.

Wenn die Männchen an warmen Tagen in der Öffnung ihrer Baumhöhle sitzen, locken sie mit ihrem Geruch Weibchen aus einer Entfernung von 500 m bis 1000 m an. Die Weibchen legen nach der Befruchtung zwischen 20 und 80 trübweiße Eier in den sog. Schwarzen Mull. Schwarzer Mull ist Mulm, der durch Großpilze entstanden ist, welche Braun- oder Weißfäule bei den Bäumen erzeugen. Die Eier ändern ihre Farbe dann zu gelblich und verdoppeln ihre Größe auf bis zu 5 mm im Durchmesser. Die Larve, die nach 3 Monaten schlüpft und zu Beginn etwa 6 mm lang ist, frißt in den hinteren und feuchteren Bereichen der Höhle den Schwarzen Mull der Höhlenwand und vergrößert daurch die Höhle. Da sie dabei auch das Mycel des Pilzes frißt, hilft sie gleichzeitig dem Baum beim Kampf gegen den Pilz. Das Larvenstadium zieht sich über 3 bis 4 Jahre hin, im Endstadium hat der Engerling eine Größe von bis zu 7,5 cm und wiegt etwa 12 Gramm. Die Larve verpuppt sich schließlich im Herbst in einer Puppenwiege aus länglichen Mulm- und Kotpellets und überwintert als Vorpuppe, wobei sie Temperaturen bis -8°C überstehen kann. Im April oder Mai kommt es dann zur Verpuppung, im Mai oder Juni schlüpft dann der fertige Eremit. Als Imago lebt der männliche Käfer nur wenige Wochen und stirbt nach der Paarung. Weibliche Käfer werden höchstens 3 Monate alt und sterben nach der Eiablage.

Bei der Baumart ist der Käfer nicht wählerisch, wichtig ist ihm, dass es im Baum geeignete, feuchte und warme Höhlen mit reichlich Mulm gibt. 50 Liter feuchter, aber nicht zu nasser Mulm dürfen es schon sein. Die Höhle befindet sich in der Regel in einer Höhe von 10 m bis 25 m. Je älter der Baum ist, umso besser, da nur in alten Bäumen die benötigten Höhlen entstehen können. Laubbäume wie Eichen, Linden, Weiden oder Buchen mit großem Stammumfang besiedelt der Eremit am liebsten, er akzeptiert aber auch Eschen, Kastanien, Walnussbäume und mit Eiben sogar Nadelbäume. Da es in unserer Kulturlandschaft immer weniger der alten Baumriesen gibt, verliert der Eremit zunehmend an Lebensraum.

Der ausschließlich in Europa beheimatete Eremit ist in Bayern in allen Laubwaldgebieten in Höhenlagen bis 550 m verbreitet. Der Eremit lebt oftmals während seines gesamten Lebens in seiner Baumhöhle, lediglich weibliche Tiere verlassen manchmal ihren Brutbaum auf der Suche nach einem neuen Standort. Weiter als 200 m entfernen aber auch sie sich nicht von ihrer alten Bruthöhle. Der Eremit besitzt eine Körperlänge zwischen 23 mm und 39 mm und ist 14 mm bis 19 mm breit. Er hat eine unspektakuläre braunschwarze Färbung und schillert ein bißchen metallisch, so als wäre er mit Lack überzogen. Kopf, Halsschild und Deckflügel sind gepunktet und etwas runzelig. Er ist laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und wird in den FFH-Richtlinien in den Anhängen II und IV erwähnt. Er gilt als Schirmart, was bedeutet, dass durch seinen Schutz nicht nur er selbst, sondern ein gesamter Lebensraum mit einer großen Anzahl anderer Arten geschützt wird.

Nashornkäfer (Oryctes nasicornis)
Der bis zu 4 cm lange, kastanienbraune Nashornkäfer ist eine beeindruckende Erscheinung und zählt zu den größten Käfern Europas. Das auffällige Horn, das er auf der Oberseite seines Kopfes trägt, erklärt seinen Namen. Insbesondere bei den männlichen Käfern ist es groß und gebogen, die weiblichen Tiere besitzen eher einen Höcker. Der natürliche Eiablageort sind tote, morsche oder absterbende Baumstämme oder dicke Äste, deren Holz bereits zu Mulm zersetzt ist. Da sein eigentlicher Lebensraum in unserer aufgeräumten Kulturlandschaft nur noch selten zu finden ist, hat sich der Nashornkäfer zu einem Kulturfolger entwickelt. Seine Eier legt er nun oft in Kompost- und Misthaufen ab sowie in Haufen von Sägemehl und Hackschnitzel bei Sägewerken. Sein Lebensraum umfasst Gärten im Siedlungsgebiet genauso wie Wälder, Alleen oder einzelne Baumgruppen. Man bekommt die Käfer trotzdem nur sehr selten zu Gesicht, da die erwachsenen Krabbeltiere dämmerungs- und nachtaktiv sind und nur wenige Monate leben. Bessere Chancen bestehen bei den Larven, wenn dem Käfer ein Komposthaufen zur Eiablage diente. Über einen Zeitraum von 5 Jahren wachsen die weißlichen, zylinderförmigen Engerlinge heran und werden bis zu 10 cm lang und fingerdick. Beim Umsetzen eines Komposthaufens ist also Vorsicht geboten, um die Larven nicht zu verletzen. Sie ernähren sich von verrottetem Holz und anderen abgestorbenen Pflanzenteilen, aber nicht von Pflanzenwurzeln. Sie sind also keine Schädlinge, sondern ganz im Gegenteil Nützlinge, die zur Bildung von guter Gartenerde im Kompost beitragen.

Neben dem charakteristischen Horn besitzen die männlichen Käfer im hinteren Bereich des Halsschilds eine aus 3 Höckern bestehende Verdickung. Weibliche Käfer besitzen diese nicht. Die Oberseite der Käfer ist unbehaart, auf der Unterseite sind jedoch fuchsrote abstehende Haare zu erkennen. Die Schienen aller 3 Beinpaare sind abgeflacht und verbreitert und dienen zum Graben. Aufpassen muss der Nashornkäfer vor der Gelbköpfigen Dolchwespe. Sie legt ein Ei auf die Larve des Nashornkäfers. Die Wespenlarve frisst dann Stück für Stück die Nashornkäferlarve und tötet diese dadurch.

Gebänderter Pinselkäfer (Trichius fasciatus)
Wer nur flüchtig hinschaut, könnte den Gebänderten Pinselkäfer glatt mit einer Hummel verwechseln. Der zwischen 9 mm und 12 mm große Käfer trägt auf seinen hellgelben bis dunkelorangen Flügeldecken jeweils eine schwarze Zeichnung aus zumeist 3 Punkten und Streifen, die bei jedem Tier anders gestaltet sind. Der übrige Körper ist an Ober- und Unterseite mit einem dichten wolligen Kleid aus rötlichen, gelben und weißen Haaren bedeckt. Diese Ähnlichkeit mit Hummeln soll dem völlig harmlosen Käfer besseren Schutz vor Fressfeinden bieten. Der Gebänderte Pinselkäfer kommt stellenweise im Bergland relativ oft vor. Im Bayerischen Wald gibt es noch ziemlich große Käferpopulationen. Im Flachland macht er sich eher rar. Offene Flächen wie Lichtungen oder Wiesen in und an Wäldern sind sein bevorzugter Lebensraum. Zur Eiablage braucht der Käfer morsche Laubbäume, am liebsten sind ihm Buchen und Birken. Das Larvenstadium, in dem sich die Engerlinge in Gängen durch das abgestorbene Holz nagen und die Gänge hinter sich mit der verdauten Holzmasse wieder verstopfen, dauert 2 Jahre. Danach erfolgt die Verpuppung in einem Kokon aus Holzmasse und Kot, bis dann im Juni der fertige Käfer schlüpft. Hauptsächlich im Juni und Juli, gelegentlich bis September, sind die Tiere dann auf Doldenblüten, aber auch auf den Blüten von Rose, Brombeere, Thymian, Margerite, Weißdorn und anderen Pflanzen beim Naschen von Pollen oder bei der Paarung zu entdecken.

Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta)
Der Trauer-Rosenkäfer erreicht eine Größe von 8 mm bis 12 mm. Er besitzt einen glänzend schwarzen Körper, der mit jeder Menge kleiner weißer Punkte auf den Flügeldecken, dem Halsschild und der Körperunterseite überzogen ist. Wenn sie noch nicht abgerieben wurden, bedecken auch kleine weiße Haare den Käferkörper. Zwischen Mai und Juli ist das wärmeliebende Insekt an Waldrändern und auf blühenden Wiesen zu entdecken. Sein Hauptverbreitungsgebiet liegt in Nordafrika und rund ums Mittelmeer, aber auch bei uns ist er heimisch. Im 19. Jahrhundert war er in Bayern noch recht häufig anzutreffen, bis vor einigen Jahren galt er in Deutschland dann als stark gefährdet und stand z.B. 2003 noch auf der Roten Liste gefährdeter Arten. In Bayern war er sogar vom Aussterben bedroht. In den letzten Jahren hat sich der Bestand jedoch deutlich erholt und der Trauer-Rosenkäfer ist in Bayern und anderen Gegenden Deutschlands mittlerweile wieder häufiger anzuteffen. Er gilt nicht mehr als gefährdet. Ein Grund dafür dürfte der Klimawandel sein, der in unseren Breitengraden die Lebensbedingungen für den Käfer deutlich verbessert hat. Selbst im kühlen Bayerischen Wald findet man den wärmeliebenden Käfer mittlerweile, was sich die Entomologen bisher nicht recht erklären können.

Die ausgewachsenen Käfer fressen Blütenpollen, besonders begehrt sind Wiesen-Flockenblume, Gelbe Skabiose, Acker-Witwenblume und Große Klette. Bei ungünstigem Wetter sitzen die Käfer gerne in Gruppen in geeigneten Blüten wie beispielsweise halbgefüllten Rosenblüten. Die befruchteten Eier legen die Weibchen einzeln und in geringer Anzahl im Boden ab. Die bis zu 3 cm großen Larven ernähren sich von Pflanzenwurzeln. Die Imagines schlüpfen noch im selben Spätsommer oder Herbst und überwintern bis zum nächsten Frühling im Erdreich.

Weitere Rosenkäferarten sind beispielsweise der auch in Bayern lebende Südöstliche Pinselkäfer (Trichius sexualis), der Glattschienige Pinselkäfer (Trichius gallicus), der außer in Bayern in ganz Deutschland heimisch ist, oder der in Bayern stark gefährdete Bronzegrüne oder Marmorierte Rosenkäfer (Protaetia lugubris).